Projekt 07091/01

Aufbau einer bundesweiten Artenschutzschule

Projektdurchführung

Biologisches Institut Metelen e. V.
Samberg 65
48629 Metelen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Biologische Institut Metelen arbeitet seit 1980 über regionalen und nationalen Artenschutz, seit 1984 wird zusätzlich ein sog. Schutzzentrum für behördlich beschlagnahmte Tiere betrieben. Fragen des Artenschutzes, insbesondere auch des internationalen Artenschutzes, des Handels mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten und der Unterbringung beschlagnahmter Tiere stoßen vermehrt auf öffentliches Interesse. Eine neu einzurichtende Artenschutzschule soll hier für ein breites Zielgruppenspektrum Wissen in adäquat aufbereiteter Form verfügbar machen, Betroffenheit nutzen und Verhaltensänderungen bewirken. Ihre Angliederung an das bestehende Schutzzentrum bietet als bundesweites Modellvorhaben außergewöhnlich gute Anschauungsmöglichkeiten und Praxisnähe.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn der Artenschutzschule soll eine problembezogene Behandlung der facettenreichen Thematik Artenschutz erfolgen, und zwar auf regionaler, nationaler und insbesondere internationaler Ebene. Das Ver-anstaltungsangebot ist in Themen-Module gegliedert, deren Dauer zwischen halbtägigen bis mehrtägigen Kursen, Seminaren und Exkursionen variiert. Über die Vermittlung kognitiven Wissens (z. B. Artenkenntnis, Wissen über gesetzliches Instrumentarium) hinaus, sollen Zusammenhänge erarbeitet werden und ein Ansprechen auf der emotionalen Ebene erfolgen. Dies gilt gleichermaßen für Grundschüler und Konsumenten wie für erfahrene Zollbeamte oder Staatsanwälte. Nur so lässt sich Wissen nachhaltig verankern und das notwendige umweltbewusste Handeln und Entscheiden beeinflussen. Am Lernort und in der Lernumgebung ist daher eine unmittelbare Begegnung mit der Natur oder den Tieren im Schutzzentrum möglich. Die Bildungsarbeit in der Artenschutzschule wird von den Wissenschaftlern und Mitarbeitern des Instituts, in erheblichem Umfang aber von Gastdozenten vor allem aus der Reihe der Kooperationspartner (s. o.), durchgeführt. Bezogen auf das Zielgruppenspektrum wird dabei in der Artenschutzschule ein zweigleisiger Weg beschritten: Zum einen wird Personen, die im praktischen Artenschutz und mit der Umsetzung gültiger Rechtsvorschriften beschäftigt sind (z. B. Behördenvertreter aus dem Artenschutzvollzug), die Möglichkeit zur Fortbildung in Fachveranstaltungen geboten. Zum anderen soll gleichzeitig Wert auf Basisarbeit im Sinne von Aufklärung des Normalbürgers gelegt werden, z. B. für Schulklassen, Vereine, Züchterverbände, Tierhändler und Multiplikatoren wie Journalisten, Lehrer und Reiseleiter.


Ergebnisse und Diskussion

Die Fortbildungs-, Tagungs- und Umweltbildungsarbeit der Bundesweiten Artenschutzschule stieß durchweg auf eine gute Resonanz. Es gelang, die verschiedensten Zielgruppen mit einem vielfältigen Angebot an Veranstaltungen für den Artenschutz zu interessieren. Das Veranstaltungsspektrum umfasste Vorträge, Exkursionen, Naturerlebnisangebote, Workshops, Seminare und Tagungen. Die Dauer der Veranstaltungen variierte von 1 bis 2 Stunden bis zu mehrtägigen Fachveranstaltungen wie z. B. wissenschaftlichen Tagungen. Behandelt wurden Themen aus den Bereichen regionaler, nationaler und internationaler Artenschutz. Die multidisziplinäre Umweltbildung konnte eine Lücke in der Bildungslandschaft schließen.
In der Region und überregional erreichte die Bildungseinrichtung einen hohen Bekanntheitsgrad. Die Veranstaltungsteilnehmer kamen zu Fachseminaren oder zu wissenschaftlichen Tagungen aus ganz Deutschland, Europa (überwiegend Mitteleuropa) und sogar den USA. Auch Schulen, Kindergärten und Jugendgruppen aus der Region nahmen das Angebot in relativ kurzer Zeit an.
Im Zeitraum der Projektförderung stieg jährlich die Anzahl der angebotenen Veranstaltungen (Jahresprogramm: 34 in 2000, 64 in 2004) und die Anzahl der Teilnehmer. Alleine die jährlich erstellten Programme umfassten insgesamt mehr als 230 Veranstaltungen (einschließlich bis Ende 2004). Hinzu kamen zahlreiche weitere Angebote für Schulklassen und andere Gruppen, z. B. Naturerlebnisangebote oder Ferienaktionen.
Insgesamt besuchten rund 10.000 Teilnehmer Veranstaltungen der Artenschutzschule. Dies waren Teilnehmer von Angeboten aus den regulären Jahresprogrammen, von Führungen durch das Schutzzentrum, das Biologische Institut und die Artenschutzschule sowie Teilnehmer von Naturerlebnisangeboten. Weitere rund 10.000 Besucher lernten die Artenschutzschule im Rahmen von erlebnisorientierten Großveranstaltungen (Ausstellungen u. a.) kennen.
An den Veranstaltungen der Artenschutzschule nahmen Familien, Schüler, Studenten, Lehrer, Behördenmitarbeiter von Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden, Mitarbeiter von Biologischen Stationen, Naturschutz- und Artenschutzvereinen, Planungsbüros, Multiplikatoren wie Journalisten und Politiker sowie viele andere Zielgruppen teil. Mit mehr als 40 Kooperationspartnern, beispielsweise aus Behörden, Vereinen und anderen Bildungseinrichtungen, gelang es zusammen mit dem eigenen wissenschaftlichen Institutspersonal, jährlich ein attraktives Bildungsangebot zu erstellen.
Mehrwöchige Großveranstaltungen mit Erlebnischarakter erreichten in besonderem Maße die breite Öffentlichkeit. Der Neubau der Artenschutzschule konnte dabei, wie auch bei vielen anderen (Fach)Veranstaltungen, in idealer Weise genutzt werden.
Als entscheidend für die Akzeptanz und die Etablierung der Artenschutzschule in der Bildungslandschaft bestätigten sich die standörtlichen Gegebenheiten. Praxisnähe und gute Anschauungsmöglichkeiten zeichnen den attraktiven Standort aus. Die Tierhäuser des Artenschutzzentrums, das 10 Hektar große Außengelände des Biologischen Instituts mit verschiedenen Musterbiotopen und der benachbarte Vo-gelpark Metelener Heide wurden in die Arbeit integriert.
Die Arbeits- und Zeitpläne wurden eingehalten, ebenso die ursprüngliche Kostenkalkulation. Die ursprünglich geplante personelle Ausstattung der Artenschutzschule erwies sich als zu gering. Um die anfallenden Arbeiten personell besser bewältigen zu können, wurde ein Volontariat Umweltbildung im Artenschutz eingerichtet. Dazu wurden Projektmittel nach vorheriger Genehmigung umgeschichtet.
Bei insgesamt positivem Projektverlauf stießen einzelne Veranstaltungen auf ein geringeres Interesse als erwartet. Auch die Rekrutierung geeigneter Gastdozenten für anspruchsvolle Fachveranstaltungen erwies sich als schwierig, wenn für die Themen bundesweit nur wenige Fachleute vorhanden sind. Vor allem bei den Angeboten mit dem Schwerpunkt internationaler Artenschutz besteht weiterer Ausbaubedarf und eine engere Zusammenarbeit mit maßgeblichen Fachstellen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Förderzeitraum fand eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit statt: Regelmäßige Pressemitteilungen, Berichte in Funk und Fernsehen, Jahresprogramme, Faltblätter zu größeren Fachveranstaltungen, Artikel in (Fach)Zeitschriften und Broschüren, Informationsstände, Vorträge und eine Internetpräsenz.


Fazit

Aufbauend auf den gemachten Erfahrungen, kann das Konzept der Artenschutzschule, bestehend aus Fortbildung in Fachveranstaltungen und Basisarbeit im Sinne von Aufklärung des Normalbürgers, in den kommenden Jahren fortgeführt werden. Dabei sollte der Bereich internationaler Artenschutz noch stärker ausgebaut werden. Die Hauptziele der Artenschutzschule, die multidisziplinäre Schulung und Weiterbildung aller im Artenschutz Tätigen und die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit für das Thema Artenschutz sind nach wie vor aktuell.

Übersicht

Fördersumme

1.270.764,84 €

Förderzeitraum

22.06.1998 - 31.05.2004

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation