Tagung: Umweltmanagement – Aspekte einer umweltbezogenen Unternehmensführung in mittelständischen Unternehmen
Projektdurchführung
Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung(WHU) Otto-Beisheim-Hochschule
Burgplatz 2
56179 Vallendar
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Ökologische Aspekte haben seit geraumer Zeit Eingang in die ökonomische Theorie gefunden. Die Volkswirtschaftslehre war Schrittmacher, die Betriebswirtschaftslehre folgte mit zeitlichem Abstand nach. Spezialaspekte standen zunächst im Fokus der Forschung (z.B. Produktions- und Entsorgungsfragen). Nach und nach weitete sich der Betrachtungshorizont; heute hat die Umweltorientierung breiten Eingang in die betriebswirtschaftliche Forschung und Lehre gefunden.
Dennoch besteht in (zumindest) zweifacher Hinsicht Klärungsbedarf:
(1) Inwieweit bildet Umweltmanagement ein abgegrenztes Aufgabenfeld im Sinne einer speziellen Betriebswirtschaftslehre? - und eng damit verbunden
(2) Inwieweit kommt der Umweltökonomie ein gesonderter (organisatorischer) Status in der praktischen Führung von großen und mittelständischen Unternehmen zu?
Aufgabe der Vallendarer Tagung war es, neben anderen Themenstellungen diese beiden Fragen zu beantworten.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Tagung führte Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen und Praktiker aus unterschiedlichen Branchen und Unternehmensgrößen zusammen. Hierdurch bestand ausreichend Gelegenheit zu fruchtbarer Diskussion. Die Breite der einbezogenen Standpunkte entsprach der Zielsetzung der Tagung. Die begleitende Präsentation aktueller Forschungsprojekte in Form einer Poster-Sektion war ein weiteres Instrument der breiten, zeitnahen Information.
Ergebnisse und Diskussion
Einige wichtige Ergebnisse der Tagung lassen sich in folgenden Punkten festhalten:
(1) Die Betriebswirtschaftslehre ist bei der Beschäftigung mit ökologischen Fragestellungen in hohem Maße auf entsprechendes naturwissenschaftliches Wissen angewiesen. Sollen Umweltwirkungen in betriebliche Entscheidungsprozesse einfließen, so müssen sie antizipierbar sein. Eine solche Erwartungsbildung kann aber auch die Naturwissenschaft nur zum Teil leisten. Sie kann derzeit weit besser messen als prognostizieren. Hieraus resultieren (erhebliche) Probleme für die Unternehmensführung.
(2) Das Fehlen eines breiten und festen Fundaments beschränkt auch die Soziologie in ihrem Bemühen, Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten. Allerdings gibt die bisherige Anpassungsleistung der Gesellschaft an die ökologische Herausforderung Grund zu Optimismus.
(3) Die Rolle der Juristen ist eine nachrangige. Juristen können erst aktiv werden, wenn Wirkungszusammenhänge geklärt sind und Handlungsbedarf erkannt werden. Einer ihrer Wissenslieferanten sollte die Betriebswirtschaftslehre sein.
(4) Innerhalb der Betriebswirtschaftslehre ist es strittig, ob Ökologie zu einer Änderung des ökonomischen Aussagensystems führen muß oder ob das gewohnte methodische Instrumentarium ausreicht. Die Mehrzahl der Beiträge neigte letzterer Meinung zu. Dies sollte nicht als ein Ad acta-Legen ökologischer Bemühungen in der Betriebswirtschaftslehre verstanden werden; es eröffnet vielmehr den Blick auf vielfältige, bislang noch nicht ausreichend genutzte Lösungspotentiale. Bessere Ökonomie führt - im Rahmen der Mehrheitsmeinung - zu besserer Ökologie, nicht normative Forderungen eines umweltgerechten Verhaltens.
(5) Eine zentrale Herausforderung an die betriebwirtschaftliche Theorie wird in Zukunft darin bestehen, präzise Aussagen über die Wirkung staatlicher Kontextgestaltung zu liefern. Hiermit wird - wie bereits vermerkt - auch eine Forderung von Juristen eingelöst.
(6) Für Unternehmen führt die explizite und nachhaltige Berücksichtigung der Umwelt in aller Regel zu einer Erhöhung der zu tragenden Kosten. Nur zum Teil sind diese an die Kunden weitergebbar bzw. können sie zur Differenzierung gegenüber Wettbewerbern verwendet werden. Neben der Höhe der Kosten ist aber auch deren Plan- bzw. Berechenbarkeit eine wesentliche Determinante des Unternehmenserfolgs.
(7) Mittelständische Unternehmen können durch ökologische Kontextfaktoren sich neu eröffnende Marktchancen zwar schnell nutzen. Die wirtschaftliche Tragfähigkeit dieser ökologisch bedingten ökonomischen Nischen ist aber eher als gering einzuschätzen.
(8) Ökologische Kontextfaktoren führen auch zu einer Erhöhung der Komplexität der Managementaufgabe. Diese können die Unternehmen zunehmend nicht mehr durch die Schaffung spezialisierter Stellen (z. B. der eines Umweltschutzbeauftragten), sondern nur durch die Übertragung der Aufgabe an alle Führungskräfte bewältigen. Dies gilt - so ein wichtiges Ergebnis der Tagung - weitgehend unabhängig von der Unternehmensgröße.
(9) Für die betriebswirtschaftliche Ausbildung bedeutet dies einen entsprechenden Integrationsbedarf umweltökonomischer Aspekte in alle betriebswirtschaftlichen Teildisziplinen. Starke Spezialisierungen sind eher skeptisch zu betrachten.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Mitte 1997 ist der Band der Vallendarer Tagung im Schäffer-Poeschel-Verlag, Stuttgart, erschienen (Umfang ca. 550 Seiten). J. Weber (Hrsg.): Umweltmanagement, Stuttgart 1997.
Fazit
Die Vallendarer Tagung gibt einen wichtigen Einblick in den Stand betriebswirtschaftlicher Forschung und Lehre im Bereich des Umweltmanagements. Er zeigt die tiefe Verankerung ökologischer Fragestellungen an Hochschulen und in Führungsetagen großer und mittelständischer Unternehmen. Wenn der Staat - besser als bisher - die entsprechenden Rahmenbedingungen setzt, besteht kein Anlaß für Zweifel, ob die Wirtschaft ihren Beitrag zu einer ökologischen, nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft tatsächlich wird leisten können.
Fördersumme
71.178,48 €
Förderzeitraum
01.07.1996 - 27.01.2000
Bundesland
Rheinland-Pfalz
Schlagwörter