Ökodorfplanung (Programm des Kuratoriums zur ökologisch orientierten Siedlungsplanung, hier Kategorie Ökosiedlung)
Projektdurchführung
Wohnungs- und SiedlungsgenossenschaftÖkodorf e. G.
Sieben Linden 1
38486 Poppau
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
In einer eigenständigen ökologischen Modellsiedlung sollen alle Lebensbereiche wie Wohnen, Arbeit, Ver- und Entsorgung, Heilung, Kultur integriert werden. Dabei wird auf geschlossene Energie- und Stoffkreisläufe, einen hohen Grad an Selbstversorgung aus lokalen und regionalen Ressourcen und die unmittelbare Erfahrbarkeit der Konsequenzen menschlichen Handelns Wert gelegt. Ziel des geförderten Projektes ist nach der im März ´97 getroffenen Standortentscheidung die eingehende Untersuchung des Gebietes nach vielfältigen ökologischen Kriterien und die Ableitung von Vorgaben für die Siedlungsstruktur, um einen ökologisch bestverträglichen und dauerhaft funktionierenden Organismus zu schaffen. In diesen Planungsprozeß sollen die interessierten Siedler/-innen durch einen regelmäßigen bidirektionalen Informationsfluß und die Mitwirkung an Entwürfen und Entscheidungen eigenverantwortlich einbezogen werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einer Vorstudie Dorfentwicklung und regionale Zusammenhänge sollen historische Landschaftsveränderungen, großräumige ökologische Risiken, regionale Wirtschaftskreisläufe u.a. erörtert werden. In einer Zukunftswerkstatt werden ökologische Belange und Belange des Projektzentrums innerhalb der Bevölkerung thematisiert. Das Siedlungsgebiet wird über vier Jahreszeiten hinweg nach folgenden Gesichtspunkten direkt untersucht und entsprechende anderweitige Informationsquellen analysiert: Flora- und Faunabestand und deren Auswertung nach Vielfalt, Eigenart, Seltenheit, Schutzstatus, bei Flora zusätzlich nach ökologischen Zeigerwerten zur Bodenqualitätsbestimmung; Grundwasserfließrichtung und -qualität sowie lokale, diese beeinträchtigende Umwelteinflüsse (z.B. vorhandene Gasstation); bodenkundliche Untersuchungen zur Festlegung der vorzuziehenden Bereiche für verschiedene Bodennutzungen; regeneratives Energiepotential durch Messung des Windpotentials und der Sonneneinstrahlung; langjähriges Wetter und Klima; Möglichkeiten zur lokalen Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung. Aus den Ergebnissen sollen Vorgaben für die Einteilung des Geländes in verschiedene Nutzungs- und Funktionsbereiche und die Gestaltung und Ausrichtung der Bebauung abgeleitet werden und damit in einem gemeinsamen, moderierten Prozeß von Siedler/-innen und Fachleuten städtebauliche Entwürfe und der Bebauungsplan erarbeitet werden.
Ergebnisse und Diskussion
Innerhalb des projektierten Zeitraumes von einem Jahr konnten umfangreiche Standortuntersuchungen über die verschiedenen Jahreszeiten hinweg vorgenommen werden. Gleichzeitig konnten die Interessen und Vorstellungen der zukünftigen BewohnerInnen durch eine kontinuierliche Begleitung herausgearbeitet und in die Siedlungsplanung einbezogen werden. Die Verknüpfung beider Faktoren führte zu einem angepaßten Siedlungsentwurf, der die Grundlage für den im Oktober 98 genehmigten B-Plan bildete. Damit sind die Voraussetzungen für die Umsetzung des ganzheitlich ökologischen Siedlungskonzeptes auf verschiedenen Ebenen geschaffen worden. Durch die genossenschaftliche Einbindung aller Projektteile ist es möglich, ökologische Qualitätsziele weit über die Möglichkeiten der baurechtlich zulässigen Festsetzungen hinaus zu erreichen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Von Anfang an war die Siedlungsplanung in eine umfangreiche Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit eingebettet. Hierzu zählt vor allem die Organisation von Veranstaltungen und Seminaren sowie die Herausgabe einer eigenen Zeitung und von Fachbroschüren durch den Freundeskreis Ökodorf e.V. Darüberhinaus ist das Projekt in letzter Zeit an einer Vielzahl von Beiträgen in den Medien (regionale und überregionale Presse, Fernsehen, Radio, Buchveröffentlichungen) beteiligt gewesen und hat selbst Artikel für ökologische Fachzeitschriften verfaßt. Aus der Teilnahme an diversen Veranstaltungen sollen folgende Kooperationen besonders hervorgehoben werden:
· die Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium von Sachsen-Anhalt im Bereich der Umweltbildung (Vorträge und Moderation von Seminaren und Kongressen);
· die Teilnahme als Preisträger 96 am TAT-Orte Wettbewerb mit der Beteiligung an Ausstellung, Erfahrungsaustausch und Fachreferat (Dezember 98 in Hedersleben);
· Referat im Werkstattgespräch des Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung zur nachhaltigen Regionalentwicklung in dünnbesiedelten Gebieten Ostdeutschlands (Nov. 96, Hannover)
· die Zusammenarbeit mit dem Paritätischen Bildungswerk, Landesverband Sachsen-Anhalt, die in die Beschäftigung eines Bildungsreferenten mündete,
· die Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt, (z.B. Seminare Alternative Energiekonzepte, Genossenschaft als Rechtsform alternativer Betriebe);
· die Mitarbeit an Seminaren der Akademie ländlicher Raum der Ländlichen Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt (Beiträge zur ökologischen Dorfentwicklung);
· Referat auf der Versammlung des Prüfungsverbandes klein- und mittelständischer Genossenschaften e.V. über Rechtsformen im Wohnungsbau;
· die nationale und internationale Vernetzung der Ökodorfprojekte mit Büro in Sieben Linden sowie Mitgliedschaft im Vorstand des GEN (Global Ecovillage Network /Europe), in diesem Zusammenhang Referate z.B auf dem internationalen Kongreß der ICSA (International Communal Studies Association) in Amsterdam (Juli 98)
Am Ökodorfstandort Sieben Linden befindet sich eine ständige Ausstellung zur ökologischen Siedlungsplanung, die mit Veranstaltungen im Regionalzentrum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Dort soll 1999 auch eine Umweltbibliothek mit u.a. auch der entsprechenden Fachliteratur zur ökologischen Siedlungsplanung eingerichtet werden.
Fazit
Das Förderprojekt zur ökologischen Siedlungsplanung der DBU entsprach exakt den planerischen Erfordernissen einer Entwicklung der sozial-ökologischen Modellsiedlung Sieben Linden. Ohne die Förderung der ökologischen Mehrleistungen bei der Standorterkundung und ohne die fachlich und sozial kompetent moderierte BewohnerInnenbeteiligung, wäre es unmöglich gewesen, in einem angemessenen Zeitraum zu den erreichten qualitativen Ergebnissen zu kommen. Vor allem durch einen verstärkten Erfahrungsaustausch der Projekte untereinander und durch die Auswertung und Verbreitung der erprobten Lösungen wäre dieser ganzheitliche Planungsansatz weiterzuentwickeln und für den ökologischen Umbau der Gesellschaft nutzbar zu machen.
Fördersumme
54.708,23 €
Förderzeitraum
11.10.1996 - 23.09.1999
Bundesland
Sachsen-Anhalt
Schlagwörter
Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik