Neubau eines energieoptimierten und vorbildhaften Kultur- und Bürgerhauses in Denzlingen – Planungsphase –
Projektdurchführung
Gemeinde Denzlingen
79207 Denzlingen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Gemeinde Denzlingen beabsichtigt schon seit Jahren den Bau eines Kultur- und Bürgerhauses, in dem sowohl vielfältige Vereinsaktivitäten als auch weitergehende Kulturveranstaltungen untergebracht werden sollen. Nach einer umfangreichen Standortdiskussion wurde ein geeigneter Standort zwischen dem historischen Ortskern und den Neubaugebieten ausgewählt. Dieser Standort ist insbesondere auch deshalb hervorragend geeignet, weil er verkehrsgünstig liegt und somit nachhaltig zur Reduzierung des motorisierten Verkehrs beiträgt.
Für das Kultur- und Bürgerhaus hat die Gemeinde Denzlingen einen 2-phasigen Realisierungswettbewerb ausgelobt, in dem explizit die Energieoptimierung als Ziel formuliert wurde. Hier wurde ein Richt-wert von 30 kWh/m²a für Raumwärme formuliert. Entsprechend der seit Jahren aktiv verfolgten Politik der Gemeinde Denzlingen des Klima- und Umweltschutzes sollte das Gebäude den höchsten ökologischen Standards genügen, um unmittelbar einen wesentlichen Beitrag zur Minderung der CO2-Emissionen zu leisten.
Es ging aber nicht darum, eine sogenannte Energiesparmaschine zu bauen, die mit hohem technischen und finanziellen Aufwand keine Vorbildfunktion für vergleichbare Projekte hätte. Es ging vielmehr darum, bezogen auf das vorliegende Gebäudekonzept und dessen Nutzungsansprüche zu schlüssigen Lösungen zu gelangen, welche unter ökologischen und ökonomischen Aspekten vorbildhaft und zu-kunftsweisend sind.
Ziel der Gemeinde Denzlingen ist es, für das erste Gebäude dieser Nutzung und dieses Anspruches in Deutschland die anstehenden Optimierungsschritte und Entscheidungen auf eine deutlich fundiertere Basis zu stellen, als dies in anderen Projekten üblich ist, sowie so nachvollziehbar darzustellen, dass die gewonnen Erfahrungen unmittelbar in anderen Bauvorhaben nutzbringend einsetzbar sein können.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie angestrebte und bereits beschrittene Planungsphase stellt eine große Herausforderung für alle an der Planung und am Bau Beteiligten dar. Durch die sehr hohen Anforderungen an geringem Heizwärmebedarf sowie an die Haustechnik, hier insbesondere der Lüftung, findet eine intensive Wechselwirkung zwischen Gebäudehülle, Tragwerk und Haustechnik statt, die nur durch eine ebenso intensive Kommunikation zwischen dem Bauherrn, dem Projektsteuerer und allen verantwortlichen Planern bewältigt werden kann.
Ein solch integraler Ansatz der Planung und Bauausführung, der nach Einschätzung der Gemeinde Denzlingen bisher für vergleichbare Gebäude dieser Nutzung nicht angewendet wurde, eröffnet die realistische Möglichkeit unter den gegebenen Randbedingungen eine optimale Lösung zu erarbeiten und umzusetzen.
Im Gegensatz zum Wohnungs- und Bürobau ist bei dem Gebäude des Kultur- und Bürgerhauses ganz wesentlich zu berücksichtigen, dass das Gebäude sehr heterogen und nur zeitweise in einzelnen Bereichen genutzt wird. Hier sollen dynamische Simulationen klären, ob und in welchem Umfang Tempera-turabsenkungen innerhalb des Gebäudes möglich und sinnvoll erscheinen und welche Auswirkungen dadurch auf das thermische Raumklima und das Aufheizen zu erwarten sind. Eine analoge Fragestel-lung tritt bei der Lüftung auf, welche idealerweise bei jeder Belegungsdichte die Schadstoffe in der Raumluft auf einem niedrigen Niveau und die Luftfeuchte innerhalb des Komfortintervalls halten soll.
Im Einzelnen wurden durch die beteiligten Fachplanungsbüros folgende potentielle Konfliktsituationen, die sich unter den vorgegebenen Randbedingungen ergeben haben, untersucht.
