Umweltgerechte Regionalentwicklung und Großveranstaltungen am Beispiel der Passion 2000 Oberammergau für das Ammertal
Projektdurchführung
Alpenforschungsinstitut GmbH
Baumschulenstr. 19a
82402 Seeshaupt
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Viele Kommunen und Regionen versprechen sich von der Übernahme und Durchführung von Großveranstaltungen langfristige Impulse für ihre Infrastruktur sowie die heimische Wirtschaft. Tatsache ist jedoch, daß die Planung und Vorbereitung jedoch meist nur auf die erfolgreiche Durchführung der eigentlichen Veranstaltung zielt, d.h. es werden keine Fragen der Dauerhaftigkeit der Strukturen für die Zeit nach Abschluß der Veranstaltung mehr gestellt. Das Projekt hat das Ziel, am Beispiel der Passionsspiele Oberammergau modellhaft aufzuzeigen, wie:
· mittels dieser Veranstaltung regionale und kommunale Strukturen aufgebaut werden können, die nach Abschluß der Großveranstaltung auch in verkleinerter Form funktionsfähig bestehen bleiben und eine dauerhaft umweltgerechte Regionalentwicklung einleiten,
· alle umweltrelevanten Aspekte bei der Vorbereitung und Durchführung der Großveranstaltung berücksichtigt werden können,
· Informationen zu umweltgerechten Entwicklungsmaßnahmen des Vorhabens zur Motivation an weitere Gemeinden und Akteure regional und überregional vermittelt werden können.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt verbindet modellhaft Aspekte der dauerhaft umweltgerechten Regionalentwicklung, des Umweltmanagements von Großveranstaltungen und der Umweltinformation. Hierzu bedarf es vor allem des Einsatzes und der Anpassung bewährter Instrumente unter besonderen Rahmenbedingungen, d.h.:
· Konzeptionelle Verknüpfung der Regionalentwicklungsziele mit der Großveranstaltung unter Berücksichtigung wichtiger umweltrelevanter Handlungsalternativen. Erarbeitung von Zielsystemen, Durchführung von Stärken-Schwächen-Analysen, Entwicklung von Maßnahmen und schrittweise Umsetzung. Anpassung der Nutzungsstrukturen der Großveranstaltung nach deren Beendigung an die Normalsituation.
· Entwicklung und Einsatz eines Umweltmanagementsystems für die eigentliche Großveranstaltung. Dieses regelt insbesondere für die Durchführungszeit Maßnahmen und Zuständigkeiten.
· Information der Region über örtliche Medien, überregionale Information über Rundfunk, Fernsehen und Internet. Der Projektfortschritt, die umgesetzten Maßnahmen werden dabei jeweils aktualisiert unter Hinweis auf den/die Förderer dargestellt.
Ergebnisse und Diskussion
Gemeinsam mit den politischen Entscheidungsträgern sowie regionalen und lokalen Akteuren wurden zunächst einzelne Projektbausteine festgelegt. Die Erarbeitung von Zielsetzungen, die Durchführung von Stärken-Schwächen-Analysen sowie die Entwicklung von Maßnahmen und deren schrittweise Umsetzung erfolgte innerhalb der einzelnen Bausteine:
Regionalvermarktung:
Aufgebaut wurde das regionale Markenprogramm Ammergauer Alpen mit festgelegten Erzeugungsrichtlinien für eine naturnahe Produktion, an dem sich im Rahmen der Fleischvermarktung Landwirte, Metzger und Wirte beteiligen. Die Fleischvermarktung wurde nach Aktionswochen vor den Passionsspielen und teilweisem Absatz während der Passion in ein Dauerangebot überführt. Etabliert hat sich der Wiesmahdverein als selbsttragende Struktur für die Heuvermarktung. Eine regionale Käserei wurde konzipiert und kann über das Projektende hinaus mit dem Kloster Ettal als Investor umgesetzt werden. Die Regionalvermarktung trägt zur Existenzsicherung der Landwirte und damit zur Erhaltung der Kulturlandschaft des Ammertals bei. In herausragender Weise zeigt der Baustein auf, wie aus Anlass einer Großveranstaltung mit ihrem hohen Gästeaufkommen und dadurch gesichertem Absatzmarkt dauerhaft Strukturen einer nachhaltigen Regionalentwicklung aufgebaut werden können.
