Projekt 07543/01

Zentralisierter Umschlag von Stückgütern unabhängiger Spediteure als Instrument der Umweltentlastung

Projektdurchführung

Universität Gesamthochschule PaderbornFachbereich 5 - Wirtschaftswissenschaften
Warburger Str. 100
33098 Paderborn

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Aufgrund der in der Bundesrepublik gegebenen Wettbewerbssituation müssen auch mittelständische Speditionsunternehmen ihren Kunden im Bundesgebiet eine schnelle, flächendeckende logistische Ver-sorgung anbieten. Infolge des relativ geringen zu erreichenden Transportaufkommens entstehen ihnen hierdurch hohe Logistikkosten und/oder erhebliche Lieferzeitprobleme. Einzelne Spediteure sind selten in der Lage, ihre Fahrzeuge auf den großen Entfernungen ausreichend auszulasten. Dadurch ergeben sich Belastungen der Verkehrswege und der Umwelt, die durch andere Logistikalternativen zum großen Teil verringert werden können. Mittelständische Spediteure können, ohne Abstriche machen zu müssen, durch horizontale Kooperationen ihre Konkurrenzfähigkeit erhalten, ja sogar entscheidend verbessern.
Zielsetzung war es, eine Konzept zu erarbeiten und mit den Projektpartnern umzusetzen, das o. g. Anforderungen erfüllt und in gleichem Maße die Umwelt entlastet wie auch zu Kosteneinsparungen bei den Spediteuren führt. Die ökologischen und ökonomischen Wirkungen des Konzeptes waren zu quantifizieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn der ersten Projektphase wurde zunächst das Logistikkonzept entworfen und in die Praxis umgesetzt. Das entwickelte Konzept basiert auf einem zentralisierten Umschlag der Stückgüter. Hierfür wurde ein Hub-and-Spoke-System (Nabe-Speiche-System) mit einem Zentralhub in der Nähe von Fulda und zwei Regionalhubs in Paderborn und Nördlingen aufgebaut. Durchzuführende konzeptionelle Tätigkeiten waren u. a. die Hub-Standortbestimmung, Entwurf der Ablauforganisation im Netzwerk und den Hubs selbst.
In der zweiten Projektphase wurde zur Gesamtbewertung des Logistiksystems ein am Lehrstuhl Produktionswirtschaft entwickeltes Bewertungs- und Entscheidungsmodell für die Evaluation logistischer Netzwerke verwendet. Basierend auf diesem Modell konnten bei ausgewählten Kooperationspartnern Erhebungen zu den ökonomischen und ökologischen Wirkungen durchgeführt werden. Diese Einzelergebnisse wurden durch Hochrechnungen auf die gesamte Kooperation bezogen.


Ergebnisse und Diskussion

In der Projektumsetzung wurden ein zentrales Umschlagslager (Hub) sowie zwei Regionalhubs (Rub) errichtet, in denen die beteiligten Spediteure nachts ihre Stückgutsendungen für das gesamte Bundesgebiet austauschen. Den Zentralhub sowie die beiden Regionalhubs fahren die Speditionsunternehmen nunmehr mit ein bis zwei Fahrzeugen an. In zuvor durchgeführten Direktverkehren mußten deutlich mehr Verbindungen aufrechterhalten werden. Es wurden aber nicht alle Relationen mit eigenen Fahrzeugen bedient, sondern auch Begegnungsverkehre durchgeführt oder Beiladungen bei anderen Spediteuren vorgenommen. Stellt man die Gesamtfahrleistungen für 39 Kooperationspartner in einem für dieselbe Transportleistung notwendigen Rastersystem aus Direktverkehren und dem Hub-and-Spoke-System gegenüber, so zeigt sich ein tägliches Einsparpotential von 62.225 km bzw. 67,7 %. Betrachtet man die mit dieser Fahrleistungseinsparung verbundenen Emissionen, so lassen sich diese jährlich um etwa 135,0 t NOx, 5,0 t HC, 9,2 t CO und 2,1 t Partikel reduzieren. Des weiteren konnte die volumenmäßige Auslastung der im Hub-and-Spoke-System eingesetzten Fahrzeuge um 32,6 % auf etwa 86,2 % gesteigert werden.

Einhergehend mit der verminderten Fahrleistung können auch die Logistikkosten der Spediteure um ca. 68,3 % gesenkt werden. Allerdings sind die Transaktionskosten im Hub-and-Spoke-System um etwa 135,9 % gestiegen. Dies begründet sich vor allem in den erhöhten Aufwendungen für Abwicklung und Kontrolle. In der Anfangsphase mußten einige Tätigkeiten der Sendungserfassung und -verfolgung noch manuell ausgeführt werden, die langfristig durch IuK-Systeme ersetzt bzw. zumindest erleichtert werden können. Für die IuK-Systeme mußten von den einzelnen Partnern transaktionsspezifische Investitionen in nicht unerheblichem Maße getätigt werden. Betrachtet man die Summe der Logistik- und Transaktionskosten, so läßt sich festhalten, daß es den beteiligten Spediteuren aber möglich ist, diese für sie entscheidungsrelevanten Kosten erheblich zu reduzieren.

Darüber hinaus gehen von der Teilnahme an der Kooperation auch erlössteigernde Wirkungen aus, da die Speditionsunternehmen nunmehr in der Lage sind, mit Groß- und Konzernspeditionen zu konkurrieren und bundesweit flächendeckende Verteilung von Stückgütern am Markt anzubieten.

Das beschriebene Logistikkonzept verbindet ökologische Vorteile mit einzelwirtschaftlichen Vorteilen für die beteiligten Spe-di-teure. Dies wird besonders deutlich, wenn man die Umweltwirkungen mit externen Kosten monetär bewertet und sie den Produktions- und Transaktionskosten gegenüberstellt. Aus solch einer gesamtwirtschaftlichen Sicht heraus läßt sich festhalten, daß das beschriebene Hub-and-Spoke-System die Gesamtkosten, als Summe aus Logistik-, Transaktions- und Umweltkosten, um 52,1 % reduziert.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

· Vortrag von O. Rösler über die Projektergebnisse auf der Tagung Ökologieorientiertes Transportmanagement in Frankfurt a. M. am 10.10.96, durchgeführt vom IVT Heilbronn und der ebs Oestrich-Winkel.
· Rosenberg, O.; Rösler, O.; Fricke, B.: ONLINE SPEED CARGO: Logistikkonzept für weniger Leerfahrten, in: Paderborner Universitätszeitschrift 4/97, S. 24 - 25.
· Rosenberg, O.; Rösler, O.; Fricke, B.: Zentralisierter Umschlag als Instrument zur Verbesserung der ökonomischen und ökologischen Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Spediteure, erscheint 1999 in einem von der DBU herausgegebenen Sammelband.


Fazit

Im Rahmen dieses Projektes ist es gelungen, ein Logistikkonzept zu entwickeln, das es mittelständischen Spediteuren ermöglicht, den heutigen Marktanforderungen gerecht zu werden, und dabei gleichzeitig die Umwelt in beträchtlichem Maße entlastet. Neben der konzeptionellen Erarbeitung des Distributionssystems konnte durch die erfolgreiche Umsetzung seitens der ONLINE Systemlogistik und ihrer Kooperationspartner in den begleitenden Untersuchungen die ökologische und ökonomische Vorteilhaftigkeit nachgewiesen werden.

Übersicht

Fördersumme

82.287,32 €

Förderzeitraum

13.04.1995 - 03.02.1999

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Klimaschutz
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik