Durchführung des Umweltbildungsprojekts Ökologische Forschungsstationen
Projektdurchführung
Naturfreundejugend Deutschlands
Haus Humboldstein
53424 Remagen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Kinder und Jugendliche untersuchen ihre Umwelt, gestalten die Ergebnisse unter anderem unter Verwendung von Computern, die in einzelnen Forschungsstationen stehen und tauschen sie untereinander aus. Die Umweltuntersuchungen erfolgen dabei mit naturwissenschaftlichen Methoden und künstlerischen Experimenten. Umweltbewußtes, eigenverantwortliches Handeln aus Einsicht in die Gesetze natürlicher Systeme, veränderndes Handeln, da, wo es notwendig erscheint, um Natur und Umwelt zu erhalten, sind Ziele, die in der Auseinandersetzung mit Fließgewässern erreicht werden sollen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBundesweit wurden Forschungsstationen aufgebaut, zu denen Kinder und Jugendliche Zugang haben. Eine Didaktik der Umweltbildung wurde entwickelt und den Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Aufbauend auf Gewässeruntersuchungen wurden Materialien erstellt, die zur Umsetzung des Ansatzes Interdisziplinäre Systembildung dienen. Zur Wahrung des Prinzips der Ganzheitlichkeit hat sich die Kombination untersuchender Tätigkeit (z.B. Gewässeruntersuchung) mit Elementen sinnlicher Erkenntnis, ästhetischer Gestaltung und experimentellen Situationen als sinnvoll erwiesen. Dadurch, daß Gefundenes nicht einfach nur durch die eigene Anschauung aufgenommen, sondern gestaltend wiedergegeben wird, wurden die eigenen Bildungsprozesse der beteiligten Kinder auf ein Ziel gerichtet und damit intensiviert. Seminare zur Qualifizierung der Gruppenleiter und pädagogischen Mitarbeiter in den Einrichtungen wurden im Herbst und Winter 97/98 durchgeführt. In zwei Forschercamps im Juli und August 97 bestand die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, Verfahren und Untersuchungsmethoden kennenzulernen. Bei der gestalterischern Präsentation von Ergebnissen und deren Austausch spielte die Nutzung von Computern eine wesentliche Rolle. Mit einem Wasserwettbewerb zum Thema Bachrenaturierung und Gewässerpatenschaft wurde ein verantwortlicher und nachhaltiger Umgang mit dem Wasser angeregt und hervorragende Beispiele ausgezeichnet.
Ergebnisse und Diskussion
Durch die Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt wurde es möglich, den Ansatz Interdisziplinäre Systembildung in ein didaktisches Konzept der Umweltbildung umzusetzen, zu erproben und die Ergebnisse in verallgemeinerter Form zur Verfügung zu stellen. Sie finden sich im Projektordner Wasser und auf den Internetseiten der Naturfreundejugend Deutschlands (www.naturfreundejugend.de, dort unter UFOS). Daraus abgeleitet wurde ein Fortbildungsangebot für Multiplikatoren in der Umweltbildung, das in acht Einrichtungen angewandt wird.
Durch die schnelle Entwicklung im Bereich Multimedia wurden Modifikationen im Konzept erforderlich: Der Austausch der Stationen untereinander wurde nicht mehr über Disketten, sondern durch Präsenta-tionen auf Internetseiten und die Nutzung grafisch orientierter Chat-Konferenzen im Internet geleistet.
Die Zahl der ursprünglich geplanten Stationen wurde nicht erreicht, in der Folge des Projektes werden aber weitere eingerichtet, sodaß eine Fortsetzung gewährleistet ist. Ein wesentlicher Grund ist die Komplexität des Ansatzes, der eine längere Planungs- und Anlaufzeit nötig macht, als bei der Beantragung vorgesehen. Die niedrigere Anzahl der Stationen wurde kompensiert durch die Teilnehmer am Wettbewerb Botschaften vom Bach und durch verschiedene Einzelmaßnahmen, in die das Projekt einbezogen war.
Zur Qualifizierung der TeilnehmerInnen wurden wie vorgesehen vier bundesweite Seminare angeboten, die aber nicht von der vorgesehenen Anzahl an TeilnehmerInnen besucht wurde. Durch die Veranstaltung regionaler Seminare wurde die geplante Anzahl dann doch erreicht.
In der abschließenden Bewertung des Projektes stellte sich heraus, daß die Laufzeit von einem Jahr zu gering war, um eine Umsetzung auf lokaler Ebene in die Entwicklung konkreter Gewässerpatenschaften im breiten Maße möglich zu machen. Doch ist hier auf die Langzeitwirkung des Projektes zu setzen.
Bestätigt wurden einige Grundannahmen des Konzeptes:
Der Erwerb ökologischer Kenntnisse wird durch die Einbeziehung von Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten schon in der Phase der Untersuchung von Umweltsituationen erheblich begünstigt. Gleichwohl erwächst daraus noch keine Handlungsdisposition.
In der Bewertung multimedialer Lernwelten ergab sich eine weitere (nicht unerwartete) Erkenntnis: Nicht deren Nutzung, sondern deren Produktion vermittelt nachhaltige Kenntnisse über die Zusammenhänge in unserer Umwelt. Bei der Entwicklung von Handlungs- und Gestaltungsperspektiven spielen kommu-nikative Aspekte zwischen den TeilnehmerInnen und Interaktionen zwischen ihnen eine größere Rolle als beispielweise die Interaktion mit einem Multimediaprogramm. Damit sie aber handlungsrelevant werden können, müssen den beteiligten Kindern auch reale Handlungsräume eröffnet werden. Erst wenn sie erfahren, daß sie auch wirklich etwas verändern können, entwickelt sich ihre Bereitschaft zu handeln.
Das Bedürfnis nach Austausch der Ergebnisse entwickelte sich eher zwischen den Jugendlichen desselben Projektes, weniger zwischen verschiedenen Projekten.
Nicht der Ansatz bei Nützlichkeitsaspekten des Wassers, sondern die Gestaltung mit Formen des Wassers schafft Zugänge zu komplexeren Zusammenhängen - vermittelt über die Arbeit mit Metaphern.
Es gibt erhebliche Unterschiede in der Arbeitsweise und im Umgang verschiedener Altersgruppen mit den neuen Medien. Erhebliche Unterschiede finden sich auch in Abhängigkeit von den Bildungsvoraussetzungen der TeilnehmerInnen. Wesentliche weitere Rahmenbedingungen sind zu berücksichtigen: So spielten die Einbeziehung von Elementen der medialen und kulturellen Erfahrungswelten Jugendlicher eine große Rolle für die Entwicklung ihres Interesses am UFOS-Konzeptes. Eine Folge war die Umbenennung in Umweltforschungsstationen (kurz: UFOS).
Diese Beobachtungen machen es erforderlich, daß Umweltpädagogen zumindest offen für aktuelle jugendkulturelle Strömungen sein sollten, nach Möglichkeit über persönliche Zugänge verfügen sollten, um sie nicht nur passiv, sondern auch aktiv in die
Auseinandersetzung mit der Umwelt einfließen lassen zu könnnen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Neben der Präsentation des Projektes auf diversen pädagogischen Messen und Veranstaltungen (Spielemarkt Remscheid, Reisepavillon Hannover, MEET-Tagung Lüneburg u.a.) findet die Darstellung des Projektes wesentlich im Internet auf den Seiten der Naturfreundejugend Deutschlands (s.o.) statt. Zwei Fernsehbeiträge (für den Tiger-Enten-Club im ARD-Kinderkanal und für die ZDF-Kindernachrichtensendung logo) entstanden im Forschercamp 97. Die verbandseigene Kinderzeitschrift KIPO berichtete über das Projekt. Drei Rundbriefe mit wachsender Auflage wurden verschickt.
Fazit
Mit der Förderung des UFOS-Projektes durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt wurde ein wichtiger Anstoß zur Ausarbeitung sowohl theoretischer als auch praktischer Ansätze zur Umweltbildung gegeben. Aus den eher experimentellen Kinderschuhen ist das Projekt dadurch herausgewachsen. In der Umsetzung zeigte sich allerdings auch, daß die Projektlaufzeit zu kurz war. Gleichwohl ist ein Fundament gelegt worden, auf dem das Projekt UFOS stabil weitergeführt werden kann.
Fördersumme
94.077,71 €
Förderzeitraum
01.04.1997 - 14.01.1999
Bundesland
Rheinland-Pfalz
Schlagwörter