Projekt 09065/01

Modellhafte Umsetzung von Pilotprojekten zur nachhaltigen Regionalentwicklung im oberschwäbischen Moor- und Hügelland Baden-Württembergs (PLENUM)

Projektdurchführung

Landesanstalt für Umwelt, Messungen und NaturschutzAbt. Ökologie, Boden, Naturschutz
Griesbachstr. 1
76185 Karlsruhe

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Mit den Mitteln des klassischen Naturschutzes allein sind Naturschutzziele wie der Erhalt großflächiger Ökosysteme, die Sicherung repräsentativer Kulturlandschaften und der Erhalt von Eigenart, Vielfalt und Schönheit der Landschaft sowie der Schutz der Naturgüter nicht zu erreichen, eine neue Strategie sollte deshalb erprobt werden, die auf Kooperation mit den Landnutzern und der Bevölkerung beruht und Ziele im Rahmen einer nachhaltigen Regionalentwicklung umsetzt: das Projekt des Landes Baden-Württemberg zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt (PLENUM).


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenMit Förderung durch die DBU sollten vier Pilotprojekte im Modellgebiet Isny/Leutkirch als Bausteine einer naturverträglichen, nachhaltigen Regionalentwicklung auf den Weg gebracht und die Weitergabe der Projektergebnisse gesichert werden: Mit der Käseküche wird in diesem von der Milchwirtschaft geprägten Gebiet den beteiligten Landwirten die Möglichkeit gegeben werden, über die regionale Verarbeitung und Vermarktung für naturverträglich erzeugte Produkte höhere Erzeugerpreise zu erwirtschaften, zugleich wird die extensive Bewirtschaftung von Naturschutz- und Landwirtschaftsflächen längerfristig sichergestellt.
Mit dem Jungviehhof wird die extensive Bewirtschaftung weiterer Naturschutz- und Landwirtschaftsflächen erreicht, außerdem kann damit ein weiteres Produkt aus dem Naturschutz entstehen: nach PLENUM-Kriterien erzeugtes Rindfleisch.
Die Marketingkonzeption hat diese Entwicklungen aufgegriffen und in einem größeren Zusammenhang Möglichkeiten für die Vermarktung naturverträglich erzeugter Produkte untersucht und entwickelt.
Das Ziel eines umweltverträglichen Wirtschaftens in der Verwaltung und in den Wirtschaftsunternehmen des PLENUM-Modellgebiets wurde durch die Durchführung von Öko-Audits unterstützt, flankierend wurden modellhafte Umsetzungsmaßnahmen eingeleitet.


Ergebnisse und Diskussion

Der Bau der Käseküche wurde 1997 begonnen, mit der Fertigstellung im Sommer 1998 ging sie in Betrieb. Verarbeitet wird nach ökologischen Richtlinien produzierte Milch von 7 Landwirten (Stand 2001), die zudem die PLENUM-Erzeugungskriterien hinsichtlich Naturschutz einhalten. Als Produkte wurden ver-schiedene Käsesorten, Butter und weitere Milchprodukte entwickelt. Mit der Käseküche konnten die Naturschutzziele, Naturschutzflächen dauerhaft zu nutzen (ca. 35 ha Streu- und Nasswiesen) und eine extensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen (ca. 120 ha Grünland) zu sichern, erreicht werden. Die erzeugte Milch wird regional verarbeitet und überwiegend regional vermarktet. Durch das Konzept der Schaukäserei gibt die Käseküche verbrauchernahe Information. Durch Führungen für zahlreiche Besuchergruppen ist sie in den Tourismus der Region integriert. Die Umsetzung des Teilprojekts Heubergehalle und Jungviehhof wurde 1998 begonnen, die endgültige Fertigstellung ist Anfang 2002 zu erwarten. Mit Heubergehalle und Jungviehhof ist ein weiterer Schritt zur nachhaltigen Bewirtschaftung naturschutzfachlich wertvoller Flächen und zur Erzeugung von Rindfleisch nach PLENUM-Kriterien vollzogen. Wegen der späten Umsetzung des Projekts sind aber Wirkungen noch nicht nachweisbar.
Die Marketingkonzeption umfasste die Teilprojekte Rindfleischvermarktung, Aufbau einer Bio-Milchschiene, die PLENUM-Gesamtkonzeption und darin als eigenständiger Teil die Tourismuskonzeption für Isny und Leutkirch. Mit dem Aufbau von Rindfleischvermarktung und Biomilchschiene konnte das Ziel der Bewirtschaftung von Naturschutzflächen und der extensiven Bewirtschaftung auf weiteren landwirtschaftlichen Flächen erreicht werden.Die Marketing-Gesamtkonzeption gliederte sich in die Analyse, Arbeiten der Gruppe Leitbild und Mar-keting, konkrete Maßnahmenentwicklung für das Modellgebiet, die Gesamtkonzeption für Baden-Württemberg und die Erstellung eines Leitfadens für künftige Gebiete. Im Bereich Tourismus wurden gemeindespezifische Konzeptionen erarbeitet, die Umsetzung von Maßnahmen hat begonnen (Themenwege, Landgasthöfe). Die Weitergabe der Projekterfahrungen und -ergebnisse in weitere Regionen ist sichergestellt. Da das Modellgebiet lediglich zwei Gemeinden umfasste, konnte das Ziel einer eigenständigen Regionalvermarktung naturverträglich erzeugter Produkte (nach PLENUM-Erzeugungskriterien) nicht abschließend erreicht werden. Mit der Fortführung und Ausweitung des Landesprojekts PLENUM ergeben sich aber ab 2001 neue Chancen.
Das Kommunale Öko-Audit für die Gemeinden Isny und Leutkirch wurde 1996 begonnen und 1998 mit der Zertifizierung abgeschlossen (als erste auf dem europäischen Festland). Es gliederte sich in die Bereiche Verwaltung, Eigenbetriebe, Gemeinde als Akteur (Entscheidungen des Gemeinderats) und Öffentlichkeitsarbeit. Umsetzungsmaßnahmen bezogen sich unter anderem auf die Handlungsfelder Energie-Controlling, Regionales Umweltinformationssystem und Verkehrskonzeption. Durch Umweltmanagement und Umsetzungsmaßnahmen konnten erste Reduzierungen des Ressourcenverbrauchs realisiert werden, die sich auch ökonomisch auswirken. Die erneute Zertifizierung der beiden Modellgemeinden im Jahre 2001 dokumentiert die Bereitschaft zur dauerhaften Fortführung des Vorhabens. Flankierend wurden auch betriebliche Öko-Audits initiiert.
Die Pilotprojekte ermöglichten die Kooperation mit zahlreichen Projektpartnern in der Region.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Weitergabe der Projektergebnisse wurde neben der kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit durch alle Projektpartner insbesondere durch zwei Symposien gewährleistet, die im September 1996 und im Oktober 1999 stattfanden und sich vor allem an Manager ähnlicher Projekte in Baden-Württemberg, aber auch in Deutschland und im europäischen Raum richteten. Die Tagungsergebnisse sind in Broschüren veröffentlicht. Außerdem war das Projekt als dezentrales weltweites Projekt bei der Expo 2000 präsent.


Fazit

Der Ansatz, Naturschutzziele über die Strategie des hoheitlichen Naturschutzes hinaus durch eine Strategie der naturverträglichen nachhaltigen Regionalentwicklung umzusetzen, hat sich bewährt. Das Land Baden-Württemberg hat deshalb das Modellprojekt ausgeweitet und führt es nun als PLENUM Allgäu-Oberschwaben bis mindestens 2006 weiter. Außerdem wurden zwei neue Regionen (Westlicher Bodensee im Landkreis Konstanz und Mittlere Alb/Lautertal sowie Albtrauf im Landkreis Reutlingen) als PLENUM-Projektgebiete anerkannt.

Übersicht

Fördersumme

853.857,44 €

Förderzeitraum

01.09.1996 - 30.09.2001

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation