Umweltleistungsbewertung gemäß einer ISO 14031 (Environmental Performance Evaluation) in mittelständischen Unternehmungen
Projektdurchführung
Institut für Praktische Unternehmensführung (IPU)Günter Stoewer
Wotanstr. 64
80639 München
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Bewertung der betrieblichen Umweltleistungen mit Hilfe von Umweltkennzahlen, hat sich in Pionierunternehmen als Instrumentarium eines betrieblichen Umweltmanagements bewährt. Umweltkennzahlen verdichten umweltrelevante Informationen, sie eignen sich als Indikatoren und als Steuerungsgrößen bei der Optimierung der Unternehmensprozesse.
Die Ende 1999 erscheinende Norm DIN EN ISO 14031 zur Umweltleistungsbewertung bietet Organisationen die Möglichkeit mit Hilfe von Kennzahlen, die Umweltauswirkungen und -aktivitäten der Organisation oder den Zustand der natürlichen Umwelt transparent zu machen und abzubilden.
In dem Forschungsprojekt wird die Anwendbarkeit und Akzeptanz der Norm, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen ermittelt. Zudem wird erforscht, inwieweit sich die Umweltleistungsbewertung nach DIN EN ISO 14031 als schlankes Umweltmanagementsystem eignet. Die Selektion von Kennzahlen, die ein kostenorientiertes Umweltmanagement von kleinen und mittelständischen Unternehmen unterstützen wird gleichfalls verfolgt.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenPlanungsphase: Zu Beginn wurden die teilnehmenden Organisationen in Workshops mit der Norm DIN EN ISO 14031 vertraut gemacht. Anschließend eruierte das ipu vor Ort gemeinsam mit den jeweiligen Organisationen auf Basis der Befragung der interessierten Kreise unternehmensspezifische Umweltauswirkungen und Verbesserungspotentiale. Dabei wurden relevante Kennzahlen entwickelt.
Umsetzungsphase: In der zweiten Phase wurden die Daten erhoben, analysiert und bewertet sowie die ausgewählten Kennzahlen gebildet. Die Grundstrukturen eines betrieblichen Umweltinformationssystems wurden aufgebaut und Kennzahlen herausgearbeitet, die einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess in der Organisation unterstützen.
Prüfungsphase: Umfasst die Kontrolle des Kennzahlensystems auf Schwachstellen, dem Aufzeigen von Verbesserungspotentialen und dem Ableiten von Handlungsbedarf.
Dokumentationsphase: Beinhaltet die Analyse, Aufbereitung und Dokumentation der Projektergebnisse.
Ergebnisse und Diskussion
In den 6 Organisationen mit unterschiedlichsten Umweltmanagement-Ausgangssituationen wurde die Umweltleistungsbewertung ein- und durchgeführt und auf die jeweilige Situation des Unternehmens zugeschnittene Umweltkennzahlen- bzw. -indikatorensysteme aufgebaut sowie Kennzahlen des Umweltkostenmanagements entwickelt und eingerichtet.
Die Norm wurde in den Unternehmen positiv aufgenommen. Nach der Einführung durch das ipu waren auch die Newcomer im Bereich Umweltmanagement überzeugt von den Vorteilen der Umweltleistungsbewertung für das eigene Unternehmen. Überwiegend positiv äußerten sich die Unternehmen mit bereits etablierten Umweltmanagementsystemen. Kritik kam aus den Reihen der Einsteiger ins Umweltmanagement und richtete sich in erster Linie an die für sie schwer zugänglichen Formulierungen. Es wurde deshalb eine mehr auf die Bedürfnisse dieser Unternehmen zugeschnittene, straffere und verständlichere textliche Gestaltung gefordert. Die Normtexte seien ohne Vorkenntnisse im Umweltmanagement bzw. externe Unterstützung schwer verständlich und eine erstmalige Umsetzung mit Problemen verbunden. Als besonders vorteilhaft wurde der Aufbau der Norm empfunden. Sie böte durch ihre klare Strukturierung einen einfachen Einstieg in das komplexe Thema Umweltmanagement. Nach Ansicht aller am Pilotprojekt beteiligten Unternehmen wurde der Zugang zur Norm durch die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches mit anderen Unternehmen und den Beratern im Rahmen der ipu-Workshops sehr erleichtert. Bei der Durchführung der Umweltleistungsbewertung hatten die Unternehmen keine wesentlichen Probleme. Zur zukünftigen Durchführung der Umweltleistungsbewertung sind sie nun selbst ausreichend qualifiziert. Im Verlauf der Anwendung der Norm war in den Unternehmen eine überzeugte Resonanz zu spüren. Die in die Teilnahme gestellten Erwartungen wurden zu großen Teilen bereits erfüllt oder es ist mit ihrer Erfüllung in nächster Zukunft zu rechnen.
Durch die Umweltleistungsbewertung erhält man eine konkrete ökologische Erfolgskontrolle, die nötige Transparenz und eine gute Übersichtlichkeit über die Umweltleistung des Unternehmens. Die Steuerung von Unternehmensabläufen mit Hilfe von Kennzahlen wird ermöglicht. Die Befragungen der interessierten Kreise leistet auch einen Beitrag zur Ermittlung von betrieblichen Kosteneinsparpotentialen. Vielfach werden bislang übersehene Punkte zur Sprache gebracht und daraus vielversprechende Ansätze entwickelt. In mehreren Fällen konnten Kosteneinsparpotentiale entdeckt werden, die Bewertung der Potentiale und die Planung sowie Umsetzung der Maßnahmen dauert an. Eine Größenordnung ist dabei aber eher schwer abzuschätzen. Die ISO 14031 bietet vor allem kleineren Unternehmen die Chance, ein schlankes Umweltcontrollingsystem aufzubauen. Die Norm ist dazu der ideale Leitfaden.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die ISO Technical Report 14032 ist ein Zusatzdokument zur ISO 14031. Sie umfasst Beispiele, die die Anwendung und den Zweck der Leitlinie ISO 14031 beschreiben. Drei der vier deutschen Beispiele des ISO TR 14032 entstammen diesem Pilotprojekt.
Präsentationen unter anderem in:
Brüssel auf dem World Business Council Workshop Eco-Efficiency Indicators am 18. und 19.06.1999
Seoul auf dem ISO/TC 207/SC4 Workshop on Environmental Performance Evaluation am 01.06.1999
Projektpräsentation und Expertendiskussion im UTG in Augsburg am 29.09.1999.
Pressemitteilungen des ipu:
Immenstädter Krankenhaus Musterbeispiel für internationale Norm der Umweltleistungsbewertung vom 16.11.1998.
Brauerei Clemens Härle als Musterbeispiel für internationale Norm zur Umweltleistungsbewertung vom 16.11.1998.
Umwelterklärungen und -berichte der teilnehmenden Unternehmen:
GEALAN Fickenscher GmbH, Brauerei Clemens Härle (i. E.) und Hipp GmbH & Co. KG
Fazit
Das Pilotprojekt hat mit der Einführung der Umweltleistungsbewertung in den sechs teilnehmenden Unternehmen und Organisationen den Grundstein für eine langfristige kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistungsbewertung gelegt. In Zukunft sind die Unternehmen in der Lage, selbständig den Prozess der Umweltleistungsbewertung fortzuführen.
Zwar gelang es im Rahmen des Pilotprojektes nur teilweise, die vorliegenden Ergebnisse in den Normungsprozess der ISO 14031 einzubringen. Es ist aber zu erwarten, dass in dem spätestens in fünf Jahren anstehenden Revisionsprozess diese Erfahrungen Einzug halten werden.
Die Vorgehensweise des Projekts hat sich bewährt. Die Verknüpfung von theoretischen Norminhalten mit der Anwendung in der betrieblichen Praxis und die direkte Rückkopplung der teilnehmenden Unternehmen, die direkt in den Entwicklungsprozess der Norm hätten eingehen können, ist von Vorteil.
Fördersumme
84.618,81 €
Förderzeitraum
22.06.1998 - 28.04.2000
Bundesland
Bayern
Schlagwörter