Umweltbildung für Kinder zur Erhaltung der Streuobstwiesen
Projektdurchführung
NatureLife-International
Bahnhofstr. 35
71638 Ludwigsburg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Erhalt des Lebensraums Streuobstwiesen durch vertiefende, affektive und kognitive Begegnung und Sensibilisierung von Vorschul- und Grundschulkindern durch das Produkt. Förderung von Identifikation für den Lebens- und Erlebnisraum Streuobstwiese und Stärkung der Akzeptanz für heimische Produkte.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNach der Erstellung von Materialien zum Thema Wie kommt der Apfel in die Flasche?, die zur Sensibilisierung der Kinder aber auch zur Information der Erzieherinnen, Lehrer und Lehrerinnen sowie der Familien erstellt wurden, wurde in ausgewählten Kindergärten in Modelllandkreisen (ländlich und städtisch orientiert) mit Vor-Ort-Aktionen in Kooperation mit privaten Naturschutzverbänden, Obst- und Gartenbauvereinen, Kommunen und Landkreisen mit der Implementation der Materialien und des Themas an sich begonnen. Apfelverkostungen, Geschmackstests, Herstellen von eigenem Saft, Kochen und Backen mit Äpfeln und Birnen als Basis für die Entwicklung eines natürlichen Geschmacksempfindens und Grundvoraussetzung für die Bevorzugung einheimischer Produkte aus Streuobstanbau sind Beispiele für einen Projekteinstieg übers Produkt. Danach wurden die Bezüge zum Lebensraum Streuobstwiese , zum Heimatraum und zum eigenen Verhalten aufgezeigt. Weiterhin wurde in Kooperation mit Vereinen und Kommunen Streuobstpatenschaften initiiert, in denen Kinder auch bei der Pflege der Bäume, der Obsternte, dem Abliefern des Obstes und der Herstellung des eigenen Saftes involviert waren (learning by doing).
Ergebnisse und Diskussion
Das Projekt wurde so gewählt, dass bei Einsatz der erprobten Materialien Personen ohne ökologische Vorbildung spannend, zielorientiert und mit großem Spaßfaktor Streuobstwiesen und deren ökologischen und landschaftsästhetischen Wert vorstellen können. Der erfolgsversprechenste Ansatz war der Einstieg über Produkte aus der Streuobstwiese und ganz praktische Arbeiten in der Streuobstwiese.
Beim Herstellen von eigenem Saft wird dieser Prozess transparent und das Produkt naturtrüber Apfelsaft gelangt aus der Anonymität der Nahrungsmittelerzeugung heraus, Regionalität und Saisonalität sind hier die Stichworte. Plötzlich bekommt auch das bisher vielleicht vernachlässigte Stückle einen höheren Stellenwert. Fragen der Kinder an die Eltern wie Haben wir auch eigene Äpfel? oder Wo ist unsere Streuobstwiese? sprechen für sich. Beim Probieren verschiedener Apfelsorten und von frisch gepresstem Saft werden Geruchssinn und Geschmackssinn intensiv angesprochen. Über diesen tätigkeitstheoretischen Ansatz lassen sich dann die naturschützerischen Elemente viel leichter vermitteln. So entsteht bei den Kindern ein ganzheitliches Bild dieses schützenswerten Lebensraums mit vielerlei Zugangsmöglichkeiten und Anknüpfungspunkten.
Für den Schutz dieses Lebensraums ist diese ganzheitliche Herangehensweise unabdingbar, hat sich doch in den Modelllandkreisen gezeigt, dass vor allem die Kinder im städtisch geprägten Raum mit Obstbaumwiesen gar nichts anfangen konnten und die Kinder aus dem ländlichen Raum auch nur sehr wenig wussten. Auch Eltern und Erzieherinnen bekamen vielfach erste Impulse oder einen neuen Zugang zum Thema, was hoffnungsvoll stimmt. Für viele sind solche Projekte auch erste Erkundungen des Heimat-raums, die Identifikation mit diesem schaffen.
Weiterhin wurde vielfach deutlich, dass es grundsätzlich am Bewusstsein der Betreuungspersonen mangelte, Naturthemen in den Kindergartenalltag zu integrieren. Hier zeigte sich deutlich, dass solche Themen auch in der Erzieherinnenausbildung nur eine untergeordnete Rolle spielen. So gab das Projekt auch einen Impuls für ein Ausbildungsprojekt an den Fachschulen für Sozialpädagogik, das von der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg fürs dortige Umweltministerium durchgeführt wurde.
Erschreckend gering waren auch die Kenntnisse über die Verarbeitung der Produkte bei den Erwachsenen. Selbst früheres Alltagswissen wie etwa die Herstellung von Apfelbrei oder Apfelküchle war nicht mehr präsent. Aktionen mit den Landfrauen helfen, diese Lücke zu schließen. Innovative oder neu aufle-bende Produkte wie die Herstellung von Apfelchips mit einem solaren Trockner, wie ihn die Universität Hohenheim entwickelt hat, gaben dem Projekt weitere Impulse und sind zukunftsweisend.
Die Einbindung der lokalen und regionalen Saftwirtschaft ins Projekt konnte nur eingeschränkt ausgeführt werden, da der Themenschwerpunkt im Bereich Umweltbildung und Vorschulerziehung lag (s. Projekttitel). Unter ganzheitlichen Aspekten muss dieser Aspekt auch in einem Umweltbildungsprojekt eingebunden sein, um bereits den Jüngsten in der Gesellschaft und vor allem den Familien die Zusammenhänge zwischen Landschaft - Wertschöpfung aus der Landschaft und Erhaltung von Landschaft und Lebensräumen zu verdeutlichen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Vor-Ort-Aktionen in den Modelllandkreisen wurden mit lokaler Pressearbeit begleitet. Die aus dem Projekt entwickelten Materialien kommen in der Umweltbildungsarbeit der Umweltakademie Baden-Württemberg und darüber hinaus zum Einsatz. Unter www.suub.de wird das Projekt vorgestellt .
Fazit
Die in dem Projekt erzielten Ergebnisse zeigen, dass viele Sensibilisierungskampagnen für gefährdete Lebensräume neue Projektansätze brauchen, die die Menschen - ob Kinder oder Erwachsene - und deren Alltag viel stärker einbeziehen. Der naturschützerische Ansatz kann dabei an zweiter Stelle stehen.
Fördersumme
68.421,08 €
Förderzeitraum
02.02.1998 - 30.06.2003
Bundesland
Baden-Württemberg
Schlagwörter
Naturschutz
Umweltkommunikation