Erfolgsindikatoren des Umweltmanagements
Projektdurchführung
Universität KasselFachbereich Wirtschaftswissenschaften
Nora-Platiel-Str. 5
34127 Kassel
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Ziel war es, auf der Grundlage einer differenzierten Organisationsanalyse in EMAS-validierten Unternehmen förderliche und hemmende Bedingungen bzw. Einflußfaktoren, die ein ökologisch und unternehmenspolitisch erfolgreiches Umweltmanagement bestimmen, zu identifizieren und ein Instrument zur Erfolgsbeurteilung des Umweltmanagements zu entwickeln. Dieses Instrumentarium galt es, in einer modellhaften Umsetzung in der Praxis auf seine Tauglichkeit hin zu überprüfen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Rahmen einer Vorbereitungsphase wurden die einschlägige Literatur zum Thema analysiert, 9 Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchenzugehörigkeit für eine Kooperation ausgewählt sowie ein Interviewleitfaden entwickelt. Das gewählte Interviewverfahren läßt sich als ein Methodenmix aus narrativer und problemzentrierter Befragungstechnik charakterisieren. Im Frühjahr/Sommer 1997 wurden insgesamt 12 qualitative Interviews mit Umweltschutzexperten in den am Projekt beteiligten Unter-nehmen durchgeführt. Ziel war es, diejenigen Umstände zu lokalisieren, die den betrieblichen Umweltschutz in den Unternehmen im besonderen Maße positiv beeinflussen und somit erfolgreich erscheinen lassen. Gleichzeitig ging es darum, die Erfolgsvorstellung der Experten zu ermitteln. In der Aufbereitungsphase wurden die Interviews transkribiert und mit Hilfe der Software WINMAXpro verdichtet, strukturiert und ausgewertet. Auf Grundlage dieser Daten konnten unternehmensbezogene Fallstudien (Erfolgsgeschichten) rekonstruiert sowie Bedingungen identifiziert werden, die den betrieblichen Umweltschutz fördern.
Die empirischen Befunde einerseits sowie die analytischen Ergebnisse der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Erfolgsbegriff im Umweltmanagement andererseits führte zur Entwicklung der TIKOM-Matrizen, einem Instrument zur Selbstevaluation der Erfolge im Umweltmanagement.
Die TIKOM-Matrizen wurden im Frühjahr und Sommer 1998 in zwei getrennten Erprobungsrunden in beteiligten Unternehmen vorgestellt und getestet. Die praktischen Umsetzungserfahrungen wurden zur Weiterentwicklung des Instrumentariums genutzt.
Ergebnisse und Diskussion
In der einschlägigen Literatur zum Thema wird Umweltmanagement in erster Linie als ein Erfolgsfaktor herausgestellt, der den unternehmenspolitischen und damit vor allem den ökonomischen Erfolg positiv beeinflußt. Diese Betrachtungsweise greift zu kurz. Bevor Umweltmanagement als einer von vielen möglichen Faktoren für den Erfolg von Unternehmen identifiziert und in empirischen Untersuchungen daraufhin geprüft wird, sollte zunächst analysiert und festgelegt werden, woran erfolgreiches Umweltmanagement an sich festzumachen ist. Im Zusammenhang mit Erfolg steht immer auch die Bewertungsproblematik. Bei dem Versuch, den Erfolg betrieblicher Umweltmanagementaktivitäten zu messen, wird in zunehmendem Maße die Verwendung von ökologischen und umweltmanagementbezogenen Kennzahlen diskutiert sowie die Entwicklung allgemeiner Umweltindikatoren gefordert.
Bezogen auf die dargestellten theoretischen Probleme zeigen die im Forschungsprojekt erzielten Ergebnisse zweierlei: Die Unternehmenspraktiker sehen den Erfolg von Umweltmanagement keineswegs nur unter dem Blickwinkel des ökonomischen Erfolges, sondern beziehen die soziale und ökologische Dimension in ihre Ausführungen mit ein. Die befragten Umweltexperten fordern darüber hinaus zwar harte Instrumente, wie beispielsweise Umweltkennzahlen, mit deren Hilfe sie die Bemühungen im Umwelt-schutz messen können, sie selbst machen jedoch den Erfolg im betrieblichen Umweltschutz eher an weichen subjektiven Einschätzungen fest. Ferner wurde im Rahmen der empirischen Untersuchung deutlich, daß zwar Bedingungen für erfolgreiches Umweltmanagement existieren, die unternehmensübergreifend wirksam werden, daß diese jedoch immer in einen situativen Kontext eingebunden sind, der den Erfolg des Umweltmanagements maßgeblich prägt.
Die dargelegten Erkenntnisse wurden bei der Konzeption der TIKOM-Matrizen berücksichtigt. Vor dem Hintergrund, daß bisher keine harten und allgemeinverbindlichen Indikatoren existieren, an denen sich der Erfolg von betrieblichen Umweltschutzmaßnahmen messen muß, wurde ein Prüf- und Entwick-lungsinstrument konzipiert, das über eine subjektive Bewertung der Umweltmanagementleistungen durch die Umweltexperten in den Unternehmen ein erfolgreiches Umweltmanagement vor Ort initiieren und ausbauen hilft. Mit den TIKOM-Matrizen wird ein anspruchsvoller Handlungsrahmen vorgegeben, an dem die Umweltschutzaktivitäten des eigenen Unternehmens zu messen sind und der gleichzeitig Möglichkeiten für weitere Maßnahmen aufzeigt.
Ergebnis des Forschungsprojektes sind damit die TIKOM-Matrizen als ein neuartiges Instrumentarium zur Selbstevaluation der Erfolge im Umweltmanagement. Sie gewährleisten eine umfassende Bestandsaufnahme der bisher geleisteten Umweltmanagementaktivitäten auf deren Grundlage eine systematische, an den eigenen Zielen und an erfolgsfördernden Bedingungen ausgerichtete Weiterentwicklung des Umweltmanagements möglich wird.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Zwischenergebnisse des Projektes wurden in der Zeitschrift UmweltWirtschaftsForum (UWF) veröffentlicht: Freimann, Jürgen/Mettke, Thomas/Schwedes, Roswitha: Erfolgsindikatoren des Umweltmanagements, UWF, H. 3/97, S. 46-50
Das entwickelte Instrumentarium, die TIKOM-Matrizen, liegen in Form eines Ordners vor.
Eine Kurzfassung des Endberichtes ist im Rahmen der Werkstattreihe Betriebliche Umweltpolitik erschienen: Schwedes, Roswitha/Grünewald, Markus (1998): TIKOM-Matrizen. Ein Instrument zur systematischen Beurteilung und Weiterentwicklung des Umweltmanagements, Bd. 12 der Werkstattreihe Betriebliche Umweltpolitik, Kassel
Weitere Teilergebnisse des Forschungsprojektes werden voraussichtlich veröffentlicht in den Zeitschriften UmweltWirtschaftsForum, H. 1/99 sowie Ökologisches Wirtschaften H. 1/99
Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sowie die TIKOM-Matrizen selbst wurden im Rahmen eines von der Forschungsgruppe Betriebliche Umweltpolitik in Kooperation mit future e.V. durchgeführten Umweltmanagement-Workshops Werkzeuge erfolgreichen Umweltmanagements am 15./16. Oktober in Kassel einer breiten Öffentlichkeit von Fachvertretern und Unternehmenspraktikern vorgestellt.
Fazit
Die Erprobungsphasen wie auch die positive Resonanz, die das entwickelte Instrument im Rahmen des oben genannten Workshops erfahren hat, zeigen, daß die TIKOM-Matrizen ein sehr praxistaugliches Instrumentarium darstellen. Ihre Anwendung erleichtert sowohl Unternehmen, die am Anfang ihrer Bemühungen für den Umweltschutz stehen, den Einstieg in das komplexe Feld Umweltmanagement, als auch die systematische Weiterentwicklung bereits vollzogener Aktivitäten in solchen Unternehmen, die im betrieblichen Umweltschutz weiter fortgeschritten sind. Eine Einbindung der TIKOM-Matrizen in EMAS-Projekte ist sehr gut möglich, z.B. im Vorfeld einer Revalidierung. Die Entwicklung einer EDV-Variante der bisher nur in Papierformat vorliegenden TIKOM-Matrizen erscheint sinnvoll und für eine Verbreitung des Instrumentes notwendig.
Fördersumme
101.491,44 €
Förderzeitraum
26.11.1996 - 16.07.1999
Bundesland
Hessen
Schlagwörter