Modellprojekt Umweltmanagement in der Stadtverwaltung Wuppertal
Projektdurchführung
Stadtverwaltung WuppertalGeschäftsbereich Natur Raum BaumUmweltmanagement
Wegnerstr. 7
42269 Wuppertal
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Stadt Wuppertal hat im Rahmen einer grundlegenden Verwaltungsreform das Amt für Umweltschutz und Umweltdezernat zu Gunsten einer Organisationslösung Umweltschutz als Gemeinschaftsaufgabe in Verbindung mit der Einführung eines Umweltmanagementsystems (UMS) aufgelöst. Das angestrebte und z.T. eingerichtete UMS entspricht in Grundzügen den Anforderungen der EMAS-VO und der DIN/ISO Serie 14000. Die Umsetzung und Wirkungsweise des neu eingeführten UMS soll im Rahmen des Modellvorhabens analog zu den Vorgaben der EMAS-VO und DIN/ISO 14000 geprüft und festgestellte Schwachstellen behoben werden. Das UMS soll mit Durchführung des Vorhabens für die gesamte Stadtverwaltung transparenter gemacht und dessen Verankerung in alle Bereiche des Verwaltungshandelns mittel- und langfristig sichergestellt werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Audit wird exemplarisch für den Verwaltungsbetrieb an zwei ausgewählten Ressorts / Stadtbetrieben (internes Audit) und für den Bereich der kommunalen Aufgaben (externes Audit) anhand ausgewählter Aufgabenbereiche (Bauleitplanung, Bodenschutz und Fließgewässerschutz) durchgeführt. Zunächst werden für das externe und interne Audit der genaue Ablauf und die Schwerpunktsetzungen des Audits geplant. Die Umweltwirkungen der ausgewählten Verwaltungsbereiche werden mit Fragebögen und in Workshops mit den Beschäftigten erfaßt und mit rechtlichen Anforderungen und Beispielen aus anderen Städten verglichen (Umweltprüfung). Die bisher existierenden Organisationsformen und Zielsetzungen in den ausgewählten internen/externen Verwaltungsbereichen werden mit den Anforderungen der EMAS-VO und DIN/ISO 14001 verglichen und entsprechend weiterentwickelt. Die Ergebnisse werden in einem Managementprogramm dargestellt. Das Umweltmanagementsystem und insbesondere die Aufbau und Ablauforganisation in den internen/externen Bereichen werden in einem Managementhandbuch zusammengefaßt. In Arbeitssitzungen wird die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Verwaltungsbereiche der Stadt Wuppertal und andere Kommunen geprüft. Die (Teil-)Ergebnisse des Vorhabens werden mit einem externen Informationsnetzwerk abgestimmt, welches sich aus Vertretern anderer Städte zusammensetzt, und in einem Praxisratgeber für andere Kommunen aufbereitet.
Ergebnisse und Diskussion
Wesentliches Ziel des Modellvorhabens war die Überprüfung und Weiterentwicklung des (im Zuge einer Strukturreform geschaffenen) Umweltmanagementsystems gemäß den Anforderungen der EG-Öko-Audit-Verordnung und der DIN EN ISO 14001 (Umweltmanagementsysteme - Spezifikationen mit Anleitung zur Anwendung). Dabei konnte speziell in Wuppertal auf konkrete Erfahrungen mit zur EMAS analogen Syste-melementen zurückgegriffen werden, die im Zuge der Verwaltungsstrukturreform eingeführt wurden. Besonders hervorzuheben sind hier für den Bereich des betrieblichen Umweltschutzes (Verwaltungsbetrieb) die Existenz von Leitfäden in den Bereichen
§ umweltfreundliche Beschaffung,
§ betriebliche Abfallwirtschaft,
§ ökologisches Bauen und Sanieren,
§ Energieeinsparung und
§ betriebsinduzierter Verkehr (Verkehrsaufkommen durch Beschäftigte).
Parallel zur Erarbeitung und Verabschiedung dieser Leitfäden wurde an der Entwicklung eines Controllingsystems gearbeitet. Die zum Projektstart wesentlichen identifizierten Systemschwachstellen lagen in der unzureichenden Kommunikation über Ziele und Anforderungen der Leitfäden und der darin enthaltenen Zielsetzungen und in der unzureichenden Datenlage zu den einzelnen Wirkungsbereichen. Außerdem bestanden Motivationsprobleme bei der Umsetzung der bis dahin entwickelten Ziele und Maßnahmen und Unklarheiten bei Verantwortlichkeiten für die Umsetzung. Weiterhin wurde ein Defizit in den unzureichende Steuerungsmöglicheiten durch z.T. fehlende Meßgrößen und Kennziffern gesehen.
In dem Projekt wurden basierend auf den o.g. Schwachstellen folgende wesentliche Weiterentwicklungen des Managementsystems erreicht:
§ Meßgrößen für Abfall- und Energiewirtschaft, Beschaffung und betriebsinduzierten Verkehr
§ Übersicht über rechtliche Grundlagen und Bewertung der Umsetzung für ausgewählte Bereiche der Verwaltung
§ Zusammenstellung und Weiterentwicklung vorhandener Ziele in ausgewählten Dienstleistungsbereichen
§ Verfahrensbeschreibungen im Verwaltungsbetrieb
§ Beispielhafte Verfahrensbeschreibung für die Entwicklung von umweltbezogenen Zielen und Maßnahmen und deren Abstimmung mit der Politik (Bereiche Bauleitplanung und Gewässerschutz) in einem Managementhandbuch
Wesentliche schriftliche Ergebnisse sind
§ chronologische Dokumentation des Projekts
§ Praxisratgeber zur Entwicklung kommunaler Umweltmanagementsysteme
§ Managementhandbuch
§ Bericht zu den Ergebnissen der Umweltprüfung
§ Zusammenstellung der rechtlichen Anforderungen in ausgewählten Verwaltungsbereichen
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Fachaufsätze:
§ Bloser, Marcus/ Gleim, Christian: Modellvorhaben Umweltmanagement der Stadtverwaltung Wuppertal, in: UVP-Report, Nr. 4+5/ 1997, S. 199ff.
§ Bloser, Marcus/ Gleim, Christian: Modellvorhaben Umweltmanagement, in: Kommunale Ökologische Briefe, Nr.18/ 03.09.1997, S. Iff.
Veranstaltungen:
§ Vortrag im April 1997 auf einem hausinternen Seminar der Stadt Rostock zum kommunalen Öko-Audit
§ Vortrag im April 1997 auf den 10. Herner Umweltgesprächen zur Vorstellung des Projekts
§ Workshop mit externen Städtevertretern bei der Stadt Wuppertal am 04.06.1997 zur Diskussion der Vorgehensweise und der Ergebnisse der Umweltprüfung
§ Workshop mit externen Städtevertretern bei der Stadt Wuppertal am 27.01.1998 zur Abstimmung des Praxisratgebers und zur Diskussion der Projektergebnisse
§ geplant: Vortrag am 28.05.1998 zu den Projektergebnissen auf einer Tagung des Umweltinstituts Offenbach zum Thema Kommunales Öko-Audit
Fazit
Folgende wesentliche Erkenntnisse konnten aus dem Modellvorhaben abgeleitet werden:
§ Das Managementverständnis der EMAS und der DIN ISO 14001 ist neu für Kommunalverwaltungen. Hier sind insbesondere Probleme bei der Einführung transparenter und zielbezogener Steuerungssysteme erkennbar.
§ Die EMAS ist grundsätzlich auf Kommunen übertragbar. Problematisch ist jedoch die bisher enge Definition des Standortbegriffs der EMAS, der für jeden Verwaltungsstandort eigene Managementsysteme verlangt. Dies würde zu einem nicht leistbaren Aufwand bei größeren Kommunen führen.
Die interne Kommunikation und Information über Philosophie und Anforderungen von Managementsystemen und deren Anpassung an existerende Verwaltungsabläufe ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Einführung von Managementsystemen. Nicht so sehr die Strukturen, sondern vielmehr eine gemeinsam akzeptierte Zielorientierung und die Schaffung entsprechend klarer Verbindlichkeiten für die Umsetzung, auch in Abstimmung mit der Politik, sind aus unserer Sicht weiter wichtige Umsetzungsvoraussetzungen für ein effektives Umweltmanagement.
Nachdem im Februar 1998 die Erweiterungsverordnung zum Umwelt-Audit-Gesetz (UAG) gültig wurde, ist jetzt eine Zertifizierung von kommunalen Verwaltungen nach EMAS möglich. Daurch wird das Interessen in Kommunen an der Entwicklung von UMweltmanagmentsystemen zunehmen.
In der BRD laufen parallel zu dem hier vorgestellten Projekt Aktivitäten zur Entwicklung kommunaler Umweltmanagmentsysteme in anderen Kommunen (Hannover, Rostock, Nürnberg, Erlangen, Modellprojekt in Baden-Württemberg und Hessen u.a.) Bisher fehlt eine synoptische Auswertung der dort gemachten Erfahrungen und eine Analyse der Übertragbarkeit. Weiterhin ist ein Mangel an Erfahrungsaustausch mit dem Ziel der Erstellung von übertragbaren Empfehlungen an andere Kommunen feststellbar
Fördersumme
88.197,85 €
Förderzeitraum
01.10.1996 - 31.08.1998
Bundesland
Nordrhein-Westfalen
Schlagwörter