Projekt 07356/03

Weiterführung des Modellvorhabens Integration und bauliche Realisierung umweltrelevanter Anforderungen für die Instandsetzung der durch Umweltbelastungen geschädigten Fachwerkfassade an Haus 8 – 13 der Franckeschen Stiftungen

Projektdurchführung

Franckesche Stiftungen zu Halle
Franckeplatz 1 Haus 37
06110 Halle

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Gesamtvorhabens ist die Fortführung der denkmalgerechten Sanierung des durch Umweltbelastungen stark geschädigten Langen Hauses (Haus 8-13), die bereits im Rahmen des Projektes 07356/01 begonnen wurde. Der größte Teil der Fördermittel im Rahmen des letztgenannten Projektes sind schwerpunktmäßig in die Instandsetzung des ersten Bauteils (Haus 8+9) geflossen. Dieser Gebäudeteil konnte im April 1998 für die Zwecke des Evangelischen Konvikts in Betrieb genommen werden. Die Sanierungsarbeiten werden jetzt am Mitteltrakt (Haus 10+11) fortgeführt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAusgehend von den Erfahrungen bei der Sanierung der Häuser 8/9 wird auf der Grundlage der entsprechenden holzschutztechnischen Gutachten die Durchreparatur der Holzkonstruktion vorgenommen, wobei hausschwamm-, nassfäulepilz- und insektenfreies Altholz als Ersatz für zerstörte oder unbrauchbare Fachwerkteile eingebaut wird. Bei der Ausmauerung der Gefache wird Hanflitze als Winddichtung in die Fuge zwischen Fachwerk und Ausmauerung eingelegt.
Da sich nach Suchschachtungen herausgestellt hatte, dass die Südfassade und die Querwände des Hauses 11 nicht ausreichend bzw. gar nicht gegründet wurden, wird hier der Abriss des alten Sockelmauerwerkes und die Einbringung eines neuen Stahlbetonfundamentes erforderlich.


Ergebnisse und Diskussion

In Fortführung der Vorgängerprojekte 07356/01 und 02 sind in der Gesamtheit der Maßnahme die angesteuerten Ziele erreicht worden.Bei der Weiterführung der Sanierung und Modernisierung des Langen Hauses wurden, aufbauend auf den gewonnenen Erfahrungen an den Häusern 8 und 9, auch bei der Sanierung des Mitteltraktes (Häuser 10/11) wirtschaftlich, technisch und ökologisch überzeugende Lösungen gefunden. Dabei gelang es vor allem , die aus der geplanten Nutzung als Internat mit Übungsräumen für die Schüler des Musikgymnasiums der Latina erforderliche Funktionalität substanzverträglich zu integrieren, ausgewogene, für denkmalgeschützte Fachwerkbauten dieser Größenordnung beispielhafte Lösungen bei der Berücksichtigung verschiedenster teilweise widersprüchlicher Schutzanliegen und -erfordernisse zu finden und ressourcensparend umzusetzen, um damit ein dauerhaftes und zweckmäßiges Bauwerk zu erstellen.
Durch einen klaren Entwurf und Sorgfalt in der Ausführung konnte der Wärme-, Feuchte- und Schallschutz der Bauhülle deutlich verbessert und ein überzeugendes Brandschutzkonzept realisiert werden. Durch ein außenseitiges Dämm-Verbundsystem aus Schilfrohrmatten und Kalkputz auf der besonders beanspruchten Nordseite gelang es, die bauphysikalischen Anforderungen auf der Außenseite kompakt zu erfüllen. Umfangreiche Untersuchungen zum Brand- und Schallschutz gingen der Systemwahl voraus. Dagegen war es auf der Südseite möglich, die beeindruckende Fachwerkfassade offen zu zeigen. Aufgrund der deutlich geringeren Beanspruchung durch Lärm und Bewitterung ist eine Bekleidung des Fachwerks nicht notwendig.
Wegen der besonderen Bedeutung für die Dauerhaftigkeit der Fachwerkkonstruktion wurde dem Holzschutz größte Aufmerksamkeit gewidmet. Einerseits erfolgte eine sehr differenzierte Ausschreibung der Zimmerarbeiten, die genaue Angaben zur Holzart, Splintholzanteil, Sortierklasse, Schnittklasse, Oberfläche und maximale Holzfeuchte enthielt. Für die Reparatur von geschädigten Hölzern durch den Einsatz von Passhölzern etc. kam altes Kiefernkernholz bzw. vergleichbares Altholz zum Einsatz. Dabei wurde großer Wert auf eine Einbaufeuchte gelegt, die der umgebenden Holzfeuchte entsprach. Andererseits wurde beim vorbeugenden Holzschutz dem baulichen Holzschutz unter Ausnutzung der natürlichen Resistenz der Hölzer der Vorrang gegenüber dem chemischen Holzschutz eingeräumt.
Auch hinsichtlich der für den dauerhaften Erhalt des Gebäudes wichtigen technischen Gebäudeausrüstung konnten positive Ergebnisse erzielt werden. Das im Fachwerk besonders heikle Problem der Nassräume wurde durch den Einsatz vor Ort montierbarer Sanitärzellen gelöst, die eine völlige Trennung der Nassbereiche vom Gebäude ermöglichen. Die vertikale Führung und Verteilung von Be- und Entwässerung, Lüftung und Heizungssträngen erfolgte in einem zentralen Installationsschacht über alle Geschosse.
Parallel zu den Sanierungsarbeiten wurden im Förderzeitraum in Zusammenarbeit mit dem ZHD-Fulda Elemente eines präventiven Instandhaltungskonzeptes für Fachwerkgebäude entwickelt.
Eine Marktrecherche der ZHD Fulda im Spektrum etablierter Facility Management-Systeme ergab, dass keine der verfügbaren Lösungen den Anforderungen des Modellvorhabens genügen konnte. Für die Franckeschen Stiftungen wurde deshalb IBIS entwickelt, das Integrierte Baupflege- und Informationssystem. Das Programm IBIS gewährleistet eine systematische Gebäudedokumentation und Flächenverwaltung, unterstützt die Routinearbeiten der Bauverwaltung durch Adressen- und Vertragsverwaltung sowie Auftragsvergabe aufgrund von Befunderfassungen, gibt strukturierte Vorgaben für Zustandsbewertungen und Intervallinspektionen und ermöglicht einfache betriebswirtschaftliche Auswertungen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Führungen und Vorträge des Architekten zu Tagen des Offenen Denkmals 2000 und 2001. Ausführliche Beiträge in den Jahresprogrammen der Franckeschen Stiftungen 2000 und 2001. Mehrere Publikationen des Kooperationspartners ZHD Fulda.


Fazit

Insgesamt wurden die Ziele des Modellvorhabens in vollem Umfang erreicht. Sowohl die übergeordnete Intention für das fachliche Wissen als auch die baupraktische Zielstellung wurden dabei uneingeschränkt realisiert.

Übersicht

Fördersumme

1.520.428,67 €

Förderzeitraum

21.09.1998 - 21.09.2001

Bundesland

Sachsen-Anhalt

Schlagwörter

Kulturgüter
Ressourcenschonung