Aufbau der Walderlebniswerkstatt Sylvaticon im Forstbotanischen Garten Tharandt
Projektdurchführung
Technische Universität DresdenInstitut für Forstbotanik und ForstzoologieFakultät Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften
Postfach 10
01735 Tharandt
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON im Forstbotanischen Garten Tharandt soll sich mit einem neuartigen, zu erarbeitenden Angebot auf dem Gebiet der Umweltbildung an eine sehr breite Zielgruppe wenden. Im Vordergrund steht dabei die handlungsorientierte Vermittlung von Erkenntnissen aus den Gebieten Botanik, Waldökologie und Forstwirtschaft. Das selbständige Erarbeiten und Erleben dieser Erkenntnisse soll zu einem besseren Verständnis für die Funktionsweise und Dynamik des Ökosystems Wald in der breiten Öffentlichkeit als Voraussetzung für ein umweltgerechtes Handeln beitragen. Das vorliegende Projekt versteht sich als Anschub zur Konzeption und Etablierung dieser Bildungseinrichtung unter den ausgezeichneten Voraussetzungen des Forstgartens.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZu Beginn des Projektes soll die bauliche Ausgestaltung des historischen Lehrgebäudes Schweizerhaus im Forstbotanischen Garten Tharandt und darin die Einrichtung der Werkstatt erfolgen. Gleichzeitig wird durch eine pädagogische Fachkraft ein Veranstaltungskatalog erarbeitet, wie er sich zukünftig als Angebot an das breite Spektrum der Zielgruppen wenden wird. Die entwickelten Veranstaltungskonzepte und Lehrmaterialien werden dabei laufend mit verschiedenen Gruppen erprobt, um sie auf diese Weise zu optimieren und später auch anderen Bildungseinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen der Veranstaltungen soll vorwiegend das Konzept des fächerübergreifenden, ganzheitlichen Vermittelns von Zusammenhängen verfolgt werden, indem zum Beispiel beleuchtete Einzelaspekte immer wieder unter den verschiedensten Gesichtspunkten zusammengeführt werden und somit zur Diskusion angeregt wird. Nur so können die Teilnehmer auch emotional erreicht werden. Der ganzheitliche Ansatz der Veranstal-tungen soll sich ebenfalls auf die Person der Teilnehmer erstrecken, indem diese angeregt werden, sich zugleich in verschiedenen Erfahrungsbereichen, von der sinnlichen Wahrnehmung über praktische Untersuchungen oder Nutzungen bis hin zur gesellschaftlichen Bedeutung mit einem Themenbereich auseinanderzusetzen. Im Zentrum muß dabei das praktische Handeln des Seminarteilnehmers stehen, um so einen eher sinnlicherfahrbaren Zugang zu den Themen zu erlangen.
Ergebnisse und Diskussion
Mit der Etablierung der WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON im Forstbotanischen Garten Tharandt als einer wichtigen regionalen und auch überregionalen Umweltbildungseinrichtung konnte das Angebotsspektrum im Freistaat Sachsen auf diesem Gebiet inhaltlich erweitert werden. Der Forstbotanische Garten ist der weltweit älteste seiner Art und außerdem Bestandteil der TU Dresden. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und eine vielfältige Anlage hinsichtlich des Baumbestandes, der standörtlichen Gegebenheiten und historischer Sammlungen prägen das einmalige Gesicht der WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON, welche sich selbstver-ständlich an den Interessen bzw. Problemen der jeweiligen Zielgruppen orientiert. Die Basis für die Gestaltung des Programms ist die unabdingbare Notwendigkeit, Wissen über globale Themen ganz konkret zu vermitteln. Für die Realisierung dieser Ziele mussten zunächst die Rahmenbedingungen geschaffen werden. Im Forstgarten selbst konnte im Schweizerhaus, welches bereits das Forstbotanische Museum beherbergt, ein i-dealer Ort (Raum) dafür gefunden werden, der heute den hohen Ansprüchen einer sehr variablen Nutzung genügt. Dazu gehört die Nutzung als Werkstatt, für die Durchführung von Experimenten, für mikroskopische Arbeiten, aber auch als Seminar- bzw. Vortragsraum. Der Um- und Ausbau dieses Raumes in dem aus dem Jahr 1842 stammenden im Fachwerkstil erbauten Gebäude konnte im Jahr 1997 abgeschlossen werden. Pa-rallel erfolgte die Erarbeitung der pädagogischen Grundkonzeption der WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON sowie die erste Erprobung der konzipierten Veranstaltungsmodule in der Praxis. Dies erwies sich als überaus erfolgreich. Die große Themenvielfalt und ihre jeweilige methodisch-didaktische Verarbeitung und Umsetzung unter der gesetzten Grundprämisse, die im Erleben mit allen Sinnen, genauen Beobachten von Flora und Fauna, Erkennen und Erforschen dynamischer Prozesse in einem Ökosystem sowie dem vertrautmachen mit biologischen Feldmethoden zu sehen sind, wird zielgruppenspezifisch erweitert. Die ganzheitliche Auseinan-dersetzung in der Natur mit der Natur durch eigenes Tun steht also im Mittelpunkt der Tätigkeit dieser Einrichtung.
Die WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON als Umweltbildungseinrichtung für eine sehr weit gefasste Zielgruppe bietet Angebote unterschiedlichster Art auf einem hohen fachlichen Standart, der aus der unmittelbaren Anbindung der WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON an die TU Dresden, Fakultät Forst-, Geo- und Hydro-wissenschaften resultiert. Vorbereitete Bildungsangebote für 3- bzw. 6- Stundenmodule bieten ein frei wähl- und kombinierbares Programm. Außerdem werden Seminare und mehrtägige workshops angeboten. Neben der Durchführung von Veranstaltungen werden auch längerfristige Forschungsarbeiten von Jugendlichen begleitet.
Die statistische Auswertung der Nutzung der Angebote der WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON zeigt, einen kontinuierlichen Anstieg hinsichtlich der Zahlen der Veranstaltungen und der TeilnehmerInnenzahlen. 22 be-reits im Jahr 1997durchgeführte Veranstaltungen stehen 1998 schon 116 Veranstaltungen gegenüber. Im Jahr 1999 konnten 168 Veranstaltungen realisiert werden. Es zeigte sich zunächst, dass die WaldErlebnisWerk-statt SYLVATICON vorwiegend während der Vegetationsperiode (April - Okt.) nachgefragt wurde. Zunehmend wird auch von dem Angebot des ganzjährigen Betriebes der Einrichtung Gebrauch gemacht. Nutzer der Ein-richtung sind neben den Schulen aller Schulformen, Einrichtungen der beruflichen Aus- und Fortbildung, Interessengruppen, Multiplikatoren, TeilnehmerInnen an Seminaren (z. B. Waldpäd.).
Mit dem Einsatz der zur Verfügung stehenden Fördermittel konnte die WaldErlebnisWerkstatt auf einem hohen Standart etabliert werden. Mit dieser Etablierung ergeben sich für die eigene Arbeit, aber auch für andere Einrichtungen vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Kooperation, ohne dabei in Konkurrenz zu treten. Im Gegenteil, es wurden diesbezüglich schon viele Vorteile im Rahmen gemeinsamer Veranstaltungen oder auch im gemeinsamen Auftreten nach außen hin aus dieser Zusammenarbeit gezogen.
Für die weitere Tätigkeit der WaldErlebnisWerkstatt, vor allem in Hinblick auf die künftige Profilierung ist eine zielgruppen- und altersspezifische Evaluation mittels Fragebögen geplant. Die personelle Absicherung ist durch die Einstellung der bisherigen päd. Mitarbeiterin, die Bereitstellung einer Einsatzstelle im Rahmen des Freiwill. ökolog. Jahres und einer ABM gesichert.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Öffentlichkeitsarbeit ist integrativer Bestandteil der Tätigkeit der WaldErlebnisWerkstatt. Genutzt werden Mitteilungen in der lokalen Presse, öffentliche Führungen, Tag der offenen Tür, hompage im Internet u.a. Als coperate identity fungiert ein fester Einband f. alle Informationen.
Fazit
Die Bedeutung der Umweltbildung nimmt in einer Zeit des immer größeren Verlustes an Biodiversität zu. Die Ziele dieses Umweltbildungsprojektes, jedem einzelnen Nutzer, Wissen, Werte, Einstellungen, Fertigkeiten, Engagement zu vermitteln, die notwendig sind, um die Umwelt zu schützen und nachhaltig zu nutzen konnten mit der Etablierung der WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON erreicht werden. Die Umsetzung dieser Ziele erfolgt in vielfältigen, vor allem handlungs- und erlebnisorientierten Veranstaltungen, Seminaren und workshops. Der Fortbestand der Einrichtung ist einerseits durch die Einstellung der bis-herigen päd. Mitarbeiterin gesichert. Andererseits zeigt die große Nachfrage nach Veranstaltungen für das Jahr 2000 den hohen Bedarf an waldpäd. Umweltbildungsorten.
Fördersumme
355.347,86 €
Förderzeitraum
25.11.1996 - 02.05.2000
Bundesland
Sachsen
Schlagwörter