Tourismuskonzept:
Den langfristigen Erfolg der Regionalvermarktung wird die Dachmarke Ammergauer Alpen unterstützen, unter der zukünftig die Destination Ammertal und die regionalen Produkte vermarktet werden sollen. Die Vorbereitung einer gemeinsamen touristischen Organisation im Tal soll die Bündelung der Marketingaktivitäten gewährleisten. Erarbeitet wurde außerdem ein konkreter, mit den Verantwortlichen und Akteuren abgestimmter Maßnahmenkatalog für die Angebotsentwicklung und -verbesserung im Bereich eines naturnahen, erlebnisorientierten Qualitätstourismus in Oberammergau.
Einsatz regionalen Holzes / Ökologisches Bauen:
Aufklärungsarbeit und Information hat sich als we-sentliche Voraussetzung für den vermehrten Einsatz regionalen Holzes herausgestellt. Vorbereitet wurde ein Holzbauwettbewerb sowie Pressearbeit auf Landkreis-Ebene, um die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren. Landkreisweit aufgelegt wurde die Broschüre Bauen mit Holz, die Startprodukt einer Informationskampagne zum Thema ist. Gefördert wird dadurch die regionale Kreislaufwirtschaft ebenso wie die Aufrechterhaltung einer nachhaltigen Waldnutzung in der Region.
Naturschutzinformationszentrum:
Favorisiert und konzeptionell ausgearbeitet wurde auf Basis umfassender Recherchen zu bestehenden Umweltbildungseinrichtungen der Ansatz einer innovativen und er-lebnisorientierten Einrichtung, die das Ziel einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung im Kontext Alpen verfolgt. Die weitere Konkretisierung erfolgt im Rahmen eines eigenständigen Vorhabens, so dass die für die Umsetzung erforderliche weitere Vorbereitung auch über das Projekt hinaus voranschreitet.
Verkehrskonzept:
Realisiert wurde eine Parkraumbewirtschaftung in Oberammergau sowie ein Park- und Busleitsystem, was zu einer spürbaren Verkehrsentlastung im Ort führt. Die Maßnahmen trugen sowohl zur umweltgerechten Durchführung der Festspiele bei, wirken aber in z.T. an Normalbedingungen angepasster Form auch langfristig nach der Passion umweltentlastend durch Verkehrsreduzierung.
Öko-Audit:
Durchgeführt wurde ein Öko-Audit für den kommunalen Eigenbetrieb Oberammergau Tourismus mit zwei ausgewählten Standorten (Erlebnisbad u. Lifte) sowie dem Verkehrsbüro. Zu erwarten sind v.a. Ressourceneinsparungen, Verbesserung landschaftsökologischer Funktionen und eine stärkere Umwelt-Sensibilisierung. Das eingeführte Umweltmanagementsystem wird dauerhaft wirken und kann langfristig auch in die Vorbereitung und umweltgerechte Durchführung der Passion integriert werden.
Aktualisierung Landschaftsplan:
Der landschaftsplanerische Ziel- und Maßnahmenkatalog Oberammergaus wurde überarbeitet und mit der Gemeinde abgestimmt. Zu erwarten sind v.a. positive Auswirkungen auf die Bevorratung und Pflege landschaftsökologisch wertvoller Flächen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wurde vor allem auf lokaler und regionaler Ebene betrieben. Darüber hinaus sind Internet-Präsentationen zur Bewerbung der Regionalvermarktung und zur Information über die Projektergebnisse erstellt worden. Ein Fachgespräch ermöglichte die Übermittlung und Diskussion des Projektansatzes mit einem breiten Spektrum von Vertretern anderer Großveranstaltungen.
Fazit
Die Nutzung der Großveranstaltung Passionsfestspiele 2000 als Motor einer umweltgerechten Regionalentwicklung hat sich als treibender Faktor des Umsetzungsprozesses innerhalb der Region bestätigt. Die mit der Großveranstaltung verbundenen lokalen und regionalen Aktivitäten, die entstehenden Nachfragepotentiale, aber auch die besonderen Belastungen, die eine Großveranstaltung hervorruft, sensibilisieren und motivieren regionale und lokale Akteure für die Umsetzung umweltrelevanter Maßnahmen, die auch nach den Passionsfestspielen langfristig wirken können.
Fördersumme
205.642,62 €
Förderzeitraum
01.05.1998 - 22.11.2001
Bundesland
Bayern
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation