Projekt 07587/01

Grünes Band entlang der Oder und Neiße – Erarbeitung eines ökologischen Entwicklungskonzeptes für das deutsch-polnische Grenzgebiet

Projektdurchführung

Umweltstiftung WWF-DeutschlandVertretung BerlinLeiterin EU-Politik und ländliche Entwicklung
Reinhardtstr. 14
10117 Berlin

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Projekts ist die Erarbeitung von konkreten Vorschlägen zur ökologischen Entwicklung des deutsch-polnischen Grenzgebiets entlang der Oder und Neiße von Hohensaaten bis Zittau. Bearbeitet werden auf polnischer Seite die Bereiche Naturschutz, natur- und umweltgerechte Landwirtschaft, naturnahe Waldwirtschaft sowie naturverträglicher Tourismus. Grenzüberschreitend sind es die Bereiche Naturschutz, Landschaftsplanung und naturverträglicher Tourismus. Auf deutscher Seite werden die regional vorhandenen Unterlagen ausgewertet und als Grundlage für das Entwicklungskonzept genutzt. In ausgewählten Regionen sollen aus den vier o. g. Bereichen Modellprojekte mit Beteiligung der vor Ort ansässigen Gruppen initiiert und umgesetzt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuf polnischer Seite wurden 1996 von den wissenschaftlichen Arbeitsgruppen in den Teilprojekten Naturschutz, natur- und umweltgerechte Landwirtschaft, naturnahe Waldwirtschaft und natur- und umweltverträglicher Tourismus die Grunddaten ausgewertet und erste Konzepte für das polnische Projektgebiet vorbereitet. Diese Daten wurden auf Karten im Maßstab 1:100.000 (Gesamtgebiet polnische Seite) und 1:25.000 (einzelne Gemeinden auf polnischer Seite) dargestellt. Die Ergebnisse aller Teilprojekte wurden seit Anfang 1997 von Experten im Rahmen des Teilprojekts Integration (Synthese / Teilprojekt Entwicklungskonzept) verglichen. Diese Gruppe hat 1997 die integrierten Naturschutz- und Landschaftsgestaltungspläne für das gesamte Projektgebiet und für die einzelnen Gemeinden sowie einen Projektbericht erarbeitet. Seit Mitte 1997 wurden im Rahmen der Teilprojekte detailliertere Konzepte für ausgewählte Gebiete vorbereitet und praktische Modellprojekte vorbereitet. Basierend auf den erarbeiteten Daten für die polnische Projektseite und den auf deutscher Seite vorliegenden Landschaftsrahmenplänen sowie weiteren Konzeptionen und Planungen in den Bereichen Naturschutz, Landschaftsplanung und Tourismus wurden von 1997 bis 1999 gemeinsame Bewertungsmaßstäbe abgestimmt und sämtliche Daten grenzüberschreitend zusammengestellt und ausgewertet. In regelmäßigen deutsch-polnischen Arbeitsgruppensitzungen wurden dabei die Ergebnisse der einzelnen Projektgruppen besprochen, diskutiert und abgestimmt und im Rahmen von Tagungen den Vertretern der Gemeinden und Wojewodschaften auf polnischer Seite sowie den Verantwortlichen aus den Landesministerien und regionalen Behörden auf deutscher Seite vorgestellt.
Das gesamte Projekt wurde am Ende einer unabhängigen Evaluierung unterzogen, um zu prüfen ob und in welchem Umfang die gesetzten Ziele erreicht wurden.


Ergebnisse und Diskussion

Die Ergebnisse aus den Teilprojekten wurden bereits im letzten Zwischenbericht zusammengefasst, so dass hier nur die wichtigsten Punkte zur Übersicht aufgegriffen werden. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag in der Berichtsperiode vor allem auf dem Zusammenführen und gemeinsamen Interpretieren der einzelnen Teildaten aus beiden Ländern.
Teilprojekt Naturschutz - Von ca. 130.000 ha vorgeschlagenen neuen Schutzgebieten konnten ca. 70.000 ha neu ausgewiesen werden. Darunter zwei wichtige Schutzgebiete, die mit als Landschafts-schutzparke rechtliche gesichert werden konnten: Ausweisung des auf polnischer Seite liegenden Landschaftsschutzparks Warthe-Mündung (28.343 ha) am 19.12.1996 und Ausweisung des polnischen Teils des grenzübergreifenden Schutzgebiets Oder-Neiße-Mündung: Krzesinski Landschaftsschutzpark am 10.07.1997 mit einer Fläche von 8.546 ha.
Teilprojekt Natur- und Umweltgerechte Landwirtschaft - Ein Konzept für eine umweltgerechte Landwirtschaft wurde vorbereitet und auf einer Karte 1:100.000 dargestellt. Ein detailliertes Landnutzungskonzept wurde für das Gebiet des Landschaftsschutzparks Warthe-Mündung ausgearbeitet.
Teilprojekt Naturnahe Waldwirtschaft - Nachdem Grundlagen für eine ökologische Forstwirtschaft erarbeitet wurden, ist mit der Einführung auf zwei Forstflächen begonnen worden. Darüber hinaus ist auch 1999 eine Publikation Ökologische Forstwirtschaft als Zusammenfassung der Projektergebnisse veröffentlicht worden.
Teilprojekt natur- und umweltverträglicher Tourismus - Nach der Analyse der Potenziale in den polnischen Projektgemeinden wurden elf touristische Gebiete ausgewiesen. Daraus wurden kleinere Modellprojekte z. B. für die Warthe-Mündung und für Fahrradtourismus im Bereich Zgorzelec und Bogatynia erarbeitet.
Teilprojekt Entwicklungskonzept (Integration der Teilprojekte) - polnische Seite - Eine Analyse der biotischen und abiotischen Umwelt wurde durchgeführt und auf Karten im Maßstab 1:100.000 dargestellt sowie in einer wissenschaftlichen Publikation zusammengefasst. Im Maßstab 1:25.000 wurden Karten zur naturschutzfachlichen Bestandsaufnahme erarbeitet und als detaillierte Konzepte für eine ökologi-sche Flächennutzungsplanung an alle 33 Gemeinden auf polnischer Seite übergeben.
Naturschutzfachliches Entwicklungskonzept für die deutsch-polnische Grenzregion - Der aufwendigste Arbeitsschritt war die gemeinsame Interpretation der Daten auf polnischer und deutscher Seite und ihre Zusammenführung zu einem grenzüberschreitenden Entwicklungskonzept. Hier sind insgesamt acht thematische Karten grenzüberschreitend im Maßstab 1:100.000 erarbeitet worden und in einer ergänzenden Studie konkret erläutert und mit Maßnahmen und konkreten Vorschlägen für die künftige Entwicklung der Region versehen worden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt wurde über den gesamten Zeitraum regelmäßig auf den Sitzungen der deutsch-polnischen Kommissionen im Bereich Natur- und Umweltschutz, deutsch-polnischen Arbeitstreffen im Bereich Raumordnung sowie auf lokaler Ebene vorgestellt und akzeptiert. Es wurden zahlreiche Publikationen in polnischer Sprache vorbereitet, u. a. Ratgeber für die naturnahe Forstwirtschaft. Zweisprachig wurden vier Ausgaben des Bulletins zum Projekt vorbereitet. Durch die Oderflut im Sommer 1997 wurde das Projekt sehr stark in den Medien vorgestellt. Darüber hinaus wurden drei Pressefahrten durchgeführt. Regelmäßig wurde und wird das Projekt auf Konferenzen und Tagungen vorgestellt. Das ganze Projekt wurde schließlich am 31.03.2000 mit einer großen Konferenz beendet.


Fazit

Die Ziele des Projekts wurden in allen Teilprojekten nach dem Plan realisiert. Wegen der sehr unterschiedlichen Datengrundlagen und schwierigen Abstimmungsprozesse über methodische Herangehensweisen bei der Entwicklungsplanung kam es zu enormen Verspätungen bei der Vorbereitung der gemeinsamen, grenzübergreifenden Karten sowie dem gemeinsamen Entwicklungskonzept. Allerdings konnten einige praktische Teile des Projekts (wie z. B. Ausweisung neuer Schutzgebiete) schneller als geplant umgesetzt werden. Die vorliegenden grenzüberschreitenden Daten und Informationen sind in ihrem Umfang bisher einmalig und übersteigen bei weitem das im Projekt eingeplante Maß. Aktuelle Entwicklungen im Bereich der grenzüberschreitenden Raumordnungsplanung zeigen, dass diese Daten in diesem Umfang bearbeitet werden mussten, um so einen wesentlichen Teil der notwendigen naturschutzfachlichen Grundlagen in die Planungsprozesse einbringen zu können. Das Projekt ist sehr gut in die deutsch-polnische Zusammenarbeit im Umwelt- und Naturschutzbereich integriert und wird von allen Seiten begrüßt.
Die abschließende Evaluierung bestätigte die Erfolge des Projektes, zeigte aber auch Bereiche auf, in denen eine Fortführung von Aktivitäten empfohlen wurde. Hierzu zählen vor allem die Themenfelder EU-Erweiterung, ländliche Entwicklung und Landwirtschaft sowie Stärkung der Zivilgesellschaft im ländlichen Raum.

Übersicht

Fördersumme

557.839,89 €

Förderzeitraum

01.02.1996 - 11.01.2001

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik