Modellhafte Untersuchungen zur Auswirkung von Schadstoffen auf Mörtel sowie beispielhafter Einsatz von Hinterputz- und Putzergänzungsmörtel am Kloster Heydau/Hessen
Projektdurchführung
Gemeinde Morschen
In der Haydau 2
34326 Morschen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Trotz erheblicher lokaler Umweltbelastungen (Landwirtschaft, Verkehr, Industrie) haben sich an den Fassaden o. a. Bauwerks in großem Umfang hist. Putzflächen aus einem trocken gelöschten Kalkmörtel erhalten. Aufgrund des vorh. flächenhaften Bestandes der unterschiedlich Putzschichten und des hohen bautechnischen und baugeschichtlichen Wertes des Objektes sollte der überlieferte Zustand in seinen Veränderungen und Umgestaltungen erhalten bleiben, zumal sich gezeigt hat, dass die hist. Mauer- und Putzmörtel allen Belastungen aus Umwelt und Nutzung standgehalten haben. Fehlstellen sollten durch geeignete, nachgestellte Putzmörtel ergänzt werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm großflächigen Versuch - d.h. der musterhaften Restaurierung verschiedener Fassadenflächen unterschiedlicher Himmelsrichtung und Bewitterung - wurde dieses auch für andere vergleichbare historischer Bauten erfolgversprechende Konzept in seiner technischen Durchführbarkeit u. langfristige Bewährung unter unterschiedlicher Belastungen erprobt, begleitend beobachtet u. dokumentiert. Arbeitsschritte: Vorbeprobung und Analyse der festgelegten Musterflächen auf vorh. Vorbelastung, Applikation der neuen nachgestellten Mörtel und deren gleichzeitige Beprobung (Grundbelastung), Anbringung isolierter Mörtelproben zur Untersuchung der atmosphärischen Einwirkungen, Nachuntersuchungen der Arbeitsproben nach Frostperiode, Mörtelauswahl für erweiterte Musterflächen, Vorbeprobungen wie vor, Applikation weiterer Musterflächen mit arbeitstechnischer Erprobung und Einweisung von Fachbetrieben, Untersuchung der Frischmörtel, Abschlussuntersuchung nach Frostperiode, Dokumentation aller Untersuchungen u. Arbeitsschritte. Bisher liegen wenig Erfahrungen in der Sicherung, Erhaltung und Ergänzung historischer Putzmörtel an umweltbelasteten Außenfassaden vor. Der vorstehend beschriebene Versuch zur Sicherung und Erhaltung historischer Putze und deren Ergänzung mit trockengelöschtem Kalkmörtel hat die bisher beobachtete Beständigkeit unter hohen Umweltbelastungen bestätigt, sodass die Anwendung der erprobten Materialien und Technologie ebenso der weitergehenden Erhaltung historischer Putzfassaden dient und die häufig beobachteten Unverträglichkeiten historischer Mauerwerke mit bisher vielfach verwendeten Zementmörteln vermieden werden.
Ergebnisse und Diskussion
(auszugsweise aus dem Bericht Nr. 12-2001 des IFS) Im Rahmen des Projektes konnte modellhaft die Sicherung und Erhaltung der historischen Außenputze und deren Ergänzung mit einem Mörtel auf der Basis von trocken gelöschtem Luftkalk erprobt werden. Die Ergebnisse wurden inzwischen nach Einweisung von Fachkräften in Maßnahmen umgesetzt und es konnte so die Funktionalität und der ästhetische Schauwert der Fassaden in hervorragender Weise wiederhergestellt werden. Es konnte gezeigt werden, dass die an den Musterflächen applizierten Mörtel-Rezepturen im Untersuchungszeitraum von drei Jahren nicht nur witterungsbeständig sondern auch auf salzbelasteten Mauerwerksabschnitten haltbar sind. Die Ergebnisse der Voruntersuchungen lassen alle Beteiligte erwarten, dass das traditionelle Material zur Putzreparatur eine hinreichende Dauerhaftigkeit zeigen wird. Dennoch ist die Maßnahme auch ein Experiment, das in den kommenden Jahren der Betreuung und Überwachung bedarf. Die Ergebnisse konnten aber auch bereits auf andere Bauwerke mit entsprechenden Befunden übertragen werden. Beispiele für weitere Anwendungen sind die Totenkiche in Treysa und die ev. Kirche in Wetter. Ein einheitliches Erscheinungsbild von historischem Putzbestand und Putzergänzungen bzw. Fugmörtelergänzungen kann so erzielt werden. Die Herstellung bleibt bislang dem Anwender überlassen. Benötigt wird ein weichgebrannter Branntkalk der Qualität CL90 nach DIN 1060. Wichtig ist es, rechtzeitig vor der Ausführung die Bezugsquelle für den Branntkalk sicherzustellen. Denn im Rahmen des Projektes erwies sich der Bezug kleinerer Mengen Branntkalks als ein logistisches Problem. Ferner ist der für das zu restaurierende Bauwerk regional typische Sand zu beschaffen. Es gibt derzeit Bemühungen der Fa. Remmers, Löningen, eine Grundmischung aus trocken gelöschtem Luftkalk und Sand anzubieten, die mit regionalem Sand farblich und strukturell auf das zu restaurierende Bauwerk angepasst werden kann. Damit ist die mit diesem Projekt auch angestrebte Konfektionierung des entwickeltem Mörtels auf den Weg gebracht.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Im September 2000 fand ein zweitägiges Kolloquium im Kloster Heydau statt, das mit einer Exkursion am zweiten Tag zu ausgeführten vergleichbaren Objekten abschloss. Vom Institut für Steinkonservierung, Mainz, wurde ein Bericht (Nr. 13-2001) zu dem Projekt herausgegeben.
Fazit
Allgemein sind die Mörtel hervorragend für die restauratorische Ergänzungen von historischen Kalkfugen und Kalkputzen geeignet, die grobes Kalkbindemittel, sog. Kalkspatzen, aufweisen. Ein einheitliches Erscheinungsbild von historischem Putzbestand und Putzergänzungen bzw. Fugmörtelergänzungen kann so erzielt werden.
Fördersumme
84.363,16 €
Förderzeitraum
21.03.1996 - 31.12.2001
Bundesland
Hessen
Schlagwörter