Projekt 06190/01

Reaktivierung der Wasserkraftanlage Einhausen an der Werra/Thüringen

Projektdurchführung

Wilfried Gerlach
98617 Einhausen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Vorhabens ist die Reaktivierung der Wasserkraftanlage Einhausen an der Werra/Thüringen. Die Anlage wurde Anfang der 70er Jahre stillgelegt und ist seitdem weitestgehend verfallen. Zur Reaktivierung der Wasserkraftanlage sind folgende Maßnahmen erforderlich:
· Wehrneubau ;
· Neubau der nahezu vollständig verfüllten Betriebsgräben;
· Einrichtung von Fischaufstiegshilfen zur Wiederherstellung der Gewässerdurchgängigkeit;
· Neubau des Kraftwerkshauses;
· Ersatz der kompletten technischen Einrichtung wie Turbine, Generator und Regeleinrichtung.
Im Ergebnis soll das neue Ausleitungskraftwerk bei einem maximalen Durchfluss von 12 m³/s, einer Fallhöhe von etwa 2,20 m und einer installierten Turbinenleistung von 215 kW eine Jahresarbeit von etwa 1.000.000 kWh erzielen.
Im Rahmen des Vorhabens sind verschiedene landschaftspflegerische Maßnahmen vorgesehen, um die erforderlichen Eingriffe einerseits zu kompensieren und andererseits insgesamt zu einer deutlichen Verbesserung der gegenwärtigen ökologischen Situation beizutragen. So sind beispielsweise umfangreiche Neubepflanzungen, die naturnahe Gestaltung gegenwärtig geschädigter Werra-Uferstreifen und das Anlegen eines Stillwasserbereiches vorgesehen. Weiter ist der Bau von Fischaufstiegshilfen sowohl um das Wehr als auch um das Kraftwerksgebäude vorgesehen, um so die vollständige lineare Gewässerdurchgängigkeit an diesem Standort sicherzustellen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuf Grundlage der Vorplanung wurde ein Ingenieurbüro mit der Erarbeitung der Ausführungsplanung beauftragt. Hieran schloss sich ein entsprechendes Ausschreibungsverfahren an. Auf Grundlage der Ergebnisse der Ausschreibung wurden verschiedene Firmen mit dem Bau der Wasserkraftanlage beauftragt.
Nach Fertigstellung der Wasserkraftanlage wurden unterschiedlichste Mängel festgestellt. Als Ursache wurde eine teilweise völlig unzureichende Ausführungsplanung oder gravierende Mängel bei der Bauausführung ausgemacht. So wurde beispielsweise festgestellt, dass die Wasserkraftanlage nicht die ursprünglich vom Planer prognostizierte Leistung erreicht und dass die Fischaufstiegsanlage auf Grund von Ausführungsmängeln schon nach ersten Hochwassern gravierende Schäden aufwies. Zeitgleich musste der ursprüngliche Investor und Bewilligungsempfänger Konkurs anmelden. Im Zuge des Konkursverfahrens wurde das Projekt und die damit einhergehende Förderung der DBU von dem jetzigen Bewilligungsempfänger, Herrn Wilfried Gerlach, übernommen. Um einen ordnungsgemäßen Betrieb der Wasserkraftanlage sicherzustellen, waren umfangreiche und kostenträchtige Nachbesserungen erforderlich. Dieser Vorhabensverlauf erklärt auch die für ein derartiges Projekt ungewöhnlich lange Laufzeit.
Die Sanierung der Fischaufstiegshilfe wurde vom Hydrolabor Schleusingen der Bauhaus-Universität Weimar fachlich begleitet. Neben konzeptionellen Hinweisen zur Auslegung einer derartigen Anlage wurde insbesondere die Funktionstüchtigkeit untersucht. Dabei wurde die grundsätzliche Funktionstüchtigkeit der Anlage festgestellt und Hinweise zur weiteren Optimierung unterbreitet, die schnellstmöglich umgesetzt werden sollen.


Ergebnisse und Diskussion

Die Reaktivierung der Wasserkraftanlage Einhausen brachte einen Eingriff in die Ökologie des Fließgewässers mit sich. Aus diesem Grund wurden Ausgleichsmaßnahmen in Form einer funktionsfähigen Fischaufstiegshilfe, des Anlegens eines Stillgewässers und einer umfangreichen Uferbepflanzung notwendig. Als Erkenntnis der durchgeführten Baumaßnahmen ist es unerlässlich, an den stark frequentierten Mauern zur Strömungsseite hin mit Spundwand zu arbeiten. Ohne dauerhafte Gründung durch verbleibende Spundwände mit Stahlbetonkappe ist die Bausubstanz zeitlich nur begrenzt haltbar. Die Durchlassöffnung der Riegel der Fischaufstiegshilfe sollte mit Steinschroppen ausgelegt werden, um optimale Strömungsverhältnisse zu erhalten und die Ablagerung von natürlichem Substrat zu gewährleisten. Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass die Rekonstruktion der Wasserkraftanlage Einhausen sinnvoll war und durch die Fischaufstiegsanlage die lineare Durchgängigkeit sicherstellt. Mit diesen Maßnahmen wurde das Ziel erreicht, den Einklang zwischen Nutzung der Wasserkraft zur Gewinnung alternativer Energien und dem ökologischen System der Fließgewässer zu schaffen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Wasserkraftanlage Einhausen wurde als Modell- bzw. Anschauungsobjekt sehr gut angenommen. So vermittelt diese Anlage Interessenten die Erzeugung alternativer Energie, gibt einen Einblick in die neueste Technik und die Umweltfreundlichkeit solcher Anlagen. Viele zukünftige Bauherren von Wasserkraftwerken holen sich hier ihre ersten Eindrücke.
Sehr gerne werden Schulklassen der umliegenden Schulen empfangen, um ihnen einen Einblick in die sinnvolle Nutzung der Wasserkraft zu geben und in der Realität physikalische Vorgänge zu erläutern. Auch Studenten der Bauhaus Universität Weimar zählen zu den Besuchern unserer Anlage. Auf ihre vielfältigen Fragen können praxisbezogene Antworten gegeben werden.
Am 11. und 12.08.2001 wurde durch einen Tag der offenen Tür die Wasserkraftanlage für ca. 450 Besucher geöffnet. Bei Führungen in Gruppen von 15 - 20 Besuchern wurde die Funktionsweise der Anlage erklärt und auf die Wichtigkeit der Nutzung alternativer Energien eingegangen.


Fazit

Die Erzeugung alternativer Energien aus Wasser- oder Windkraft, Biomasse oder Sonnenenergie sollte umfassend gefördert werden, denn nur durch die Nutzung der vorhandenen nachwachsenden Rohstoffe ist eine dauerhafte Umweltentlastung möglich. Ohne entsprechende Fördermöglichkeiten sind die o.g. umweltfreundlichen Energieerzeugungsanlagen kaum zu finanzieren und nur mit sehr viel persönlichem Einsatz und Idealismus zu betreiben.
Das Bestreben aller sollte es sein, der heranwachsenden Generation Wege aufzuzeigen, wie die zum Teil schon zerstörte Umwelt wieder gesunden kann und welche Beiträge dazu notwendig sind.
Einen großen Anteil, diesen begonnenen Weg weiter zu beschreiten, hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Sie bekräftigt durch ihr Vorgehen und ihre Verfahrensweise die Richtigkeit der Nutzung der natürlichen Vorkommen.

Übersicht

Fördersumme

242.684,69 €

Förderzeitraum

30.05.1995 - 27.11.2001

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Klimaschutz
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik