Projekt 06733/01

Zustand, Entwicklung und Behandlung von Waldökosystemen auf Kippenstandorten des Lausitzer Braunkohlenreviers als Beitrag zur Gestaltung ökologisch stabiler, multifunktional nutzbarer Bergbaufolgelandschaften

Projektdurchführung

Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e. V.
Postfach 85
03232 Finsterwalde

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Untersuchungen in vorwiegend älteren Kippenforsten (30 bis 70 Jahre) der Lausitz zur Stabilität, Standorts-, Raum-, Arten-, Alters- und Funktionsstruktur und somit zur Analyse des Istzustandes von Forst-ökosystemen auf Kippenstandorten. Primäre Zielstellung ist die Wertung der seit Beginn der forstlichen Rekultivierung der Referenzflächen abgelaufenen ökosystemaren Entwicklungsprozesse und die Integration dieser Erkenntnisse in Richtlinien zur Weiterbehandlung der Erstaufforstungen. Besonderes Augenmerk gilt weiterhin der Erarbeitung von Empfehlungen und ökosystemaren Zielvorstellungen für einen standortgerechten Waldbau im Rahmen der Rekultivierung von Kippen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenGrundlage für die Erfassung der Waldzustandsdaten bildet die Auswahl und dauerhafte Markierung von 126 Referenzflächen in den Oberförstereien Doberlug und Senftenberg des Landes Brandenburg sowie in den Forstämtern Hoyerswerda, Weißkollm und Weißwasser des Freistaates Sachsen. Auf allen Flächen erfolgte bis zum 31.12.1997 die Erfassung der dendrometrischen Parameter (Höhe, Durchmesser). Ergänzt wurden diese Untersuchungen durch Höhenwachstums- und Nadel/Blattanalysen vorrangig an den Baumarten Kiefer und Birke (bis Juni 1998).
Die vegetationskundlichen Erhebungen erfolgen nach dem Verfahren von BRAUN-BLANQUET und der Methode von HOFFMANN (Hoffmannsches H) bis zum August des Jahres 1998.
Die Außenaufnahmen zur Beprobung der Humusauflage, des Ah-Horizontes und definierter Substratschichten (0 - 30 cm, 30 - 60 cm, 60 - 100 cm) kamen im ersten Quartal des Jahres 1998 zum Abschluß.
Die labortechnische Analyse des Humuskörpers und der Substrate umfaßt die Bestimmung der Elementgehalte (besonders K, Mg, Ca, P, Ct, Nt, St), der pH-Werte und der Austauschkapazitäten. Im Rahmen der analytischen Bearbeitung der Kippsubstrate wurden ebenfalls die Daten zur Textur und Lagerungsdichte erhoben. Methodisch erfolgte eine Anlehnung an die Richtlinie zur Bundesweiten Bodenzustandserhebung im Wald (BZE).

Um die in den Untersuchungsgebieten z. T. erhebliche Beeinflussung der Humusauflage und des Bodens durch Depositionen quantifizieren zu können, wurden Messungen zur Bestimmung der magnetischen Suszeptibilität vorgenommen.
Zur Charakterisierung des Wuchsverhaltens einer zweiten Waldgeneration auf Kippen und Halden wurden drei Voranbau-Versuchsflächen in den Jahren 1997/98 angelegt. Unter Berücksichtigung vorhandener Referenzflächen zu dieser Thematik konnten insgesamt sechs Umbauflächen für die Auswertung genutzt werden.
Über die ursprüngliche Aufgabenstellung hinausgehende Untersuchungen wurden durch die Projektverlängerung um acht Monate möglich. Ohne Inanspruchnahme zusätzlicher Finanzmittel konnten umfangreiche Stammscheiben- und Blattanalysen an den Baumarten Gemeine Birke, Trauben-/Roteiche und Europäische Lärche vorgenommen werden.


Ergebnisse und Diskussion

1. Waldwachstumskundliche Analysen
· Auf den Kippen und Halden der Lausitz können ökologische Anforderungen an die Rekultivierung mit den naturalwirtschaftlichen Aspekten der Flächennutzung in Einklang gebracht werden, wenn kippenspezifische Sachverhalte Berücksichtigung finden.
· Die Wuchsleistungen aller untersuchten Baumarten entsprechen mindestens den auf unverritzten Waldstandorten erzielbaren und liegen oftmals sogar darüber. Damit ist das Negativ-Image der Kippen als Waldstandort widerlegt.
· Die Stammscheibenanalysen zeigen, daß die Erstaufforstungen auf den Kippenstandorten bei der Kiefer drei und bei der Birke zwei Entwicklungsphasen durchlaufen. Nach anfänglich depressivem Wachstum und der darauffolgenden progressiven Entwicklungsphase (fehlt bei der Birke) nähert sich das Wachstum der Kiefern- und Birkenerstaufforstungen an das der "Ertragstafel-Bestände" an. Im Verlauf von 25 bis 30 Jahren sind auf den Kippen und Halden des Braunkohlenbergbaues leistungsfähige Waldstandorte entstanden.
· Das trophische Potential der Kippenböden wird vielfach unterschätzt. Vermutlich werden aus den Kippsubstraten vorübergehend größere Nährstoffmengen verfügbar gemacht als aus den lithofaziell vergleichbaren altdiluvialen Waldböden.
· Kohlige Beimengungen werten die Kippenstandorte auf, da sie das Nährstoff- und Wasserspeicherungsvermögen der Kippenböden verbessern. Zudem werden aus den kohligen Substanzen größere N-Mengen freigesetzt.
· Das bisherige Baumartenspektrum der forstlichen Rekultivierung (GKI, GBI, REI, PA, ROB) kann durch Traubeneiche, Winterlinde, Hainbuche und Lärche ergänzt werden.
· Mischbestände aus Baumarten mit bodenverbessernder Wirkung (RER, WLI, HBU, ROB) und naturalwirtschaftlichen Vorzügen (GKI, TEI, ELA, RBU) führen zur Optimierung der von den Erstaufforstungen zu erfüllenden Waldfunktionen (Erholungs-, Produktions-, Lebensraum- und Speicherungsfunktion).
· Die waldbaulichen Schwerpunktaufgaben sind die Pflege der jungen Kiefern-, Eichen- und Lärchenbestände (bis ca. 40 Jahre) sowie der Voranbau in den älteren Birken- und Pappelreinbeständen (GBI ab 50 Jahre, PA ab 30 Jahre). Die Umbaumaßnahmen sind rechtzeitig einzuleiten, denn die Altersstruktur der Kippenforsten läßt für die kommenden 10 bis 20 Jahre ein sehr hohes Umbaupotential erwarten.

2. Humus- und Bodenentwicklung
· Der Aufbau eines Humuskörpers durch Streufall, die Akkumulation von Nährstoffen in der organischen Bodensubstanz und die Bildung von Humusstoffen sind für die Etablierung ökosystemarer Stoffkeiskäufe von zentraler Bedeutung.
· Die Mächtigkeit der Humusauflageschichten nimmt in den GKI- und GBI-Forstökosystemen mit dem Bestandesalter zu und beträgt im Alter > 60 Jahre rund 9 cm.
· Die mittlere jährliche Akkumulationsrate an organischer Substanz in der Humusauflage schwankt zwischen 2,8 und 0,6 t · ha-1. a-1 und fällt in der Reihenfolge der Baumarten: GKI = GBI > REI > ROB > ELÄ > TEI > PA > RER > WLI.
· Die mittleren C/N-Verhältnisse der Humusauflage (L + Of + Oh) werden sowohl von den anthropogen bedingten Stoffeinträgen als auch von den Baumarten beeinflußt. Sie liegen zwischen 16,5 und 28,4 und werden in der Reihenfolge der Baumarten enger: GKI > GBI > REI > ELÄ > PA >TEI > RER > WLI = ROB.
· In den Humusauflagen der Kippen-Erstaufforstungen werden beachtliche Nährstoffmengen gespeichert, die bei Mineralisierung der organischen Substanzen als langsamfließende Nährstoffquelle den Pflanzen zur Verfügung stehen.
· In den Untersuchungsgebieten sind Humusgüte und Humusform durch großflächige Stickstoffdepositionen und basische (kohlestaubhaltige) Flugstaubsedimente beeinflußt. Deshalb kommt es zur Ausbildung disharmonischer Humusformen. Ausdruck dessen ist, daß auf 91 % der GKI-Referenzflächen Typischer Moder und Rohhumusartiger Moder bestimmt werden; Rohhumus hat einen Flächenanteil von nur 6 %.
· Auf den jüngeren Kippenstandorten ist der Aufbau des Humuskörpers noch nicht abgeschlossen und insbesondere ist der Oh-Horizont nicht voll entwickelt. Dies wiederum kann dazu führen, daß die im Aufbau befindlichen Rohhumusdecken als Moder angesprochen und damit in ihrer Humusqualität überschätzt werden.
· Die Bodenentwicklung wird auf den Kippen und Halden im Anfangsstadium durch die Kippsubstrattypen und bodenmeliorativen Maßnahmen (CaO-Gabe, Meliorationsmittel, Meliorationstiefe) und später in zunehmendem Maße vom Zeitfaktor (Einwirkungsdauer der Stofftransformations- und Stoffverlagerungsprozesse) beeinflußt.
· Auf den carbonatfreien, kohlefreien und kohlehaltigen Kipp-Sanden, -Lehmsanden und Lehmen entwickeln sich unter Wald nach kurzer Zeitdauer Lockersyroseme (Ai/ijlC-Profil), die sehr bald in Lockersyrosem-Regosol (Aih/ijlC-Profil) und nach 20 bis 25 Jahren bei Lehmsanden bzw. 30 bis 35 Jahren bei nährstoffarmen Sanden in Regosole (Ah/ijlC-Profil) übergehen. Auf den Altkippen deuten sich unter Nadelwald im Oberboden kalkfreier Kipp-Sande Podsolierungserscheinungen an und die Herausbildung von Podsol-Regosolen (Ahe, Ahe + Ae/B(h)s-ijlC, B(S)h-ijlC-Profil) mit einem durch Sesquioxid- und/oder Humusstoffeinwaschung schwach ausgeprägter Illuvialhorizont B(h)s-ijlCS oder B(s)h-ijlC ist angezeigt. Dagegen sind Braunerde-Regosole (Ah/Bv-ijlC-Profil) nicht zweifelsfrei belegt.

3. Nadel- und Blattspiegelwerte sowie Vitalität der Hauptbaumarten
· Bei der Bewertung der Nadel- und Blattspiegelwerte ist von einer (N)PK-Grunddüngung und meliorativen Asche- bzw. Kalkgaben auf den untersuchten Flächen auszugehen.
· Hohe Stickstoffgehalte in den Assimilationsorganen ergeben sich zum einen aus den relativ hohen N-Bodenvorräten und zum anderen aus den Stickstoffeinträgen.
· Kohlige Bestandteile in den Kippsubstraten beeinflussen die NP-Versorgung der Pflanzen durch die Erhöhung des langzeitverfügbaren Stickstoff- und Phosphorpools positiv. Die P-Nadel- und Blattspiegelwerte steigen tendenziell mit zunehmendem Bestandesalter an.
· Die hohen Ca-Gehalte der Nadel- und Blattproben sind als Indiz für den Einfluß bodenmeliorativer Maßnahmen und die physiologische Wirksamkeit basischer Stoffeinträge zu werten.
· Insgesamt waren die Baumarten Kiefer, Birke und Eiche mit den Elementen Kalzium, Magnesium und Kalium zumeist ausreichend versorgt. Die teilweise vorliegenden Elementüberausstattungen führten nicht zu okular erkennbaren Schäden oder Wuchsdepressionen und befinden sich demnach noch im tolerierbaren Bereich.
· Die Nadel- und Blattspiegelwerte der untersuchten Bestände belegen aus der Sicht der Pflanzenernährung einen guten bis sehr guten Vitalitätszustand. Sie ergeben sich aus den Einflußgrößen 'substratspezifische Grundversorgung', 'Art und Umfang der Grundmelioration' sowie 'basische Stoffeinträge'.

4. Zeigerwert der Bodenvegetation
4.1. Variation der Standortparameter
· Der Einfluß basischer Immissionen überprägt den Einfluß von Standort und Baumart auf die Bodenvegetation.
· Mit zunehmendem Immissionseinfluß werden enge C/N-Verhältnisse seltener.
· Mit Hilfe der Basensättigung kann der Datenpool differenziert werden.
4.2. Eignung der ELLENBERG´schen Zeigerwerte für Kippenforsten
· Die mittlere Reaktionszahl der Waldbodenvegetation weist eine deutliche Beziehung zur Säure-Basen-Stufe der Humusform auf.
· Eine Beziehung zwischen den mittleren Zeigerwerten der Bodenvegetation für Stickstoffversorgung und der Stickstoff-Stufe des Humus kann nicht nachgewiesen werden.
· Für Birke und Kiefer sind ähnliche Tendenzen feststellbar. Unter Kiefer treten basenarme Zustände trotz Immissionseinfluß häufiger auf als unter Birke (Einfluß der Baumart).
· Die Ergebnisse sind bezeichnend für den vorliegenden Immissionstyp und unterscheiden sich deutlich von der Situation im Nordostdeutschen Tiefland.

4.3. Artenvielfalt in Kippenforstbeständen
· Die Artenzahl in der Bodenvegetation nimmt mit steigender Basensättigung zu.
· Mit steigender Basensättigung wandern zunehmend walduntypische, vagabundierende Arten ein. Der Anteil sogenannter Nichtwaldarten steigt.
· Korreliert hohe Basensättigung mit Immissionseinfluß, ist der Artenzuwachs auch als Resultat steigenden Lichteinflusses durch Auflichtung zu werten.

4.4. Vegetationstypen unter Kiefernbeständen
· Es können 10 Bodenvegetationstypen unter Kiefernbeständen unterschieden werden.
1. Himbeer-Waldzwenken-Typ
2. Brombeer-Waldzwenken-Sandrohr- Typ
3. Schwingel-Waldzwenken- Typ
4. Walderdbeer-Himbeer- Typ
5. Walderdbeer-Schwingel- Typ
6. Himbeer-Brombeer-Drahtschmielen- Typ
7. Brombeer-Drahtschmielen- Typ
8. Blaubeer-Drahtschmielen-Pfeifengras-Kräuter-Blaubeer- Typ
9. Blaubeer-Drahtschmielen- Typ
10. Drahtschmielen- Typ
· Waldzwenken-Typen treten auf ziemlich basenreichen bis sehr basenreichen Humusformen auf. Basenarme Zustände werden überwiegend durch Drahtschmiele charakterisiert.

4.5. Humusamplituden wichtiger Waldbodenpflanzen
Die Humusamplituden von 36 Pflanzenarten der GKI-Kippenforsten wurden mit den Angaben für das Nordostdeutsche Tiefland verglichen.
· 14 Arten zeigen ein ähnliches Verhalten,
· 14 Arten zeigen Abweichungen,
· zu 8 Arten der Kippenforsten liegen aus dem Nordostdeutschen Tiefland keine Angaben vor.

5. Umbau von Kiefern- und Birkenreinbeständen
· Die Anwuchsprozente und Höhenzuwächse der Umwandlungsbaumarten entsprechen weitestgehend den Erwartungen. Höhere Pflanzenausfälle wurden für TEI (Umbaufläche Birke, Laubusch - 30 %) und RBU (Umbaufläche Kiefer, Annahütte - 22 %) auf sorptionsschwächeren Kippbodenformen beobachtet.
· Die Qualität des Pflanzmaterials beeinflußt in den ersten Jahren das Anwuchs- und Zuwachsverhalten enorm.
· Der Höhenzuwachs der Umwandlungsbaumarten fällt im Pflanzjahr auf Grund des Anwuchsschocks gering aus. In der zweiten Vegetationsperiode leisteten die Umwandlungsbaumarten gute Höhenzuwächse. Am zuwachsfreudigsten zeigten sich Ahorn, Winterlinde und Hainbuche.
· Die Nährstoffversorgung der angepflanzten Traubeneichen liegt bei allen Makronährstoffen im ausreichenden Bereich und teilweise sogar im Bereich des Luxuskonsums.
· Die Blattspiegelwerte von N, P, Mg und K in den Versuchsanlagen auf der Kippe Laubusch verringerten sich von 1997 zu 1998 deutlich. Darin zeigt sich die sehr gute Nährstoffversorgung in der Baumschule.
· Die Versorgung mit Ca nimmt von 1997 bis 1998 auffällig zu. Das könnte eine Folgewirkung der Grundmelioration sein.
· Die verwendeten Pflanzensortimente 2/0, 1/1 und 1/2 mit Höhen zwischen 40 bis 60 cm sind auch auf den Kippenstandorten sehr gut für den Umbau geeignet. Sie gewährleisten, daß in der Regel nach zwei Vegetationsperioden Kulturpflegemaßnahmen überflüssig werden.
· Nach den bisherigen Untersuchungen eignen sich alle verwendeten Baumarten auf den beschriebenen Kippenstandorten. Die Rotbuche sollte aber nur auf den trophisch besseren Standorten Verwendung finden, da sich diese Baumart in der Niederlausitz am Rande ihres Areals befindet.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Veröffentlichungen:
Böcker, L. u. Katzur, H.-J.
Die Entwicklung und Behandlung von Waldökosystemen auf Kippenstandorten im Lausitzer Braunkohlenrevier. In: LAUBAG (Hrsg.): Forstliche Rekultivierung in der Bergbaufolgelandschaft, Jahrestagung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald 1996, S 12-18
Böcker, L. u. Stähr, F.
Entwicklung von Forstbeständen auf Kippen und Halden des Lausitzer Braunkohlenreviers. In: Brandenburgische Forstnachrichten, Ausgabe 65/66(1997), S. 30-33
Lutz Böcker, Falk Stähr, Joachim Katzur:
Waldwachstum auf Kippenstandorten des Lausitzer Braunkohlenreviers. AFZ/Der Wald, München 53 (1998) 13, S. 691-694
Joachim Katzur, Lutz Böcker, Falk Stähr, Christoph-Claudius Mertzig
Zu den Auswirkungen der Meliorationstiefe auf das Waldwachstum der Kippen-Erstaufforstungen. Beitr. Forstwirtsch. u. Landsch.ökol. 32 (1998) 4, S. 170-178
Joachim Katzur, Lutz Böcker, Dirk Knoche, Christoph-Claudius Mertzig
Untersuchungen zur Optimierung der Meliorationstiefe für die forstliche Rekultivierung schwefelsaurer Kippenböden. Beitr. Forstwirtsch. u. Landsch.ökol. 33 (1999), im Druck
Katzur, J., Böcker, L., Stähr, F.
Ertragskundliche Untersuchungen auf Rekultivierungsflächen im Lausitzer Braunkohlenrevier. GUG-Schriftenreihe (1999), im Druck

