Projekt 10454/01

Modellvorhaben zur Konservierung und Restaurierung wertvoller Malereien im Schloß Augustusburg (Sachsen)

Projektdurchführung

Sächsische SchlösserverwaltungMuseumsdirektion Augustusburg
.
09573 Augustusburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlass des Vorhabens war die umweltbedingte Schädigung des bedeutendsten sächsischen Bestandes an Wandmalereien von Hofmaler Heinrich Göding, um 1570.
Es wurde das Ziel verfolgt, eine modellhafte Erfassung sowie Untersuchung und Dokumentation der Wandmalereien im Lindenhaus des Staatlichen Schlossbetriebes Schloss Augustusburg mit gleichzeitiger Klärung der Schadensursachen vorzunehmen.
Als Ergebnis sollte die Erarbeitung eines individuellen Konservierungskonzeptes für Malereien unter Maßgabe der Begehbarmachung - beispielhaft in Dachbereichen - stehen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFolgende Arbeitsschritte wurden vorgenommen:
1. Allgemeine Bestandserfassung im Lindenhaus;
2. Dokumentation der Schadensbilder im Dachgeschoss (Kartierung, Fotografisch, Monotoring);
3. Reinigung der Gewölbe/Wände;
4. Anlage von Arbeitsproben zur Konservierung; Untersuchung der Maltechnologie und des Putzaufbaus (Siebkurve); Analysen (Putz, Malschicht, Salze); Messungen (Raum- und Außenklima);
5. Sicherungsmaßnahmen im Reihersaal, den seitlichen Gemächern, im Dachgeschoss und im 1. OG in der Gemsenstube sowie im Gemach der Kurprinzessin (Raum-Nr. 2.1);
6. Anlage von Probeflächen Konservierung und Präsentation (Retusche).


Ergebnisse und Diskussion

Zum Abschlusskolloquium am 29.10.1999 wurden die Einzelergebnisse der Untersuchungen, der konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen einschließlich der Klimamessungen und der naturwissenschaftlichen Auswertungen vorgestellt.
Im Dachgeschoss wurden durch die bereits 1995 durch Frau Dipl.-Rest. K. Förster geleistete Diplomarbeit an der HfBK Dresden zu dem wissenschaftlich-theoretischen Thema Untersuchung zur Maltechnik der Renaissanceausmalung im Dachgeschoss des Lindenhauses der Augustusburg mit dem Schwerpunkt der `Kammer vor dem rot und grünen Gemacht` und der Erarbeitung einer Konservierungskonzeption anhand von zwei Probeachsen grundsätzliche restauratorische Leistungen erbracht, die in das Projekt mit einfließen konnten.
Aufgrund der restauratorischen Untersuchung war es möglich, die originale Maltechnik, die Renovierungsphasen und die Veränderungen an den Malereien festzustellen. Die Proben zur Konservierung von Malschicht und Putz zeigten durch ihre nun bereits längere Standzeit konkrete Aussagen zur praktischen Anwendung und möglicher Veränderungen. Speziell die Hinterfüllmaterialien haben sich anscheinend bewährt.
Im sog. Reihersaal wurden durch die HfBK Dresden (Leitung Dr. R. Berg) ebenfalls eine Bestandserfassung, Untersuchung, Sicherung, speziell im Fries, mit neuer Entwicklung und Kombination von Hinterfüllmaterialien durchgeführt.
Alle wertvollen Malereibestände - einschließlich in diesem Bereich die Mörtel - wurden im Dachraum in einer Kombination aus Arbeitsgruppe von freischaffenden Restauratoren, der HfBK Dresden und dem LfD Sachsen, Abt. Restaurierung im Zeitraum des Projektes gesichert.
Im 1. OG im Lindenhaus konnte wiederum im Zusammenhang mit einer Diplomarbeit der HfBK Dresden speziell der Raum 2.1 bearbeitet werden. Frau Dipl.-Rest. D. Gerold beschäftigte sich in ihrer Arbeit im theoretischen Teil mit Ruß als Schadfaktor auf Wandmalerei. Im praktischen Teil wurde auf der Ostwand des Vorgemaches der Kurprinzessin und auf der Südwand des Gemaches jeweils eine Probeachse zur möglichen Konservierung erstellt. In der Arbeit wurden die Veränderungen der Räume mit den entsprechenden Renovierungen und erhaltenen Ausmalungssystemen ermittelt. Die umfangreichen Schäden an Putz- und Malschicht wurden untersucht und bei der Konzeption speziell die Präsentation der wertvollen dekorativen Bemalung um 1800 berücksichtigt.
Mit den Mitteln der Stiftung konnten im Anschluss der Diplomarbeit noch weitere Bearbeitungen erfolgen. Außerdem wurden in der gesamten Gemsenstube und dem davorliegenden Aborterker an sehr geschädigten Malschichtpartien Entsalzungen und Konservierungen durchgeführt.
Die im Dachraum festgestellten Gelbverfärbungen auf der Malschicht in partiellen Bereichen wurden als Chromatverfärbungen (durch Holzschutz) durch das Labor der HfBK Dresden eingestuft.
Die Mörtel- und Salzanalysen erfolgten für das Lindenhaus zur Klärung der Mörtelzusammensetzung und der Salzbelastungen durch das Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. (IDK) (Dr. H. Siedel) Halle/Saale, Dresden und z. T. durch das Labor der HfBK Dresden. In den Berichten sind dazu die Einzelheiten zu entnehmen. Speziell in den Dachräumen ist es durch Wassereinbrüche, Schneeablagerungen und Temperaturschwankungen zur Anreicherung bauschädlicher Salze gekommen, welche minimiert werden müssen.
Die umfangreiche und kontinuierliche Klimamessung - speziell für das Lindenhaus (und Kapelle) erfolgte im Zeitraum vom 03.07.1997 bis 07.08.1998 durch das IDK, betreut durch Dipl.-Ing. U. Kalisch.
Im Abschlussbericht vom 18.09.1998 werden die Ergebnisse zusammengefasst und Fragen zur zukünftigen Nutzung und Behebung der Schwankungen aufgeworfen. Die im Jahresverlauf starken kurz- und langfristigen Schwankungen der Temperatur und relativen Luftfeuchte werden unterschiedlich auf die Malschichten übertragen. Die stärksten Belastungen treten im Dachraum auf. Hinweise werden auf die Möglichkeit von klimapuffernden Maßnahmen sowie die Möglichkeit der Temperierung einzelner Räume gegeben.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Diplomarbeiten: 1995 Kerstin Förster, 1999 Daniela Gerold;
Abschlußkolloquium am 29.10.1999;
Publikation: vorgesehenes Arbeitsheft des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen zu
Präsentation der Ergebnisse im Rahmen des Schlossrundganges zu Führungen


Fazit

Erfolgte Bestandserfassung und Schadensanalyse;
Erarbeitung von Varianten für großflächige Konservierung im Schloss Augustusburg;
Entwicklung von Hinterfüllmaterialien für Hohlräume in Putz;
Entwicklung einer Technologie zur Entsalzung (Kompressen).

Übersicht

Fördersumme

76.373,20 €

Förderzeitraum

18.02.1997 - 05.02.2001

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Kulturgüter