Projekt 08140/01

Förderschwerpunkt Holz: Demonstration der Trockenkonservierung von Nadel-Stammholz als ökologische Alternative zur technischen Trocknung von Bauholz – eine flankierende Maßnahme zur Einführung eines umweltfreundlichen und energiesparenden Verfahrens

Projektdurchführung

Universität HamburgOrdinariat für Holztechnologie
Leuschnerstr. 91
21031 Hamburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In Holzbaunormen wird gefordert, daß bei Bauholz für tragende Zwecke eine Feuchte von 18 % nicht überschritten werden soll, um feuchtebedingte Bauschäden wie Pilz- und Insektenbefall zu vermeiden. Das Fehlen kostengünstiger und risikoarmer Methoden zur raschen Trocknung von Nadelschnittholz mit großen Abmessungen (Listen-Bauholz) hat aber bisher die Erfüllung dieser Forderung verhindert. Im Rahmen eines bereits abgeschlossenen Forschungsvorhabens wurde nachgewiesen, daß entrindetes Nadelrundholz innerhalb etwa eines Jahres gleichmäßig und ohne wesentliche Qualitätseinbußen in ü-berdachten Lagenpoltern umweltfreundlich auf Feuchten um 20 % trocknen kann. Mit diesem Demonstrationsprojekt sollten folgende Ziele erreicht werden: (1) überregionale Demonstration von Methode und Ergebnissen der Rundholztrocknung für Praktiker aus Forst- und Holzwirtschaft, (2) ökonomischer und ökologischer Vergleich von Bauschnittholz aus Rundholztrocknung und technischer Trocknung, (3) Marktanalyse für Bauschnittholz größerer Dimensionen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuf Basis der im vorhergehenden Vorhaben erprobten Methode wurden an vier Orten in Deutschland Lagenpolter mit insgesamt ca. 1100 m³ Fichten-, Lärchen- und Douglasienrundholz üblicher Bauholz-stärkeklassen zu Demonstrationszwecken angelegt (März/April 1997; Feb. 1998). Das Holz wurde durch die Projektpartner zur Verfügung gestellt. Die Polter dienten dazu, Vertretern der Forst- und Holzwirt-schaftspraxis die Methode der Rundholztrocknung umfassend und praxisgerecht im Rahmen von Seminaren zu demonstrieren sowie Untersuchungen zum Trocknungsverlauf und zur Qualitätsentwicklung des Holzes durchzuführen. Der Einschnitt des erzeugten Rundholzes zu kundenspezifischen Listen erfolgte nach Marktlage und Bedarf der Projektpartner. Eine Begutachtung der erzielten Holzqualität erfolgte im Rahmen der Seminare mit Praktikern und durch gezielte Analyse. Parallel zur technischen Demonstration der Rundholztrocknung wurde eine wirtschaftliche und ökologische Bewertung des Verfahrens im Vergleich zur technischen Schnittholztrocknung durchgeführt und der potentielle Markt für Bauschnittholz größerer Dimensionen anhand von Erhebungen in Holzbaubetrieben und bei Schnittholzproduzenten sowie durch Auswertung statistischen Materials analysiert.


Ergebnisse und Diskussion

Im März und April 1997 wurden in den drei Forstamtsbereichen insgesamt etwa 840 m³ Fichtenrundholz mit Mittendurchmessern zwischen 25 und 40 cm in Ausnahmefällen auch über 50 cm nach maschineller Entrindung zu Lagenpoltern aufgesetzt. In ein Polter im Forstamt Winnefeld wurden außerdem nach Ab-sprache mit dem Sägewerk Fahlenkamp 60 m³ Lärchen und Douglasienrundholz eingebracht. Die Polterinhalte lagen zwischen etwa 30 und 100 m³ Rundholz. Im Februar 1998 kam das Holzwerk Jilg für den zwischenzeitlich ausgeschiedenen Kooperationspartner Fichtner dazu. Alle Polter wurden mit gewebeverstärkter, mehrfach verwendbarer Kunststoffplane bzw. Silofolie überdacht.
Die Bestimmung der Anfangsfeuchten zum Zeitpunkt des Einpolterns ergab Splintholzfeuchten von 110 bis 130 % und Kernholzfeuchten um 40 %, die für wintergefälltes Holz typisch sind. An jedem Ort wurden in mehreren Poltern Meßstellen zur einfachen, elektrischen Bestimmung der Holzfeuchte nach Trocknung auf Feuchtewerte unterhalb des Fasersättigungsbereiches installiert. Nach 7 bis 12 Monaten Trocknung und Einschnitt hatten die Seitenbretter Feuchten zwischen 25 und 30 %, die Kanthölzer wie-sen 30 bis 40 % Feuchte auf. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen liegen die Feuchten um etwa 5 bis 8 % zu hoch was auf die relativ schattige Lage der Polter und die feuchte Witterung zurückzuführen ist.
In der Seitenware traten pilzbedingte Verfärbungen unterschiedlicher Intensität auf, während das Kantholz nahezu verfärbungsfrei war. Trocknungsbedingte Risse im Rundholz waren zunächst im Durchschnitt 1 mm breit und 20 bis 25 mm tief, nahmen nach weiterer Trocknung aber noch leicht zu Diese Risse führten zu geringfügiger Beeinträchtigung der Qualität von 10 bis 15 % der Seitenbretter.
Auch spätere Einschnitte erreichen die Erwartungen an die Holzqualität hinsichtlich des Trocknungserfolges sowie der Verfärbung und Rißbildung der Seitenware nicht in vollem Umfang. Ungünstige Witterungsbedingungen und nicht optimale Polterplatzwahl sind die Ursachen dafür. Die ökonomische Bewertung der Rundholztrocknung hat gezeigt, daß die Risikobewertung der entscheidende Einzelposten in der Kalkulation ist. Zudem ergaben die Marktpreise im Zeitraum der Projektlaufzeit für Listenbauholz keine Atmosphäre, die das Verfahren der Rundholztrocknung stark begünstigt. Allerdings zeigt die ökologische Bewertung der Rundholztrocknung im Vergleich zur technischen Schnittholztrocknung, daß die technische Trocknung zu einem wesentlich höheren Verbrauch an thermischer und elektrischer Energie führt, aus dem bedeutend höhere atmosphärische Emissionen resultieren, womit Bauschnittholz aus der Rundholztrocknung im Bereich ökologisch orientierten Bauens nennenswerte Vorteile zukommen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

In Zusammenarbeit mit den Partnern aus Forstwirtschaft und Sägeindustrie wurden zwischen Juni 1997 und Oktober 1998 sechs Veranstaltungen zur Demonstration der Rundholztrocknung sowie zur Vorstellung bisher vorliegender Ergebnisse durchgeführt. An den Veranstaltungen nahmen insgesamt etwa 170 Vertreter aus Forstwirtschaft, Sägeindustrie, Verbänden, Presse, Holzbau, Bauplanung sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen teil. Diese waren nach Absprache mit den Projektpartnern persönlich ein-geladen worden bzw. sind Einladungen, die im Holz-Zentralblatt publiziert worden waren, gefolgt.
Im Rahmen der ersten Seminare wurden einführende Vorträge durch Mitarbeiter der Universität Hamburg sowie durch Vertreter der Projektpartner gehalten und diskutiert. Anschließend erfolgte eine Besichtigung der Polter bzw. des Schnittholzes und eine abschließende, umfassende Diskussion zu Chancen und Risiken des vorgeschlagenen Verfahrens. Spätere Seminare thematisierten neben der Rundholztrocknung auch die Verwendung trockenen Holzes im Bauwesen unter generelleren Aspekten.
Die Seminare haben ein sehr breites Spektrum von Ansichten der beteiligten Praktiker gezeigt, die äußerst aktiv und kritisch diskutiert wurden. Zusammengefaßt stehen einige Forstämter der Erzeugung trockenen Rundholzes positiv gegenüber, um damit die Chance zu nutzen, ihre wirtschaftliche Lage durch die Vermarktung eines hochwertigen Produktes zu verbessern. Viele Forstämter sehen sich aber angehalten, Stammholzverkäufe nach bestem Preiserlös zu tätigen, womit zu den mengenmäßigen Ab-nehmern oft Großsägewerke zählen, für die die Rundholztrocknung deutlich weniger geeignet ist. Von Seiten der Sägewerksvertreter wurde die unflexible Haltung der meisten Forstämter kritisiert, die Notwendigkeit der Erzeugung trockenen Bauholzes deutlich unterstrichen, aber auch Skepsis bezüglich der Kosten und Risiken der Rundholztrocknung geäußert. Die informativen Veranstaltungen mit dem Themenschwerpunkt trockenes Bauholz fanden ein überaus positives Echo. Es besteht besonders von Vertretern der Holzwirtschaft die Empfehlung, die Ergebnisse der Projektarbeit verstärkt dem Bereich Holzbau und Bauplanung anzubieten.
Über die Vorstellung in Praxisseminaren hinaus wurde die Rundholztrocknung im Rahmen dreier Vorträge, in zwei Publikationen in Fachzeitschriften sowie mit Postern und Informationsmaterial während der Fachmessen LIGNA 97 und 99 vorgestellt.


Fazit

Die Projektarbeit wurde vollständig und unter Einhaltung des geplanten Kostenrahmens durchgeführt. Es traten keine wesentlichen Schwierigkeiten bei der Poltererrichtung auf. Die Projektpartner aus Forstwirtschaft und Sägeindustrie leisteten äußerst wertvolle Beiträge zur Projektarbeit. Die Praxisseminare waren gut besucht, führten zu intensiven fachlichen Diskussionen und erfuhren ein äußerst positives Echo.

Übersicht

Fördersumme

116.574,55 €

Förderzeitraum

01.01.1997 - 25.07.2000

Bundesland

Hamburg

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umweltkommunikation