Entwicklung von planerischen Grundlagen zum kontrollierten Rückbau von Industriebauwerken unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten
Projektdurchführung
Kneucker & Co. GmbH
Einsteinstr. 20
68169 Mannheim
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Nach den Vorgaben des im Oktober 1996 in Kraft getretenen Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes ist eine weitestgehende Vermeidung von Abfällen bzw. eine Verwertung nicht vermeidbarer Abfälle anzustreben. Ein bedeutender Anteil am Abfallaufkommen stammt aus dem Baubereich, wozu wiederum der Gebäudeabbruch in erheblichem Maße beiträgt. Steigende Entsorgungskosten für nicht verwertbare Abfälle und die zunehmende Nachfrage nach Recyclingmaterialien schaffen die ökonomischen Rahmenbedingungen für einen kontrollierten Rückbau. Daraus ergibt sich ein erhebliches Potential an Optimierungsmöglichkeiten für einen verwertungsfördernden Baubetrieb von Rückbaumaßnahmen. Ziel des Vorhabens ist es, die Methode des selektiven Rückbaus von Gebäuden, die Rückbautechniken und -technologien weiterzuentwickeln und deren planerische, baubetriebliche, wirtschaftliche und vergaberechtliche Grundlagen zu erarbeiten.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm durchgeführten Forschungsvorhaben wurde die Methode des kontrollierten Rückbaus mit ihren Möglichkeiten zur Verwertung von Baureststoffen hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit und ihrer Durchführbarkeit auf der Baustelle untersucht. In einer ersten Stufe wurden dazu von der Universität Dortmund betreute und schon durchgeführte Rückbauprojekte vorgestellt und besonders die Problemfelder: Erkundung, Vergaberecht, Arbeitsschutz, Ökobilanzen, Separationstechniken und Entsorgungs- bzw. Verwertungsmöglichkeiten untersucht. In einem zweitem Schritt wurden drei weitere Projekte vorgestellt und unter den gleichen Gesichtspunkten untersucht.
Zu den Industriebauwerken in den Projekten gehörten die Französich-Saarländische Metallhütte in Rastatt, das Rheinhafendampfkraftwerk in Karlsruhe, die Kaserne Loddenheide in Münster, das Kraftwerk Goldenberg in Hürth-Knapsack sowie die Bürobaracken Kaufland in Eisenhüttenstadt. Jedes Fallbeispiel wird im Bericht kurz vorgestellt. Erläutert wurden der Zustand der Anlage, Gründe des Rückbaus und die Art der Schadstoffe sowie die Art der Sanierung, die Durchführung des Rückbaus, Kosten des Rückbaus sowie die Entsorgungskosten der Rest- bzw. Schadstoffe. Ein zusammenfassender Kostenvergleich, der Vergleich mit anderen, nicht ausgeführten Varianten und eine Bewertung des einzelnen Fallbeispiels aus abfallwirtschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Sicht folgten. Die jeweils erarbeiteten Ergebnisse wurden am Schluß des Projektberichtes kurz zusammengefaßt und bewertet.
Ergebnisse und Diskussion
Die Untersuchung verschiedener Rückbauprojekte hat gezeigt, daß der selektiere Rückbau in der Regel zum Kostenminimum führt. Trotz höherer Lohnkosten schneidet er, ökonomische Aspekte betreffend, zumeist deutlich besser ab als der konventionelle Abriß. Je teurer die Entsorgung kontaminierter Fraktionen ist, desto wichtiger ist es, die Kontaminationen vor der Entsorgung von nicht kontaminierten Materialfraktionen zu trennen, um die Entsorgungskosten zu minimieren.
Das Vorgehen beim selektiven Rückbau, d.h. eine getrennte Entsorgung durch eine sortenreine Trennung der Abbruchmaterialien, steht im Gegensatz zum konventionellen Abbruch. Der hohe manuelle Einsatz bei den verschiedenen Demontagestufen des selektiven Rückbaus ist wirtschaftlich häufig nicht immer tragbar, daher ist bei Abbruchobjekten auf eine sinnvolle Kombination von konventionellem Abbruch und kontrolliertem Rückbau zu achten. Neue verbesserte selektive Rückbauverfahren können zur Zeit noch existierende wirtschaftliche Nachteile, wie z.B. höhere Personalkosten, weiter verringern.
Eine gute Ablaufplanung, bei der alle notwendigen Demontageschritte erfaßt und miteinander abstimmt werden, ist Voraussetzung. Vor Beginn der Demontage sollten Entsorgung bzw. direkte Wiederverwendung von Baustoffen bzw. Bauteilen und eine eventuelle Aufbereitung von kontaminierten Baustoffen feststehen. Für belastete Bereiche sollten aussagekräftige Analysen und Untersuchungen vorliegen, um Gefahrenpotentiale richtig einschätzen zu können. Die Gründe für ein Unternehmen, eine selektive Rückbaumaßnahme durchzuführen, werden sicher nicht in abfallwirtschaftlichen oder ökologischen Konzepten zu suchen sein, sondern eher durch finanzielle Aspekte bestimmt. Es besteht die Gefahr, daß wirtschaftliche Gründe die kritische Prüfung einer Rückbaumaßnahme in den Hintergrund drängen könnten, so daß ein sinnvolles Verhältnis von konventionellem Abbruch und selektivem Rückbau nicht immer angestrebt wird.
Durch ihre Gesetzgebung haben Bund und Länder die Möglichkeit, die Qualität von Recyclingprodukten, deren Einsatz sowie deren Akzeptanz in der Öffentlichkeit zu erhöhen und damit eine hohe Wiederverwertungsquote von Baustoffen zu erzielen. So können sie z.B. bei der Vergabe von Bauaufträgen auf die Verwendung von Sekundärprodukten besonderen Wert legen, so die Entwicklung des Marktes fördern und eine Vorbildfunktion einnehmen. Durch technische Vorschriften und eine ständige Überwachung der Produkte kann eine gleichbleibende Qualität gewährleistet werden, so daß einem Abnehmer verläßliche Aussagen über das Produkt zur Verfü-gung stehen. Ein höherer Anteil von selektiven Rückbaumaßnahmen ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn die erhaltenen Baustoffe nahezu vollständig wieder einzusetzen sind. Um dieses zu erreichen, muß sich der Markt für wiederverwendbare Baustoffe/-teile und aufbereitete schadstoffhaltige Baustoffe weiterentwickeln und etablieren, so daß die Deponierung von Baustoffen nur in Ausnahmefällen nötig sein wird. Besonders sinnvoll für die Schonung der Umwelt ist das nachhaltige Planen und Bauen schon in der Entstehungsphase eines Bauwerkes. Dabei sollte auch bedacht werden, daß bei einer Kreislaufwirtschaft mit Schadstoffanreicherung zu rechnen ist und daß beim Recycling häufig große Energiemengen aufgewendet werden müssen, die dem Kreislauf den ökologischen Vorteil nehmen.
Im Rahmen des Projektes wurde auch auf Ökobilanzen eingegangen. Es zeigte sich, daß die Erstellung von Ökobilanzen ein sehr arbeitsaufwendiger Prozeß ist, zudem die Schwierigkeit einer sinnvollen Abgrenzung besteht und sich die in der Praxis üblichen Ergebnisse einzelner Verfahren häufig im Rahmen der Streubreite kaum unterscheiden. Aus den genannten Gründen erscheint das Erstellen von Ökobilanzen in der Praxis zur Zeit wenig sinnvoll.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Untersuchungsergebnisse wurden in die Arbeitshilfen Recycling des BMBau Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau eingearbeitet;
Seminar an der Technischen Akademie Esslingen zum Thema Kontrollierter Rückbau, 1996
Veröffentlichungen zu diesem Thema: Bautechnik 73, Heft 5, 269 - 274; Müll und Abfall, Heft 12, 787 - 790, CPM-Tagung Nachhaltige Baupolitik, Bonn Bad-Godesberg, Tagungsband, April 1997
Fazit
Der selektive Rückbau erfüllt im allgemeinen die an ihn gestellten Erwartungen hinsichtlich ökonomischer und ökologischer Aspekte. Das eigentliche Ziel eines selektiven Rückbaus aber - die Schonung natürlicher Ressourcen und damit die Entlastung der Umwelt durch eine hohe Wiederverwertung von Baustoffen - ist erst dann zu erreichen, wenn Gesetzgeber, Bauindustrie und Verbraucher gemeinsam zu einem veränderten Bewußtsein und somit Verhalten gelangen. Zur Zeit wird ein optimaler Kreislauf in vielen Bereichen nicht erreicht, da er häufig mit hohen Kosten und großem Arbeitsaufwand verbunden ist. Eine höhere Verwertungsquote von aufbereiteten Baustoffen kann erreicht werden, wenn die Akzeptanz von Recyclingprodukten in der Öffentlichkeit erhöht wird und damit der Absatzmarkt für wiederverwertbare Baustoffe größer wird
Fördersumme
98.336,77 €
Förderzeitraum
30.05.1996 - 25.02.2000
Bundesland
Rheinland-Pfalz
Schlagwörter
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik