Nachhaltige Wasserwirtschaft – Entwicklung eines Bewertungs- und Prüfsystems
Projektdurchführung
Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH
10709 Berlin
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Forderungen nach einer Harmonisierung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Interessen im Sinne des Leitbildes Nachhaltige Entwicklung werden auch in der Wasserwirtschaft intensiv diskutiert. Allerdings sind aufgrund der sehr unterschiedlichen Nutzungsinteressen an die Ressource Wasser Fragen nach einer im Sinne von Nachhaltigkeit richtigen Gestaltung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen nicht leicht zu beantworten. Die Komplexität von Ursachen und Wirkungen wasserwirtschaftlicher Aktivitäten, aber auch die im Kontext der Nachhaltigkeitsdiskussionen aufgestellten Forderungen nach Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei der Entwicklung von Entscheidungen erfordert neue Wege bei der Vorbereitung und Umsetzung von Planungsprozessen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Rahmen des Vorhabens wurde ein Verfahren entwickelt, das Entscheidungsträger der Wasserwirtschaft dabei unterstützen soll, wasserwirtschaftliche Planungsalternativen in den Kontext der Ziele des Leitbildes Nachhaltige Entwicklung zu stellen und vergleichend zu bewerten. Projektstrategie zur Lösung dieser Aufgabe war es, die Entwicklung des Bewertungssystems am Beispiel eines lebenden Objektes, nämlich an wasserwirtschaftlichen Szenarien für den Ballungsraum Berlin/Brandenburg, durchzuführen und zu evaluieren. Die hohe Abstraktionsebene des Leitbildes Nachhaltige Entwicklung, aber auch die große Bandbreite des wasserwirtschaftlichen Aufgabenspektrums erforderte dabei eine stark strukturierte Vorgehensweise mit einzelnen aufeinander aufbauenden Arbeitsschritten. Die Bausteine des Bewertungsprozesses reichen von einer Bestandsaufnahme zur Nachhaltigkeitsdiskussion und regionaler Problemanalyse der Wasserwirtschaft, beispielhaft durchgeführt am Ballungsraum Berlin/Brandenburg, über die Entwicklung von Indikatoren als Rahmen einer Bewertung bis hin zur Entwicklung von Bewertungshilfsmitteln und der Durchführung einer exemplarischen Bewertung als zentraler Projektaufgabe.
Ergebnisse und Diskussion
Im Rahmen des Vorhabens wurde als Projektstrategie konsequent eine integrative Betrachtung der komplexen Ursache-Wirkungsbeziehungen der Wasserwirtschaft verfolgt, indem unterschiedliche Bewertungsansätze der verschiedenen Fachdisziplinen in des Gesamtkonzept einflossen. So wurden in dem Vorhaben Methoden der Energie- und Stoffstromanalyse mit regionalen Bewertungsansätzen des Grundwassers, der Oberflächengewässer sowie von Landschaft und Naturraum gekoppelt und damit eine Integration verschiedenster regionaler und globaler Problemfelder erreicht.
Der Ablauf des Verfahrens basiert auf verschiedenen systematisch aufeinander aufbauenden Arbeits-schritten, die in ihrer Abfolge einen allgemein nachvollziehbaren bewertenden Vergleich ausgewählter Alternativszenarien ermöglichen. Im Rahmen des Vorhabens wurden alle Arbeitsschritte praxisnah am Beispiel von wasserwirtschaftlichen Problemstellungen des Ballungsraumes Berlin/Brandenburg entwickelt und erprobt.
Erster Arbeitsschritt und Einstieg in den Bewertungsprozess war eine Analyse der regionalen wasserwirtschaftlichen Problemlage im Kontext des Leitbildes Nachhaltige Entwicklung. Auf dieser Grundlage erfolgte die Entwicklung von wasserwirtschaftlichen Zukunftsszenarien, die mit der aktuellen Situation, dem IST-Zustand, hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit verglichen werden sollten. Auf Basis der im Rahmen des Vorhabens für den Ballungsraum Berlin/Brandenburg identifizierten vorrangigen Problemfelder Ge-wässergüte, regional unzureichendes Wasserdargebot sowie der allgemeinen Problematik des Verbrauchs endlicher Ressourcen wurden exemplarisch fünf wasserwirtschaftliche Zukunftsszenarien erarbeitet.
Nächster wesentlicher Arbeitsschritt war die Entwicklung von Indikatoren, die in ihrer Kombination einen reproduzierbaren Rahmen für die Bewertung von Szenarien liefern und dabei den Bezug zum überge-ordneten Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung gewährleisten. Das Indikatorensystem wurde unter Berücksichtigung der nationalen und internationalen Diskussion zu Nachhaltigkeitsindikatoren entwickelt und auf die spezifischen sektoralen Anforderungen der regionalen Wasserwirtschaft zugeschnitten. Dabei bildeten die Auswirkungen wasserwirtschaftlicher Maßnahmen auf die Umwelt einen Schwerpunkt der Betrachtung. Des weiteren wurden in begrenztem Umfang Indikatorenvorschläge zur Beschreibung von wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Wasserwirtschaft entwickelt. Hieran anschließend erfolgten umfangreiche Datenrecherchen, Berechnungen und Vorhersagen der Indikatorenausprägungen in den aufgestellten Szenarien. Die Ergebnisse wurden in einer Entscheidungsmatrix zusammengestellt, welche als Grundlage für die Anwendung softwarebasierter Bewertungsmethoden diente.
Der letzte Arbeitsschritt erfolgte nach Anpassung vorhandener Bewertungsverfahren an die Projektaufgabe. Im Vorhaben kam schwerpunktmäßig die Hasse-Diagramm-Technik (HDT) zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe sollte das Ziel erreicht werden, die Szenarien nur auf Basis der Indikatorendaten nach dem Grad ihrer Nachhaltigkeit zu sortieren. Die dadurch herausgearbeiteten Zielkonflikte verwiesen auf die Notwendigkeit, Bewertungsverfahren einzusetzen, die die Wichtung von Zielen erlauben. In der Kombination von HDT mit dem Promethee-Verfahren konnten dann exemplarisch klare Entscheidungen erarbeitet werden. Eindeutige Rangfolgen der aufgestellten Szenarien konnten hinsichtlich des Grades ihrer Nachhaltigkeit gebildet werden und ein Vorzugsszenario war klar erkennbar. Aufbauend auf den Projektergebnissen wurde eine Broschüre erstellt, in der alle wesentlichen zur Bewertung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen notwendigen Arbeitsschritte übersichtlich zusammenfasst sind.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Präsentation der Projektphilosophie als anerkanntes Weltweites Projekt der EXPO2000. Darstellung des Bewertungsverfahrens im Internet (URL: http://www.criterion.de). Erstellung der Broschüre Leitfaden Nachhaltige Wasserwirtschaft- ein Weg zur Entscheidungsfindung, ISBN 3-00-007985-8, 1. Auflage 500 Stück. Projektpräsentationen: Durchführung eines Workshops mit der Umweltverwaltung der Stadt Freiburg in Freiburg, April 2000; eigene Veranstaltung im internationalen Kongress Wasser Berlin, Oktober 2000; Durchführung einer 2tägigen Fachtagung vom 27.-28. Juni 2001 in Berlin mit Dokumentation in der Schriftenreihe Wasserforschung, 7, 350 Seiten (ISBN 3-00-007764-2), diverse Workshops mit Umweltverwaltungen der Berliner Region und den Berliner Wasserbetrieben. Messen: IFAT 1999, IFW 2000. Das Bewertungsverfahren soll von der Fa. Criterion-Bewertung und Informationsmanagement, Ausgründung aus dem IGB, weiter genutzt werden.
Fazit
Die entwickelte Methode ermöglicht den systematischen Vergleich wasserwirtschaftlicher Maßnahmenalternativen im Kontext der Vorgaben des Leitbildes Nachhaltige Entwicklung. Methodisch ist das Verfahren so angelegt, dass Software unterstützte Arbeitsschritte zur Entscheidungshilfe herangezogen werden können, ohne dabei aber die kritische Diskussion unter Fachleuten ersetzen zu wollen. Mit der Entwicklung der Broschüre Leitfaden Nachhaltige Wasserwirtschaft sind die Projektergebnisse auf andere Regionen übertragbar und können dort von Entscheidungsträgern bei der Durchführung von Bewertungsprozessen herangezogen werden.
Fördersumme
1.015.560,15 €
Förderzeitraum
05.06.1998 - 05.06.2001
Bundesland
Berlin
Schlagwörter
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik