Projekt 13536/01

Weiterbildung und Beratung sowie zentrale Koordinierung der Wiederverwertung historischer Baumaterialien und Bauteile zum Erhalt wertvoller Kulturgüter am Beispiel des Denkmalpflegehofes Gernewitz (Thüringen)

Projektdurchführung

Denkmalhof Gernewitz gGmbH
Gernewitzer Str. 30
07646 Stadtroda

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Modellhafte Einrichtung eines Verbundes von Recyclingbetrieben, welcher die Möglichkeit eines flächendeckenden Baustoffrecycling erprobt und eine zentrale Erfassung des Lagerbestandes und die Vermittlung von Baustoffsuchenden und -anbietern an den für ihn nächstgelegenen Recyclingbetrieb ermöglicht. Durch speziell erarbeitete Seminare, Informationen, Beratungen und Öffentlichkeitsarbeit sollen Erfahrungen und Wissen vermittelt und bestehende Unsicherheiten und Vorbehalte bzgl. des Umgangs mit hist. Baumaterialien bei allen am Altbaugeschehen Beteiligten abgebaut werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNach Abschluss einer Bestandsaufnahme aller bereits bestehender Recyclingbetriebe in Thüringen werden eingehend die Möglichkeiten einer Kooperation abgeklärt und ggf. Vereinbarungen zum Informations- und Datenaustausch getroffen.
In Gebieten, in denen keine Recyclingbetriebe bestehen, wird nach entsprechenden Partnern gesucht.
Die im Denkmalhof Gernewitz bestehende Datenbank, mit der die gesamte Verwaltung des Lagerbestandes sowie das Bestell- und Rechnungswesen bearbeitet wird, wird für die an einem Datenverbund interessierten Recyclingbetriebe unter Berücksichtigung der jeweiligen betrieblichen Besonderheiten und Bedürfnisse modifiziert.
Daneben werden spezielle Seminarangebote für alle relevanten Zielgruppen erarbeitet:
a) Praxisseminare für Existenzgründer und Betriebe ohne größere Projekterfahrung
b) Seminare für Betriebe mit langjähriger Erfahrung im Baustoffrecycling mit dem Schwerpunkt Qualitätssicherung bei historischen Baumaterialien
c) Seminare für Handwerksbetriebe, Architekten, Behördenvertreter usw.
Zu allen durchgeführten Seminaren werden Seminarbände erstellt, welche in der Praxis als konkrete Arbeitsanleitung und -hilfe dienen.


Ergebnisse und Diskussion

Mit den 14 erfassten Bergehöfen wurde bereits eine gute Zusammenarbeit erreicht, so dass die Vermittlung von Aufträgen zur Bergung bzw. zur Abgabe von histor. Baumaterial recht gut funktioniert. Durch das flächendeckende Recyclingnetz wird eine Steigerung der geborgenen Baumaterialien erreicht und dadurch die Wiederverwendung im Rahmen der Instandsetzung und Instandhaltung von historischen Gebäuden merklich erhöht. Auf Grund dessen treten umweltentlastende Effekte ein, die aber bei weitem noch nicht den Umfang erreicht haben, den wir uns wünschen.
Auch wenn wir intensiv für dieses Thema werben und die Vorteile:
Einsparung natürlicher Ressourcen, Einsparung von Energien, Verringerung des Müllanfalls, Einsparung von wertvollem Deponieraum, Erhaltung von handwerklichem und historischem Kulturgut, Erfüllung denkmalpflegerischer Erfordernisse, Schaffung von Arbeitsplätzen immer wieder aufführen, haben wir es mit einem Heer von Skeptikern, Gegnern und Ignoranten zu tun. Unsere Wegwerfgesellschaft leistet sich tagtäglich, eine besondere Sorg- und Verantwortungslosigkeit auf diesem Gebiet.
Es bestehen aber auch objektive Grenzen wie:
große Lagerkapazitäten werden benötigt und müssen finanziert werden; der Bedarf ist kaum abzuschätzen; die Dimensionen der ursprünglichen Verwendung stimmen selten mit den neuen Maßen überein ; Unsicherheit bei Fragen der Gewährleistung und Belastbarkeit der Materialien; hohe Personalkosten ma-chen wirtschaftliches Kalkulieren und Arbeiten fast unmöglich.
Auch der Bauherr lehnt oftmals den Einsatz historischer Baustoffe ab. Dramatisch stellt sich aus unserer Sicht die Unkenntnis des Themas bei Architekten und auch Mitarbeitern der Denkmalschutz- und Bauämter dar. Und nicht zuletzt haben die zuständigen Stellen der Arbeitsförderung oftmals Probleme, das öffentliche Interesse dieses Themas zu erkennen.
Die im Bescheid gestellten Auflagen wurden über den gesamten Projektzeitraum konsequent eingehalten. Das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege ist umfassend über den Verlauf des Projektes informiert und unterstützt das Anliegen nach Kräften. Zu den Denkmalpflegehöfen in Liepen und Steinfurt ist ein wirklich enger Kontakt entstanden. Dazu gehören regelmäßige Erfahrungsaustausche und persönliche Treffen. (letztes Treffen am 23.August 2002 in Gernewitz) Höhepunkt der Zusammenarbeit wird der gemeinsame Auftritt als Aussteller im Oktober/November auf der Denkmalmesse in Leipzig sein.
Es verbleiben folgende Punkte/Aufgaben, die im Rahmen dieses Projektes nicht gelöst werden konnten:
1. unterschiedlicher Bestand an Hart- und Software in den Betrieben - kann nur durch die Betriebe selbst verändert werden, wobei einheitliche Lösungen auf Grund von subjektiven Faktoren nicht realisierbar erscheinen
2. unterschiedlicher Wissensstand im Bereich Computerarbeit - könnte durch organisierte Schulungen angeglichen werden, sofern diese für die Betriebe zeitlich und finanziell erschwinglich sind
3. unterschiedliche Auffassung bzw. Handhabung zur Erfassung des Lagerbestandes - kann nur durch ständigen Kontakt, regelmäßiges abfragen, zentrale und Vor-Ort-Schulungen gelöst werden
4. unterschiedliche Beschreibung der Bauteile bzw. -materialien - kann nur durch die Ausarbeitung eines Kataloges gelöst werden


Fazit

Die Arbeit einer Leitstelle erfordert einen relativ hohen Personalaufwand.
Wie die Erfahrung aus dem Verlauf dieses Projektes zeigt, kann Aktualität und Qualität nur gewährleistet werden, wenn ständig ein Ansprechpartner zu erreichen ist und der Bestand kontrolliert wird.
Die Kosten dafür müssten auf die Mitgliedsbetriebe umgelegt werden, was für viele in absehbarer Zeit noch nicht finanzierbar ist.

Übersicht

Fördersumme

70.174,81 €

Förderzeitraum

28.09.1999 - 05.12.2002

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Kulturgüter
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation