Projekt 10519/01

Stoffstrommanagement in Textilwäschereien – Anwendung und Verbreitung in der Praxis

Projektdurchführung

Büro für Umwelt- und Sanierungsberatung (b.u.s.)
Kreuzbergstr. 30
10965 Berlin

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Durch den Einsatz einer Versuchsanlage zur Wasserkreislaufführung werden die Voraussetzungen zum Aufbau eines Stoffstrommanagments geprüft und die Umsetzung in der Praxis vorbereitet. Ziel des Stoffstrommanagements ist eine deutliche Reduzierung des Ressourcenverbrauches (Wasser, Waschmittel, Energie) durch eine gezielte Steuerung von Stoffströmen, auf der Grundlage innovativer Lösungsansätze. Innerhalb der Produktlinie ist die Phase des Gebrauches und der Pflege von Bekleidung aus energetischer Sicht und bezüglich der CO2-Emissionen die Phase mit der größten Umweltrelevanz.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Einbindung aller beteiligten Akteure und Kooperationspartner wird eine netzförmige Kommunikationsstruktur aufgebaut, als Voraussetzung für eine tragfähige Zusammenarbeit zur Vorbereitung und Umsetzung des Stoffstrommanagements. Es wird eine detaillierte Stoffflußanalyse aller relevanten Bereiche in der Textilwäscherei durchgeführt, sowohl qualitativ als auch quantitativ. Auf der Grundlage der somit vorliegenden belastbaren Daten werden Modelle zur Datenbewertung entwickelt. In deren Ergebnis steht die Bildung von Sollwerten, Belastungs- und Zielindikatoren steht. Im Anschluß erfolgt die Planung der optimierten Produktionsprozeßführung, einschließlich der Anforderungsdefinition an eine zu entwicklende sensorische Meß- und Regelungstechnik. Zur Vorbereitung der Kreislaufschließung sowie zur Herausfilterung kritischer Punkte wird probeweise eine Versuchsanlage (Teilstrom Abwasser) zur Wasseraufbereitung installiert. Die Wirkungsmechanismen und Beeinflussungsmöglichkeiten der Stoffströme können somit in der Praxis überprüft und weiterentwickelt werden. Im Ergebnis der Bewertung der analysierten Daten des Versuchsbetriebes stehen Aussagen zur Durchführbarkeit des Stoffstrommanagements, sowie die dafür notwendigen Voraussetzungen. Die weiterführenden Anforderungen an alle Akteure werden benannt und in ihrer Umsetzungsmöglichkeit diskutiert. Sowohl die zu erwartenden ökologischen Effekte durch die Realisierung des Stoffstrommanagements als auch die notwendigen finanziellen Aufwendungen werden dargestellt und dokumentiert.


Ergebnisse und Diskussion

Mit einer mehrstufigen Pilotanlage wurden zwei Verfahren zur Aufbereitung von Wäschereiabwässern entwickelt und auf ihre Eignung zur Wasser-, Waschmittel- und Wärmerückführung untersucht. Als wesentliches Ergebnis wurde die Rückführbarkeit von Waschmittelbestandteilen exemplarisch anhand der Tenside nachgewiesen. Die Eignung der dynamischen Oberflächenspannung als Meßverfahren für ein on-line-fähiges Meß- und Regelungssystem zur Nachdosierung von Tensiden konnte gezeigt werden. In der optimierten Verfahrensvariante läßt sich durch Feinfilter ein tensidhaltiges Prozeßwasser für die Vorwäsche erzeugen und durch Membranverfahren ein Wasser mit Klarwasch- und Spülqualität bereitstellen.

Für den gesamten Wäschereibetrieb wurde eine qualitative und quantitative Stoffstromanalyse mit und ohne die Kreislaufführung vorgenommen. Anhand eines für die Branche typischen Wäschereibetriebes wurden belastbare Daten gewonnen, die repräsentative Aussagen zu den Umweltauswirkungen erlauben und Reduktionspotentiale aufzeigen. Diese Stoffstromanalyse mit der Systemgrenze Wäscherei ist die Basis und ein erster Schritt für ein betriebsübergreifendes Stoffstrommanagement im Bereich Pflegen und Tragen innerhalb der Textilen Kette. Es wurden im Versuchsbetrieb für reales Wäschereiwasser (unter Einhaltung vorgegebener Wäschequalitätskriterien) folgende Stoffstromreduktionen gegenüber dem Status quo in der Wäscherei erzielt:
Wiedereinsatz von 80 % des Wäschereiabwassers anstelle von Trinkwasser im Waschprozeß, Tensidrückführung von 42 %, Einsparung von Hilfsstoffen von 46 %, Heizöleinsparung von 7 %.

Zur Vorbereitung des betriebsübergreifenden Stoffstrommanagements wurden die bestehenden Akteursbeziehungen und Kommunikationsstrukturen analysiert und eine zukünftige netzförmige Kooperationsstruktur entwickelt. Die Akteure befinden sich in verschiedenartigen Ausgangspositionen und haben unterschiedliche Kenntnisstände zur Thematik. Bisher beruhen die Kontakte zwischen ihnen allein auf wirtschaftlichen Einzelinteressen. Die in der Machbarkeitsstudie ermittelten Optimierungspotentiale können jedoch nur im gemeinsamen Zusammenwirken aller Akteure verwirklicht werden. Dies soll künftig durch eine netzförmige Kooperationsstruktur sichergestellt werden. Die gemeinsamen Workshops sollen von einem externen Koordinator vorbereitet und durchgeführt werden, der außerdem den Informationsaustausch gewährleistet und als neutraler Vermittler Entscheidungen vorbereitet.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Eine Veröffentlichung der Ergebnisse des Projektes im Umweltwirtschaftsforum und in den Fachzeitschriften Reiniger & Wäscher sowie Wäscherei & Reinigungspraxis ist in Vorbereitung. Eine Verbreitung der Ergebnisse via Internet ist geplant. Über den Geschäftsführer des Modellbetriebes, der zugleich Vorsitzender des Regionalverbandes der Krankenhaus-Zentralwäschereien ist, ist eine weitere Multiplikatorwirkung zu erwarten. Eine Vortragsreihe vor den Innungsversammlungen ist ebenfalls in Vorbereitung.


Fazit

Im Rahmen dieser Machbarkeitsstudie konnte nachgewiesen werden, daß ein Stoffstrommanagement für gewerbliche Wäschereien realisierbar ist, signifikante Umweltentlastungen bringt und den Betrieb auch wirtschaftlich entlasten kann. Der Ansatz einer integrierten Kreislaufführung bedarf technischer Innovationen, die sich nur im Zusammenwirken verschiedener Akteure verwirklichen lassen. Aus diesem Grund ist Gewerbliches Waschen ein hervorragendes Beispiel zur Anwendung des Stoffstrommanagement-Konzeptes in der Praxis. Eine großtechnische Umsetzung der Projektergebnisse in Kooperation aller Akteure ist beabsichtigt, erfordert jedoch weitere Forschungs- und Entwicklungs-schritte.

Übersicht

Fördersumme

65.836,50 €

Förderzeitraum

25.03.1997 - 09.12.1998

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik