Polen auf dem Weg in die EU: Umweltinformationszentrum in Wroclaw
Projektdurchführung
Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg e. V.
Eibenweg 26
22335 Hamburg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Integration Polens in die Europäische Union beschäftigt die polnischen Umweltorganisationen im besonderen Maße. Bei ihnen herrscht hohe Unsicherheit über das, was das Land (und besonders Polens Umwelt) mit dem Beitritt zu erwarten hat. Welche Verbesserungen, welche Probleme werden auf das Land zukommen? Die allgemein zu erkennende Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung hat in den letzten Monaten die Zustimmungsquote für einen Beitritt erheblich abnehmen lassen.
Ziel des Vorhabens war, Aufklärungsarbeit zu leisten, Informationen aufzubereiten und zur Verfügung zu stellen. Es sollte ein Proökologisches Europäisches Zentrum aufgebaut werden, das als Anlaufstelle für Umweltverbände, Kommunalvertreter, Journalisten und interessierte Einzelpersonen dienen soll.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einem 1. Arbeitsschritt wurden diverse kleinere Arbeitstreffen und Diskussionsveranstaltungen zwischen den deutschen und polnischen Partnern organisiert und durchgeführt. Ziel war es, einen Überblick über den Aufbau der EU, Arbeits- und Funktionsweise der einzelnen Organe sowie über die wichtigsten politischen Aktionsfelder, besonders in den Bereichen Agrarpolitik, Strukturfonds und Umweltpolitik sowie Vorbeitrittshilfen zu geben und die polnischen Projektpartner entsprechend zu schulen.
In einem 2. Schritt wurde von den beteiligten polnischen Verbänden das genannte Proökologische Europäische Zentrum gegründet. Dieses diente fortan als Anlaufstelle für Fragen über die EU, gleichzeitig organisierte es die geplanten 4 großen Lehrgänge für insgesamt rund 200 auszubildende Personen.
Eine eigene Internetseite wurde aufgebaut, die detaillierte Informationen liefert. Ein großer Teil dieser Informationen besteht aus überarbeiteten Materialien, die entweder von Euronatur allein oder gemeinsam mit den polnischen Partnern erarbeitet wurden und die speziell auf polnische Verhältnisse angepasst sind. Die Umweltzeitschrift Kropla berichtete regelmäßig über Ergebnisse der Veranstaltungen, als auch über aktuelle Entwicklungen in der EU und bei den Beitrittsverhandlungen.
Ergebnisse und Diskussion
Die Arbeit des Proökologischen Europäischen Zentrums ist in der Öffentlichkeit, bei Umweltverbänden und Behördenvertretern sehr gut angekommen. Die Internetseiten wurden und werden überraschend intensiv aufgerufen, das Zentrum hat entscheidend zur Versachlichung der Diskussion über die EU (zumindest in der Region Niederschlesien, aber (via Internet) auch darüber hinaus) beigetragen.
Die sehr gut besuchten Schulungsveranstaltungen waren jeweils logistisch ausgezeichnet vorbereitet, den Teilnehmern wurden hervorragend aufbereitete Materialien zur Verfügung gestellt. Die Referenten sowohl von der polnischen als auch deutschen Seite waren hochkarätig. Es gelang beispielsweise auch, Vertreter der Kommission (z. B. DG Env) zu gewinnen, Vorträge in Wroclaw zu halten. Auch Mitglieder des Europaparlaments waren z.T. zugegen, der damalige polnische Vizeumweltminister nahm selbst an drei Veranstaltungen teil.
Die vorgegebenen und diskutierten Arbeitsschritte im Projekt wurden jeweils seriös abgearbeitet, die gesteckten Ziele sind weitgehend erreicht. Das Zentrum setzt auch nach Projektende seine Arbeit fort, sodass eine Kontinuität in der Arbeit erreicht wurde.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Mehrere Pressekonferenzen, die Zeitschrift Kropla, erarbeitete und gedruckte Materialien bis hin zu zwei kleinen Büchern sowie die Internetpräsentation sorgten für eine gute Öffentlichkeitsarbeit und eine recht breite Verteilung der erarbeiteten Materialien. Insgesamt hat das Projekt so nicht nur zur Qualifizie-rung vieler polnischer Bürger, sondern insgesamt für eine Versachlichung in der Diskussion über den Beitritt beigetragen.
Dem polnischen Projektpartner gelang es sogar, einen polnischen Verlag zu finden, der das in Deutschland erschienene Buch Bananen für Brüssel übersetzt hat und dass demnächst eine polnische Version herausgegeben wird. Die Rechte wurden auf Vermittlung von Euronatur kostenlos an den Verlag übertragen, die Autoren (Angres/ Ribbe/ Hutter) verzichten auf ein Lizenzhonorar.
Fazit
Das Projekt hat seine Ziele eindeutig erreicht.Etwas kritisch muss vielleicht gesehen werden, dass die deutschen Partner bis zur zeitlichen Mitte des Projektes etwas unsicher waren, inwieweit die polnischen Partner über das Projekt selbst qualifiziert wer-den, dauerhaft über breite Sachgebiete der EU Auskünfte erteilen zu können. Es trat eindeutig das Problem auf, dass der polnische Partner mit seinen Mitarbeitern zu Beginn sehr stark damit beschäftigt war, die Seminare vorzubereiten, durchzuführen und nachzubereiten sowie die Materialien aufzubereiten und zu verbreiten. Der polnische Projektleiter beschränkte sich somit quasi auf eine Vermittlungsfunktion: wir holen als Zentrum die Fachleute heran, und ihr als Zuhörer könnt davon partizipieren.
Der deutsche Projektpartner Euronatur hat daraufhin sehr deutlich gemacht, dass es nicht nur darum geht, die 200 teilnehmenden Besucher der Lehrgänge zu qualifizieren. Vielmehr würde eine Aufgabe des Projektes darin bestehen, ein Zentrum aufzubauen, das weitgehend autonom, ohne westliche Hilfe in der Lage ist, qualifizierte Antworten auf EU Fragen zu geben.
In der 2. Projektphase hat sich dann diese Situation entspannt, u. a. nachdem eine Mitarbeiterin, die am Austauschprogramm der Nowicki-Stiftung/DBU teilgenommen hat, in die Arbeit des Zentrums integriert wurde.
Fördersumme
98.658,88 €
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Umweltkommunikation