Präsentationen:
Besprechung und Exkursion des Beirates für das Teilprojekt Lausitz am 06.04. 1995 im FA Hoyerswerda (1. Beratung des Projektbeirates)
Besprechung des Beirates für das Gesamtprojekt am 22.06.1995 in Finsterwalde (Vortragsmanuskript)
Vortrag Waldökosysteme auf Kippenstandorten zur 39. Sitzung des Fachausschusses Kippengestaltung und Rekultivierung des Deutschen Braunkohlen-Industrie-Verein e.V. (DEBRIV) am 19.09.1995 in Frimmersdorf (Revier der Rheinbraun AG)
Exkursion Bergbau-Bergbaufolgelandschaft-Kiefernwirtschaft in Sächsischen Forstamt Weißkollm mit Studenten der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden (12.10.1995)
1. Statusseminar zur BMBF-Fördermaßnahme, 18. Juni 1996 in Cottbus
Besprechung und Exkursion des Beirates für das Teilprojekt Lausitz am 17.10. 1996 in der Oberförsterei Doberlug (2. Beratung des Projektbeirates)
Exkursion am 02.11.1996 zum Thema Forstliche Rekultivierung auf Kippen und Halden als Bestandteil des Besuchsprogrammes einer chinesischen Delegation
Exkursion zum II. Referendartag am 20.03.1997 im AfF Doberlug-Kirchhain, Obf. Senftenberg, Thematik Forstliche Kippenrekultivierung und Bewirtschaftung von Kippenwäldern in der Niederlausitz
Besprechung und Exkursion des Beirates für das Teilprojekt Lausitz am 30.10. 1997 in der Oberförsterei Senftenberg (3. Beratung des Projektbeirates)
2. Statusseminar zur BMBF-Fördermaßnahme, 7. und 8. Oktober 1998 in Cottbus
Referendartag des Jahrganges 1997 im Amt für Forstwirtschaft Doberlug-Kirchhain am 13.10.1998, Schwerpunktthema: Entwicklung und Behandlung von Waldökosystemen auf Kippenstandorten im Lausitzer Braunkohlerevier
Vortrag Present state development and treatment of forest ecosystems in the Lusatian coal mining area (East Germany) zum internationalen Symposium Ecology of Post-Mining, 15.-19.03.1999 in Cottbus
Vorträge Waldwachstum auf Kippenstandorten, Humus- und Bodenentwicklung, Nadel- und Blattspiegelwerte sowie Vitalität der Hauptbaumarten, Zum Zeigerwert der Bodenvegetation auf Kippenstandorten und Erste Ergebnisse zum Umbau von Kiefern- und Birkenreinbeständen auf Kippenstandorten zur Fachtagung SDW e.V., Regionalverband Lausitz, Waldökosysteme auf Kippenstandorten, 07.05.1999 in Finsterwalde
Vortrag Untersuchungen zum Waldwachstum auf den Kippenstandorten des Lausitzer Braunkohlenreviers am Beispiel der Gemeinen Kiefer (Pinus sylvestris L.) und Gemeinen Birke (Betula pendula ROTH) zur wissenschaftlichen Tagung Tagebau-Umwelt-Rekultivierung, 07.-09.06.1999 in Krakow/Belchatow


Fazit

Die forstliche Rekultivierung von Kippen und Halden des Braunkohlenbergbaues in der Lausitz soll langfristig zu Wäldern mit hohem Nutz-, Schutz- und Erholungswert führen. Dieses Ziel kann nur auf der Basis einer standortgerechten Waldwirtschaft erreicht werden. Ausgehend von dem bis 1993 recherchierten Kenntnisstand wurde ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördertes Verbundprojekt mit dem Ziel initiiert, die wissenschaftlichen Grundlagen für eine erste waldbauliche Behandlungsempfehlung der Kippenforsten im Lausitzer Braunkohlenrevier zu schaffen. Im Rahmen der Projekttätigkeit wurden 126 Weiserflächen aufgenommen, analysiert und ausgewertet. Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf boden-, vegetationskundliche, waldernährungsphysiologische und waldwachstumskundliche Untersuchungen.
Von herausragender Bedeutung für die Kippenkomplexe ist die jeweilige Immissionssituation des Standortes. Es konnte nachgewiesen werden, daß im Untersuchungsgebiet Einträge basischer Flugaschen und Flugstäube in sehr unterschiedlichen Quantität stattgefunden haben.
Unter Einbeziehung der Humus- und Bodenmerkmale scheint es möglich, das Baumwachstum durch bestimmte Eigenschaften des Substrates und des Auflagehumus weitgehend zu klären.
Die Nadelanalysen erbrachten die wichtige Information, daß der Ernährungszustand der untersuchten Erstaufforstungsbestände in fast allen Fällen optimal ist. Dies war insbesondere auf Kipp-Sand- bzw. Kipp-Kohlesandböden nicht erwartet worden, korrespondiert aber mit den Bonitäten der Bestände.
Die bisherigen Erkenntnisse zum Bestandeswachstum sind eine tragende Säule der Untersuchungen. Es kann belegt werden, daß die Mehrzahl der Bestände, über ein breites Substratspektrum betrachtet, gute bis hervorragende Bonitäten aufweist. Dies läßt den Schluß zu, daß das bisherige Baumartenspektrum der forstlichen Rekultivierung (GKI, GBI; REI, PA, ROB) durch die Traubeneiche, Winterlinde, Hain-buche und Lärche ergänzt werden kann.
Handlungsbedarf ergibt sich auch bezüglich der bisherigen Standortkartierung, da das trophische Potential der Kippenböden vielfach unterschätzt wird. Vermutlich werden aus den unverwitterten Kippsubstraten vorübergehend größere Nährstoffmengen verfügbar als auf den lithofaziell vergleichbaren altdiluvialen Waldböden. Auch kohlige Beimengungen werten die Kippenstandorte auf, da sie das Nährstoff- und Wasserspeichrungsvermögen der Kippenböden verbessern.
Die waldbaulichen Schwerpunktaufgaben sind die Pflege der jungen Kiefern-, Eichen- und Lärchenbestände (bis ca. 40 Jahre) sowie der Voranbau in den älteren Birken- und Pappelreinbeständen (GBI ab 50 Jahre, PA ab 30 Jahre). Die Umbaumaßnahmen sind umgehend einzuleiten, denn die Altersstruktur der Kippenforsten läßt für die kommenden 10 bis 20 Jahre ein sehr hohes Umbaupotential erwarten.
Referenzbestände des Waldumbaus eröffnen Wege zur Entwicklung horizontal und vertikal strukturierter Waldökosysteme mit multifunktionalem Charakter. Standortsgerechte Baumarten (z.B. TEI, WLI, HBU) der 2. Waldgeneration unter Schirmbeständen der Kiefer und Birke überzeugen durch die Wachstumsparameter Anwuchsprozent und Höhenzuwachs.
Die vegetationskundlichen Untersuchungen lassen erkennen, daß es möglich sein wird, Zeigerarten und Artengruppen für wichtige Standortsparameter aufzuzeigen.
Nach derzeitigem Kenntnisstand ergeben sich für die weitere Forschungstätigkeit über das Jahr 1999 hinaus folgende Ansatzpunkte:

Þ Umbaudringlichkeit der Pappel- und Robinienbestände aus der 1. Kippenwaldgeneration
Þ Möglichkeiten zur Überführung junger Reinbestände in strukturreiche Mischbestände
Þ Einflußnahme von Art und Tiefe der Melioration auf das Bestandeswachstum, auf die bodenchemischen und -genetischen Prozesse, auf die Kippenflora und -fauna
Þ Wissenschaftliche Begleitung der Waldumbauversuche
Þ Wertung des Totholzes in Kippen-Waldökosystemen
Þ Klassifizierung der Kippbodenformen nach dem Nährstoffpotential.

Übersicht

Fördersumme

397.257,43 €

Förderzeitraum

01.05.1995 - 03.03.2000

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik