Projekt 13023/01

Förderschwerpunkt Biotechnologie: Workshop: Praxisnahe Implementierung biotechnologischer Verfahren in mittelständischen Textilbetrieben

Projektdurchführung

DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V.
Theodor-Heuss-Allee 25
60486 Frankfurt

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Durch zunehmende Verknappung von Rohstoffen, steigende Umweltbelastungen und steigende Kosten für die Beseitigung von Abfallprodukten industrieller Prozesse kommt der Umweltbiotechnologie wachsende Bedeutung zu. Die Textilindustrie gilt als ein Kernbereich möglichen Wandels von end-of-pipe-Technologien zu produktionsintegriertem Umweltschutz. Um Interessenvertretern der Textilindustrie den Gedanken des produktionsintegrierten Umweltschutzes durch Biotechnologie nahe zu bringen, wurde durch die DECHEMA e. V. o. g. Workshop organisiert. Ziel war es, den Informationsfluss und Wissenstransfer bezüglich des tatsächlichen bzw. potenziellen Einsatzes biotechnologischer Verfahren und Produkte im Textilbereich zu verbessern. Ressentiments, die durch negative Erfahrungen mit nicht ausgereiften biotechnologischen Verfahren entstanden sind, sollten abgebaut werden; ferner sollten neue Entwicklungsprojekte angeregt und hierzu potenzielle Partner zusammengeführt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur inhaltlichen Vorbereitung des o.g. Workshops wurde der Zusammenhang zwischen ökologischen und ökonomischen Vorteilen umweltbiologischer Verfahren an einem Beispiel ebenso aufgezeigt wie ihre einwandfreie Funktionsfähigkeit. Demonstrationsverfahren war die enzymatische Zerstörung von Restperoxid im Anschluss an die oxidative Bleiche von Wirkwaren mittels Wasserstoffperoxid durch Enzyme (Peroxidasen), da es seit 2 Jahren bei der Windel Textil GmbH eingesetzt wird und so mit dem traditionellen Prozess unmittelbar in Vergleich gesetzt werden kann. Der Nachweis ökologischer und ökonomischer Vorteilhaftigkeit des biotechnologischen Verfahrens wurde in Form einer Kostenvergleichsanalyse erbracht, bei der dem biotechnologischen das herkömmliche Verfahren unter ceteris paribus-Bedingungen gegenüber gestellt wurde.
Des Weiteren wurden zur Vorbereitung des Workshops durch Hospitation beim Projektpartner F&E-Ziele im Bereich der Textilveredlung identifiziert, die als Diskussionsgrundlage des Workshops dienten. Gleichzeitig wurde Fachliteratur entsprechend der Belange des Workshops komprimiert aufbereitet und als Informationsmaterial den Teilnehmern des Workshops vorab zur Verfügung gestellt.


Ergebnisse und Diskussion

Der zweitägige Workshop wurde durch eine konstruktive Zusammenarbeit der Dechema e. V. mit den beteiligten Kooperationspartnern Windel Textil GmbH & Co, Bielefeld, und Gesamtverband der deutschen Textilveredlungsindustrie e. V., TVI-Verband, Eschborn, vorbereitet und am 27./28.01.1999 durchgeführt. Somit gilt, dass die beantragte Projektlaufzeit von 5 + 2 Monaten (siehe Anhänge I und II, Projektbeginn: 01.08.1998, Projektende: 28.02.1999; ursprünglich 01.09.1998 - 31.01.1999) eingehalten wurde. Alle Aktivitäten bewegten sich im Rahmen der dem Projektantrag zugrunde liegenden Kostenkalkulation. Zur Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Veranstaltung kamen alle Projektbeteiligten den im Antrag formulierten speziellen Aufgabenstellungen nach. Dies gewährleistete, dass für den Workshop personifiziertes Expertenwissen aus den Bereichen Biotechnologie, Mikrobiologie, Chemische Industrie und Textilindustrie rekrutiert werden konnte. Durch die inhaltliche Vorbereitung des Workshops gelang es, die verschiedenen Fakultäten in einer zielgerichteten, interdisziplinären Diskussion zusammenzuführen. Somit war es möglich, einen Wissenstransfer bezüglich des bisher realisierten, aber auch des potenziellen Einsatzes biotechnologischer Verfahren in der Textilveredlung vor dem thematischen Hintergrund des produktionsintegrierten Umweltschutzes zu realisieren. Aus der Diskussion und dem damit verbundenen fachübergreifenden Wissenstransfer entstanden während des Workshops keine konkreten Verfahrensvorschläge. Jedoch wurden in einer Prioritätenliste eine Vielzahl von Handlungsfeldern für verschiedenste Prozessstufen der Textilveredlung identifiziert, innerhalb derer der Einsatz biotechnologischer Verfahren wünschenswert und möglich erscheint. Aus der Veranstaltung resultierte die Erkenntnis, dass solche Einsatzmöglichkeiten für Unternehmen Minderungen des Ressourceneinsatzes, Verringerung/Vermeidung von Emissionen und somit Kostensenkungen bedeuten können. Die Veranstaltung zeigte weiterhin, dass die bisher als unzureichend anzusehende Anwendung biotechnologischer Verfahren nicht auf Ressentiments seitens der Textilveredlungsindustrie gegenüber dieser Art von Technologien zurückzuführen ist. Vielmehr besteht hier Technologiebedarf, allerdings ein Bedarf an anwendungsreifen, in ihrer verfahrenstechnischen Sicherheit über Erstanwendungen hinausgehender Verfahren. Den KMU in der Textilveredlung fehlen i.d.R. die technischen und finanziellen Mittel, um Ergebnisse der Forschung in Verfahren zu überführen bzw. verfahrenstechnische Erkenntnisse auf die unternehmensspezifischen Gegebenheiten zu adaptieren. Insofern darf das Ziel des Workshops als erreicht betrachtet werden, da es gelungen ist, Anbieter aus Wissenschaft und Industrie und Anwender als potenzielle Partner von Entwicklungsprojekten zusammenzuführen, den gegenseitigen Informations- und Handlungsbedarf zu ermitteln sowie die Basis für den entsprechenden projektbezogenen Informationsaustausch zu bieten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse der ökonomischen Analyse wurden auf folgenden Veranstaltungen vorgestellt:
· Jahreskolloquium des Karl-Winnacker-Instituts der DECHEMA e. V., Frankfurt, 26.11.98
· Textilworkshop bei der Windel Textil AG, Bielefeld, 27./28.01.99
· Vortragsprogramm der Fachausstellung Umweltbiotechnologie im Rahmen der TerraTec 99, Leipzig, 04.03.99
Presseberichte über die Veranstaltung und die Ergebnisse erschienen in folgenden Publikationen:
· Neue Westfälische Zeitung vom 01.02.99
· Westfalen Blatt vom 29.01.99
· UmweltMagazin 3/99
· UmweltMagazin 4/99
· Internet: http://www.dechema.de/deutsch/sell/sell1/pages/twshop.htm


Fazit

Das Förderprojekt erreichte das Ziel, verbesserten Informationsfluss und Wissenstransfer bezüglich des tatsächlichen und potenziellen Einsatzes biotechnologischer Verfahren und Produkte im Textilbereich zu ermöglichen. Mögliche Handlungsfelder für Entwicklungsprojekte wurden identifiziert und potenzielle Kooperationspartner zusammengeführt. Die Vorgehensweise Workshop erwies sich als zweckmäßig.
Aus dem Projekt resultiert jedoch auch die Erkenntnis, dass der Bedarf der Textilindustrie an umwelt-schonenden und kostengünstigen biotechnologischen Verfahren über das Realisieren von Insellösungen hinausgeht. Deshalb sollte bei kurzfristiger Lösung drängender Probleme der Branche das Augenmerk der Förderungs- und Forschungslandschaft langfristig darauf gerichtet sein, eine Vielzahl biotechnologischer Verfahren zu entwickeln und anzubieten, die je nach unternehmensspezifischen Gegebenheiten angepasst und eingesetzt werden können. Da hierzu eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und anwendender Industrie im Sinne abgestimmter zielgerichteter Tätigkeit notwendig erscheint, kann der vom Workshop ausgehenden Anregung, einen entsprechenden Forschungsverbund zu organisieren, hohe Bedeutung zukommen.

Übersicht

Fördersumme

43.357,55 €

Förderzeitraum

10.08.1998 - 02.11.1999

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Umweltkommunikation
Umwelttechnik