Modellhafte Sanierung eines von extremen Umweltschäden belasteten Turmbereichs der Annenkirche unter Einsatz von Schaummörtel
Projektdurchführung
Ev. Kirchengemeinde St. Annen
Annenkirchplatz 2
06295 Lutherstadt Eisleben
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das aufgehende Mauerwerk des Turmes der St. Annenkirche in Eisleben zeigt erhebliche Erosionsschäden (Eislebener Kruste) infolge von Umweltbelastungen und Rißbildungen. Als Mauermörtel wurde extrem gips- und anhydrithaltiges Material verwendet, daß mit modernen Baustoffen (Zemente) unverträglich ist. Diese Problematik ist bei sehr vielen historischen Bauwerken des östlichen Harzvorlandes anzutreffen.
Ziel der Maßnahme ist die Erprobung von Verfahren zur segmentweisen Rißsicherung (Schaummörtel) und zum Umgang mit derart extrem erodierten Maueroberflächen im Bereich der West- und Südwand im oberen Turmteil.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Maßnahme soll in folgenden Arbeitsschritten ausgeführt werden:
1. Steingerechte Kartierung der Turmoberfläche mit Angaben zu den Erosionsteilen
2. Einbau eines Zugankers im oberen, stark gerissenen Bereich der Westwand mit Schaffung eines
Schaummörtelsegmentes als Druckzone
3. Sanierung eines ausgewählen Bereiches der Fassade im extrem erodierten Bereich (Abstimmung mit
Landesamt für Denkmalpflege) mit Erprobung verschiedener Methoden, wie Steinaustausch
Antragung, Oberflächenabdeckung u.ä.
4. Langzeitkontrolle der Ergebnisse (Patinabildung, Verformungskontrolle, Haltbarkeit u.ä.).
Ergebnisse und Diskussion
Durch die steingerechte Kartierung der Turmoberfläche (Kartierung der Gesteinsarten und Erosionstiefen) konnten Schadensbereiche präzise modifiziert und so der Umfang der Sanierung entsprechend durchgeführt werden.
Durch zusätzliche Kernbohrungen wurde die innere Mauerstruktur erkundet. Es zeigte sich, daß im Bereich der extrem erodierten Südwand, trotz Erosionstiefen von ca. 30 cm, der Kern erstaunlich gut gefügt war. In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde deshalb in diesem Bereich auf Steinaustausch verzichtet, um das noch intakte statische Gefüge des Mauerwerkes nicht zu stören. Stattdessen wurde das Mauerwerk hier mit einer Putzschicht geschützt, die eine verzinkte Bewehrungsmatte, die im dahinterliegende Mauerwerk rückverankert wurde, sicherte. Diese Variante konnte gewählt werden, da die Entscheidung der Turmoberflächengestaltung zugunsten eines steinfühligen Putzes in beiger Sandfarbe fiel. Aus Gründen der extremen Oberflächenbelastung wurde der Putz durch dunklen Sand und geringe Beigaben mineralischen Farbringementes eingefärbt, auf Anstriche wurde verzichtet.
Bei statischen stark belasteten, jedoch abgewitterten Eckquaderungen kam es ausschließlich zum Steinaustausch, um eine sichere Lastabtragung zu gewährleisten.
In der Westwand wurde im oberen stark gerissenen Turmteil ein Horizont aus Schaummörtel geschaffen und anschließend der Anker eingesetzt und gespannt. Dieses Verfahren hat sich trotz der klüftigen Struktur dieser Wand, bewährt.
Anlagen: - Kartiertung der Erosionstiefen, Südwand
- Fotobericht
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
- Pressebericht
- Öffentlicher Vortrag zur Sanierungskonzeption in der Kirchengemeinde durch Herrn Kowalski
- Bericht an die Datei MONUFAKT des Umweltbundesamtes
Fazit
1. Durch eine gesteinsgerechte Kartierung der Oberfläche kann der tatsächliche Sanierungsaufwand reduziert werden.
2. In Bereichen großer Erosionsstufen ist bei gutem Gefüge des Kernmauerwerkes ein Schutz durch bewehrte Putze ausreichend (detaillierte Voruntersuchungen notwendig!).
3. Der partielle Einsatz von Schaummörtel ist auch bei klüftigem Mauerwerk möglich und führt beim Einbau von Ankern zu beträchtlichen Reduzierungen des Bauaufwands.
Fördersumme
51.129,19 €
Förderzeitraum
03.07.1997 - 06.07.1998
Bundesland
Sachsen-Anhalt
Schlagwörter
Klimaschutz
Kulturgüter
Umweltforschung