Öko-Begleiter – Beratung und Assistenz für Schulen und Jugendgruppen
Projektdurchführung
Ökomarkt e. V.
Kurfürstenstr. 10
22041 Hamburg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Viele Stadtkinder und Jugendliche haben den Bezug zu den Orten der Produktion und Verarbeitung ihrer Lebensmittel verloren. Auch die LehrerInnen können kaum auf eigene Erfahrungen oder Verbindungen mit dem ländlichen Raum zurückgreifen, so daß es ihnen schwer fällt, diese Thematik im Unterricht darzustellen. Das Ökomarkt Schulprojekt versteht sich als Vernetzungsstelle zwischen LehrerInnen, SchülerInnen und ökologischen Höfen. Ziel des Projektes ist es, einerseits Kindern und Jugendlichen begreifbar und erlebbar zu machen, wo ihre Nahrung herkommt und andererseits die ressourcenschonenden Methoden des ökologischen Landbaus einer größeren Öffentlichkeit nahezubringen. Im Rahmen des Schulprojektes wurde es möglich, Strukturen für ein ökologisch-pädagogisches Gesamtkonzept zu entwickeln.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenSchulklassen, Kinder- und Jugendgruppen sowie Kollegien hatten die Möglichkeit, ein- oder mehrtägige Veranstaltungen beim Schulprojekt zu buchen. Die Absprache über Inhalte und Schwerpunkte des Hofbesuches erfolgte individuell auf die Lern- bzw. Unterrichtssituation der Gruppen abgestimmt. In diesem Sinne fand bei Bedarf eine Vor- bzw. Nachbereitung durch die MitarbeiterInnen des Schulprojektes in den Einrichtungen statt. Zunächst beschränkten sich die Veranstaltungen nur auf 2 ökologische Betriebe. Bereits im zweiten Projektquartal konnten 7 weitere Öko-Höfe als Veranstaltungsorte gewonnen werden. Grundvorraussetzung für die Auswahl der Projektorte war die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV sowie die AGÖL Mitgliedschaft, da nur auf anerkannt ökologischen Betrieben nachhaltige Landwirtschaft glaubwürdig darzustellen ist. Auf einigen Betrieben übernahmen es die BetriebsleiterInnen, auch eigene Veranstaltungen im Rahmen des Schulprojektes durchzuführen. Die Organisation der Termine übernahm das Schulprojektbüro. Dadurch konnte bei der begrenzten Stundenkapazität der MitarbeiterInnen das Volumen der Veranstaltungen, die Angebotspalette, sowie der erreichte Personenkreis wesentlich erweitert werden. Das Schulprojekt erstellte und erprobte für die einzelnen Veranstaltungsorte Einheiten, so daß den anfragenden LehrerInnen Schwerpunktthemen wie z.B. Tiere, Pflanzenbau, praktisch Gärtnern, Landwirtschaft im Wandel der Zeit, Agrarpolitik etc. vorgeschlagen werden konnten. Auf Anfrage wurde Material verschickt. Jährlich wurde eine LehrerInnenfortbildung Naturpädagogischer Grundkurs - Ökologisch Gärtnern mit Kindern und Jugendlichen, wie geht das? mit 8 bzw. 9 Seminartagen durchgeführt.
Ergebnisse und Diskussion
In der zweijährigen Projektzeit haben 3662 Menschen (3113 SchülerInnen und 549 Erwachsene) an Veranstaltungen teilgenommen, die durch das Schulprojekt organisiert wurden. Die Nachfrage nach Veranstaltungen war noch größer, konnte aber aufgrund mangelnder Arbeitskapazitäten nicht immer befriedigend bedient werden. Die Beliebtheit des Projektes ergibt sich aus einer Kombination mehrerer Faktoren. Die individuelle Absprache von Termin und Veranstaltungsschwerpunkt ermöglicht es den Lehrkräften den Hofbesuch in die Unterrichtszusammenhänge einzufügen. Die SchülerInnen werden mit der Realität der landwirtschaftlichen Produktion konfrontiert und können mit allen Sinnen den Hoforganismus erkunden. Auf die frontale Wissensvermittlung wird weitestgehend verzichtet, vielmehr werden die Vorteile des Lernens am außerschulischen Lernort Bauernhof in vielfältiger Weise genutzt. Es hat sich bewährt, die Hofführungen, wenn möglich mit zwei ÖkobegleiterInnen durchzuführen, da nur so erfolgreich in Kleingruppem gearbeitet werden kann. Dabei hat das Schulprojekt eigene Methoden entwickelt, die Grundlagen und Zusammenhänge des ökologischen Landbaus den Altersgruppem entsprechend am Beispiel vor Ort darzustellen und erlebbar zu machen.
Ergebnis des Projektes ist es, daß man keine standardisierten Führungen anbeiten kann. Jahreszeitlich bedingt ändert sich das Bild des Hofes und der Betriebsablauf, so daß immer andere Arbeiten anfallen, die pädagogisch mit den Gruppen genutzt werden können. Neben der Absprache mit den LehrerInnen ist es ebenfalls wichtig in gutem Kontakt mit den BetriebsleiterInnen zu stehen, um die Veranstaltungen an die wechselnden Bedingungen anzupassen. Für die Absprache mit den Betrieben ist der landwirtschaftlich gärtnerische Fachhintergrund der Schulprojekt-MitarbeiterInnen sehr hilfreich und fördert das Vertrauen der Höfe. Im Gegensatz zu den Einzelveranstaltungen, die die Gruppe für die Themen des ökologischen Landbaus sensibilisieren, ermöglicht die kontinuierliche Arbeit eine differenziertere Auseinandersetzung mit den ökologisch-landwirtschaftlichen Fragen. Im Laufe der zwei Jahre sezte das Schulprojekt einen Schwerpunkt darauf, Formen kontinuierlicher Arbeit zu fördern. Zum einen entwickelten sich Kontakte zu einzelnen LehrerInnen, die immer wieder mit Klassen Veranstaltungen buchten. Zum anderen unterstützte das Schulprojekt zunehmend Gruppen bei der Vorbereitung und Durchführung von Projekttagen und -wochen. Seit Anfang 1998 trifft sich einmal im Monat eine Gruppe von Kindern nachmittags auf Gut Wulksfelde und entdeckt unter Anleitung der ÖkobegleiterInnen den Hof. Wie die Veranstaltungsstatistik ausweist wurden die Angebote des Schulprojektes vermehrt von Kindergärten, Grundschulen und Unterstufenklassen wahrgenommen, da mit zunehmendem Alter die kognitive Wissensvermittlung an den Schulen überproportional zunimmt. Die Zeit für das außerschulische Lernen und das Engagement der LehrerInnen neue Lernformen auszuprobieren nimmt ab. Dies ist bedauerlich, da besonders für verhaltensauffällige SchülerInnen und Jugendliche die praktische Arbeit neues Selbstbewußtsein schaffen kann.
In Gesprächen mit den LehrerInnen bestätigte sich, daß viele von ihnen ähnlich wie die Kinder den Kontakt und die Kenntnisse über die landwirtschaftliche Produktion verloren haben. Es herrscht große Unsicherheit darüber, wie praktische Arbeiten mit den SchülerInnen durchgeführt werden können und auch die theoretischen Grundlagen zu Themen wie gesunde Ernährung, ressourcenschonende landwirtschaftliche Produktion, Bodenleben, Komopst etc. fehlen vielfach. Bei den immer größer werdenen Klassen und den vielfach heterogenen Gruppen sind praktische Lernformen auf außerschulischen Lernorten attraktiv und das Interesse, sich in diese Richtung fortzubilden groß. Erfüllt wurde diese Nachfrage durch die LehrerInnenfortbildung Naturpädagogischer Grundkurs, aber auch durch Einzelveranstaltungen für LehrerInnen, StudentInnen und andere MultiplikatorInnen. Neben der pädagogischen Arbeit standen bei den Veranstaltungen auch immer die Vermittlung der Grundlagen des ökologischen Landbaus im Vordergrund, da am lebendigen Beispiel Primärproduktion das nachhaltige Wirtschaften gezeigt werden kann.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Schulprojekt präsentierte sish auf mehreren Verbrauchermessen, sowie bei Schul- und Hoffesten. Es entstanden mehrere Zeitungsartikel, 2 Fernsehbeiträge sowie 3 Studienarbeiten. Bei mehreren Fachtagungen wurde das Schulprojekt eingeladen, seine Ergebnisse und Arbeitsweisen vorzustellen.
Fazit
Das Schulprojekt hat sein Ziel erreicht, Kindern die Zusammenhänge von ökologischer Produktion und gesunder Ernährung näherzubringen. Es hat sich zu einer Institution entwickelt und steht als Ansprechpartner und Vernetzungsstelle LehrerInnen und anderen Gruppen zur Verfügung, die diese Themen im Unterricht behandeln wollen und nach Möglichkeiten suchen, andere Lernformen zu erproben. Zudem ist es gelungen, neun Betriebe in das Veranstaltungskonzept zu integrieren, so daß verschiedene stadtnahe ökologische Betriebe von einer neuen Öffentlichkeit , Kindern, Jugendlichen und LehrerInnen erreicht wurden.
Fördersumme
100.826,76 €
Förderzeitraum
20.05.1996 - 17.06.1999
Bundesland
Hamburg
Schlagwörter