Förderschwerpunkt Bioabfallverwertung: Entwicklung von torffreien Substraten für Baumschulen und Hobbygärtner aus karbonatreichem Kompost und weiteren regional anfallenden Reststoffen
Projektdurchführung
Hochschule Weihenstephan-TriesdorfStudiengang GartenbauFachgebiet Freilandzierpflanzen
Am Staudengarten 7
85354 Freising
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Baumschulsubstrate und die meisten Blumenerden für Hobbygärtner enthalten nach wie vor einen relativ hohen Torfanteil. Zur Schonung ökologisch wertvoller Torfvorräte war es daher Ziel dieses Forschungsvorhabens, ein torffreies Baumschulsubstrat und eine torffreie Blumenerde zu entwickeln, die jeweils für möglichst viele Kulturen einsetzbar sind. Basis dieser Substrate sollten in Gegenden mit kalkreichen Böden (wie z. B. Teile Bayerns) anfallende, bisher im Substratbereich nicht zu verwendende karbonatreiche Komposte und weitere regional anfallende substratfähige Reststoffe sein.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer gesamten Untersuchung lagen die beiden folgenden Fragenkomplexe zugrunde: 1. Wie lässt sich, anders und weitgehender als bisher mit Hochmoortorf, das pH in Substratmischungen mit karbonatreichen Komposten auf ein für die meisten Pflanzen günstiges Niveau absenken? Dazu wurden zahlreiche Testsubstrate auf unterschiedliche Weise mit verschiedenem elementarem Schwefel oder Eisen(II)-sulfat versetzt. 2. Welche regional anfallenden Reststoffe wie z.B. Rindenhumus, Holzfaser, Ziegelbruch, eignen sich am besten als weitere Zuschlagstoffe für torffreie Substrate?
Diesen Fragen wurde in der ersten Phase des dreijährigen Projektes anhand von Exaktversuchen am Institut mit mehreren Pflanzenarten (sowohl Gehölze als auch Balkonblumen) nachgegangen. Mit den zwei besten Substraten der ersten Phase wurden dann weitere Versuche in der zweiten Vegetationsperiode mit anderen Pflanzenarten sowohl am Institut als auch mit Gehölzen in den Partnerbaumschulen durchgeführt. Im dritten Projektabschnitt wurden wiederum die beiden besten Substrate aus dem zweiten Projektjahr nochmals einer abschließenden Prüfung an beiden Standorten unterzogen.
Im Laufe aller Versuche wurden regelmäßig Substratanalysen hinsichtlich der relevanten chemischen und physikalischen Parameter durchgeführt. Zum jeweiligen Versuchsende wurden das Pflanzenwachstum bewertet und gegebenenfalls der Hauptnährstoffgehalt der Pflanzentrockensubstanz bestimmt.
Ergebnisse und Diskussion
Neben Grüngutkompost (= GGK) mit bis zu 18 % CaCO3 wurden Rindenhumus, Holzhäcksel, Holzfaser, Schlacke aus der Steinkohleverfeuerung und Ziegelbruch als Substratkomponenten eingesetzt. Im Baumschulbereich bewährten sich von den rund 20 daraus hergestellten Substraten die beiden am besten, die aus 40 Vol.-% Grüngutkompost, 30 Vol.-% Schlacke und entweder 30 Vol.-% Holzfaser oder 30 Vol.-% Holzhäcksel bestanden. Darin ergab sich sowohl am Institut als auch in den Partnerbaumschulen bei S-Zusatz fast immer ein vergleichbares Wachstum wie im Kontrollsubstrat. Lediglich einige wurzelnackte Gehölze wuchsen darin nicht so gut, was wohl auf die geringere Wasserkapazität der torffreien Substrate zurückzuführen ist.
Der Schwefelzusatz (bis zu 10 g S/l Substrat) wurde von allen geprüften Gehölzarten (über 20) gut vertragen und wirkte sich vielfach positiv auf das Pflanzenwachstum aus. In jedem Fall konnten Eisenmangel-Chlorosen verhindert bzw. stark reduziert werden. Als S-Produkt kann zur Grunddüngung ein Granulat mit einer Korngröße von 0-0,8 mm empfohlen werden. Auch in stehender Kultur konnte der pH-Wert problemlos mit suspendierbarem Schwefel abgesenkt werden, sofern dieser nicht zu hoch konzentriert ausgebracht wurde.
Von den torffreien Blumenerden aus GGK, Holzfaser, Holzhäcksel, Rindenhumus und Schlacke sind für die Praxis v.a. die beiden aus 40 Vol.-% GGK und je 30 Vol.-% Holzhäcksel und Rindenhumus bzw. aus 40 Vol.-% GGK und je 20 Vol.-% Holzhäcksel, Holzfaser und Rindenhumus zu empfehlen. Dabei be-währte sich zur pH-Absenkung das gleiche S-Produkt wie in den Baumschulversuchen
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Ergebnisse des Projekts wurden in Führungen am Institut und u.a. in folgenden Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und Vorträgen präsentiert:
SCHMITZ, H.-J., 2001: Torffreie Substrate auf Kompostbasis für die Anzucht von Gehölzen. Versuche im Deutschen Gartenbau/Baumschule 2001, 13, S. 25
SCHMITZ, H.-J., 2001: Torffreie Blumenerden auf Kompostbasis mit Schwefelzusatz. Versuche im Deutschen Gartenbau/Zierpflanzenbau, 2001, 13, S. 13
SCHMITZ, H.-J. und FISCHER, P., 2002: Absenkung des pH-Werts von Komposten. In: ZENTRALVERBAND GARTENBAU E.V. (ZVG) (Hrsg., gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt): Handbuch Kompost im Gartenbau. FGG Förderungsgesellschaft Gartenbau, Bonn, S. 221-242
SCHMITZ, H.-J., 2002: Baumschulsubstrate in Zukunft torffrei? IDW 10/02, S. 4
SCHMITZ, H.-J. und FISCHER, P., 2003: Wirkung von Schwefel in torffreien Substraten für die Anzucht von Baumschulgehölzen. Vortrag auf der 40. Gartenbauwissenschaftlichen Tagung vom 26.02.-01.03.03 in Freising-Weihenstephan
SCHMITZ, H.-J. und FISCHER, P., 2003: Gute Ergebnisse ohne Torf. Deutsche Baumschule, 55, 4/2003, S. 37-38
SCHMITZ, H.-J. und FISCHER, P., 2003: Besser über Matten bewässern. Deutsche Baumschule, 55, 8/2003, S. 35-36
SCHMITZ, H.-J., 2003: pH-Absenkung in torffreiem Substrat mit Schwefel-Granulaten zur Grunddüngung sowie mit suspendierbarem S während der Kultur möglich. Versuche im deutschen Gartenbau, im Druck
Fazit
Sowohl Baumschulgehölze als auch Balkonpflanzen lassen sich gut in torffreien Substraten kultivieren. Im Baumschulbereich haben sich dazu die beiden Substrate aus 40 % (Vol.-%) Grüngutkompost (GGK), 30 % Schlacke aus der Steinkohleverfeuerung und entweder 30 % Holzfaser oder 30 % Holzhäcksel am besten bewährt. Lediglich einige wurzelnackte Gehölzjungpflanzen zeigten darin ein schlechteres Wachstum als im torfhaltigen Kontrollsubstrat. Für Hobbygärtner sind Blumenerden aus 40 % GGK, 30 % Holzhäcksel und 30 % Rindenhumus bzw. aus 40 % GGK und je 20 % Holzhäcksel, Holzfaser und Rindenhumus zu empfehlen.
Durch Zusatz von pH-absenkendem Schwefel zum Substrat können in beiden Anwendungsbereichen auch substratfähige, jedoch zu karbonatreiche Komposte eingesetzt werden. Der zugesetzte Schwefel wurde von den fast 40 geprüften Gehölz- und Balkonblumenarten gut vertragen und konnte das Auftreten von Eisenmangel-Chlorosen an den Pflanzen verhindern oder zumindest stark verringern. Als S-Produkte erwiesen sich Granulate mit einer Korngröße von 0-0,3 bzw. 0-0,8 mm als optimal. Ebenso war die pH-Absenkung mit suspendierbarem Schwefel in stehender Kultur erfolgreich.
Fördersumme
179.770,23 €
Förderzeitraum
01.02.2000 - 31.01.2003
Bundesland
Bayern
Schlagwörter
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umwelttechnik