- thermische Zonierung unter Berücksichtigung flexibler Raumgestaltung und -nutzung- bauliche Massen zur Kühlung/Regeneration des Erdwärmetauschers unter Berücksichtigung von hohlen Kühlleistungen im Sommer
- hocheffiziente Abluftwärmerückgewinnung mit minimalem Stromeinsatz
- freie nächtliche Kühlung durch Aktivierung der thermischen Massen mittels geeigneter Luftkühlung
Hier wurden umfangreiche Simulationen, insbesondere der Gebäudehülle durchgeführt, an denen alle Fachplaner beteiligt waren. Wesentlicher Bestandteil der Untersuchung stellt die Simulation des Büros Delzer Kybernetik, Lörrach, dar.
Im Einzelnen wird hierzu auf die als Anlage beiliegende Auflistung der zusätzlichen Themen und auf das Untersuchungsergebnis im Projektverlauf des Büros Delzer Kybernetik verwiesen.
Die durch die Gemeinde Denzlingen gesetzten Ziele bezüglich des Heizwärmebedarfs mit einem Richtwert von 30 kWh/m²a für die Raumwärme sowie der innovativen Haustechnik, die ein wesentlicher Bestandteil darstellt, geht weit über den Stand der Technik hinaus und trägt somit zu einer nachhaltigen Umweltentlastung durch die Minimierung der CO2-Emissionen bei. In Abstimmung mit den Fachplanern liegt ein stimmiges Gesamtkonzept für Haustechnik, für das Tragwerk und die Gebäudehülle vor, wobei auf Grundlage der im Vorfeld durchgeführten Simulationen ein harmonisches und flexibles Zusammenspiel der Gebäudehülle mit der Haustechnik realisiert wurde.
Insbesondere das Haustechnikkonzept soll so angelegt werden, dass der Betrieb langlebig, robust, wartungsarm und hocheffizient ist. Hierbei bedarf es einer speziellen Regelungstechnik, die im Rahmen eines geplanten Gebäudemanagements für die Betriebsphase eingeführt werden soll. Dies soll noch zu einer weiteren Verbesserung der Emissionsbilanz wie auch des Komfortstandards innerhalb des Ge-bäudes beitragen.
Zwischenzeitlich wurde der Einsatz eines Solarkraftwerkes auf dem Dach des Kultur- und Bürgerhauses auf seine technische und wirtschaftliche Machbarkeit geprüft. Ergebnis ist, dass die Installation einer in die Dachhaut integrierten Anlage mit einer Leistung von ca. 39 kWp möglich ist, die eine zusätzliche In-vestition von ca. 450.000 DM voraussetzt. Hierzu steht die Entscheidung des Gemeinderates, abhängig von möglichen Zuschüssen noch aus.
Ergebnisse und Diskussion
Die Erkenntnis aus der Studie wurden in die Planung und Realisierung übernommen. Im Einzelnen wurden folgende Punkte verwirklicht:
Das Erdregister wurde unter die Bodenplatte des großen Saals eingebaut, davon wurde für den Sommerfall die Bodenkühlung des großen Saales realisiert, im Winterfall mit Hilfe der Wärmepumpe die Fußbodenheizung und die Warmwasserbereitung.
Für die Außenluftansaugung der Lüftung im großen Saal wurden der Erdkanal, die adiabatische Kühlung und die Wärmerückgewinnung verwirklicht. Für den großen Saal wurde die Nachtlüftung mit Aktivierung der Speichermassen in die Planung übernommen.
Für die Wärmeversorgung wurde die Fernwärmeversorgung aus der Brückleackerschule ausgeführt. Für die Grauwassernutzung wurde die Variante mit Nutzung aus dem Teich und Nachfüllung aus dem Grundwasser berücksichtigt. Die Übernahme der Ergebnisse in die Planung und die Verwirklichung in der Praxis führt zu zufriedenstellenden Ergebnissen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Neben der über die Region Freiburg hinausstrahlenden Resonanz, die die Baumaßnahme in Fachkreisen, Politik und Presse gefunden hat, neben dem Multiplikationseffekt durch die Besucher des Kultur- und Bürgerhauses, das vergleichbaren Einrichtungen in Freiburg den Rang abläuft und neben zahlreichen Einzelveröffentlichungen in Fachzeitschriften entstand auch eine farbige Broschüre, die einem brei-ten Interessentenkreis die realisierte Baumaßnahme und die zugrunde liegende ökologische Zielstellung eindrucksvoll näher bringt.
Fazit
Erreicht wurde ein architektonisch hochwertiges Gebäude, das weit über den Stand der Technik hinausreicht und mit einem Heizenergiebedarf von 2 Kwh/m3/a einzigartig ist und einen erheblichen Beitrag zur CO2-Minderung leistet.
Fördersumme
43.706,76 €
Förderzeitraum
19.09.2000 - 19.07.2001
Bundesland
Baden-Württemberg
Schlagwörter
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik