Durchführung des Modellprojekts Qualifizierung zum Agenda-Moderator
Projektdurchführung
Bundesverband GebäudeGrün e. V.
TuWas e. V.
Boxhagener Str. 16 // Alte Pianofabrik
10245 Berlin
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Lokale Agenda 21-Projekte setzen Kommunikationsprozesse voraus, die Akteure aus verschiedenen Lebensbereichen zusammenbringen und zur Kooperation befähigen. Agenda-Moderatoren sind darüber hinaus auch Multiplikatoren, die den Agenda-Prozeß, der in Deutschland auch quantitativ noch unter-entwickelt ist, weitertragen und flächendeckend in Gang setzten können. Für die Moderation solcher Prozesse sind spezielle Qualifikationen erforderlich, die derzeit nirgendwo einfach abrufbar sind. Das geförderte Vorhaben soll ein Lehrgangsmodell entwickeln, das diesen Qualifikationsbedarf abdeckt. Das Lehrgangsmodell soll in einem Pilot-Lehrgang getestet werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Entwicklung des Lehrgangskonzepts zur Qualifikation von Agenda-Moderatoren: Einsatz eines Beratungsinstruments zur Feststellung von Verhaltenspräferenzen - Curriculare Konzeption des Lehrgangs - Methodisch-didaktische Instrumentarien - Erarbeitung eines Lehrgangshandbuchs (Readers)
2. Erstellung von Werbemitteln, bundesweite Werbung für den Pilotlehrgang
3. Durchführung des Pilotlehrgangs: 4 dreitägige Blöcke in vier Monaten (96 Unterrichtseinheiten)
4. Supervisionsphase: 8 Supervisions-Tage innerhalb von zwei Jahren, Herausgabe eines Newsletters für den Informations- und Erfahrungsaustausch, Aufbau einer Datenbank zur Praxis von Agenda-Prozessen
5. Auswertung und Dokumentation
Ergebnisse und Diskussion
Ziel des neuen Lehrgangskonzepts zur Qualifikation von Agenda-Moderatoren sollte die Verknüpfung der Methodik (Moderation, Prozeßbegleitung, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation, Kreativität etc.) mit den Spezifika der (lokalen) Agenda 21 sein.
Um für diese Verknüpfung eine gemeinsame Wissensbasis zu erstellen, haben die Lehrgangsentwickler (und späteren Leiter der Pilotlehrgänge) einen Reader geschrieben, der als Lernmaterial den Lehrgangsteilnehmern vorab zur Verfügung gestellt wurde. Durch ein finanzieller Engagement des Wissenschaftsladens Bonn e.V. war es möglich, den Reader unter dem Titel Lokale Agenda 21 - Zukunft braucht Beteiligung. Wie man Agenda-Prozesse initiiert, organisiert und moderiert in Buchform drucken zu lassen (ISBN 3-9802020-8-9).
Zwischen Januar und Mai 1999 fanden die beiden Pilotlehrgänge statt. Einer der Lehrgänge war als Wochend- der andere als Tageslehrgang konzipiert. Beide Lehrgänge umfaßten jeweils vier Blöcke zu zwei ganzen Tagen. (Beim Wochenendlehrgang verteilten sich die beiden Lehrgangstage auf den Zeitraum zwischen Freitagabend und Sonntagmittag). Jeder der beiden Lehrgänge hatte 15 Teilnehmer. Da es möglich war, zwischen den beiden Lehrgängen auch zu wechseln, konnten bis auf zwei Ausnahmen alle Interessenten tatsächlich alle vier Blöcke absolvieren. Vier Fünftel der Lehrgangsteilnehmer hatten - als Mitarbeiter der Kommunalverwaltung (es waren sogar zwei amtierende Bürgermeister unter ihnen), Mitarbeiter in Beratungsbüros, aktive Mitglieder von Agenda-Initiativen oder als Umweltbildner - die Möglichkeit, im Lehrgnag eigene Prozeßerfahrungen in der lokalen Agenda 21 zu reflektieren und die im Lehrgang erworbenen neuen Fähigkeiten und Kenntnisse in der eigenen Praxis anzuwenden.
Die beiden Lehrgänge sind auführlich dokumentiert. Die Dokumentation erhielten die Lehrgangsteilnehmer jeweils nach Ende eines Lehrgangsblocks als Unterlage zur Nacharbeit. Dieses Angebot wurde gern genutzt, da es auf diese Weise u.a. möglich war, ein ausführliches Feedback über die Übungen im Moderation Lab oder zu den Übungen in Öffentlichkeits- und Pressearbeit zu erhalten.
Die Dokumentation der beiden Lehrgänge ergänzt den Lehrgangsreader. Sie soll (außerhalb des geförderten Projekts) zu einem Methodenhandbuch umgearbeitet werden, um auch für das Selbststudium einsetzbar zu sein. Lehrgangsreader und -dokumentation erlauben es jeder Einrichtung, die Personal mit der nötigen trainerischen Basisqualifikation hat, den Lehrgang eigenständig anzubieten.
Um die Lehrgangsabsolventen weiterhin in der praktischen Agenda-Arbeit zu unterstützen, wurde nach Lehrgangsende ein spezieller Informationsdienst eingerichtet - die ToolBox für Agenda-Moderatoren. Mit einem Umfang von vier bis acht Seiten erscheint die ToolBox monatlich, um methodische Hinweise, Denkanstöße, Termine und Trainingsangebote für Agenda-Moderatoren bereitzustellen. Die ToolBox erscheint seit April 1999; sie wird zusammen mit der TU WAS AGENDA verschickt.
Ab September wird es außerdem ein Supervisionsangebot für die Lehrgangsabsolventen geben. Einmal im Vierteljahr wird eine halbtägige Supervision zur Praxis der lokalen Agenda 21 stattfinden. Um den aus dem ganzen Bundesgebiet kommenden Lehrgangsabsolventen entgegenzukommen, finden die Supervisionstermine abswechseln in Bonn, Frankfurt und München statt.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Projekt ist durch den Lehrgangsreader und die ausführliche Dokumentation des Lehrgangs nachvollziehbar präsentiert. Sowohl der Reader wir die Lehrgangsdokumentation wurden den einschlägigen Fachjournalisten sowie einem breiteren Interessentenkreis bekannt gemacht.
Fazit
Das Projekt hat ein Qualifikationsinstrument zur Moderation lokaler Agenda 21-Prozesse entwickelt, das in seiner Verknüpfung der methodischen mit den inhaltlichen Aspekten bislang nicht auf dem Markt war. Dadurch dient es sowohl der qualitativen Verbesserung der Agenda-Prozesse in den Kommunen als auch der Werbung für die lokale Agenda 21, die in dem Maße steigende Chancen hat, ein dauerhaftes Mittel der nachhaltigen Entwicklung zu werden, in dem es gelingt, professionelle Standards ein-zuführen und die benötigten personellen Kapazitäten auszubilden. Zahlreiche Nachfragen aus Städten und Gemeinden haben inzwischen gezeigt, daß ein hohes Interesse daran besteht, Agenda-Mitarbeiter auf der Basis des Lehrgangs zu qualifizieren.
Fördersumme
30.166,22 €
Förderzeitraum
01.03.1998 - 19.10.1999
Bundesland
Bayern
Schlagwörter