Projekt 06178/01

Entwurfsplanung zur Reaktivierung der Wasserkraftanlage am Klosterstandort St. Marienthal

Projektdurchführung

Zisterzienserinnenabtei Klosterstift St. MarienthalKörperschaft des öffentlichen Rechts
St. Marienthal 1
02899 Ostritz

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Reaktivierung der Wasserkraftanlage im Kloster St. Marienthal, bestehend aus zwei Francisturbinen, welche sowohl zur Energieerzeugung, als auch zum mechanischen Antrieb des Sägewerkes genutzt wurden. Die bestehende Anlage wurde im Jahr 1967 hinsichtlich der Elektroenergieerzeugung und 1990 für den Sägewerksbetrieb stillgelegt. Zielstellung ist, den Elektroenergiebedarf des gesamten Klostergeländes und des Internationalen Begegnungszentrums St. Marienthal abzudecken und Energieüberschüsse in das Netz einzuspeisen. Das Projekt war Bestandteil des EXPO 2000-Projektes Modellstadt Ostritz, in dem der Nachweis erbracht werden sollte, eine Kleinstadt zumeist aus regenerativen Energieträgern versorgen zu können.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuf der Grundlage der vorliegenden Grundlagenermittlung, der Machbarkeits- und Verträglichkeitsstudien ist eine Entwurfsplanung zur Erneuerung der Wasserkraftanlage zu erstellen, um die Genehmigungsfähigkeit zu erlangen. Dabei sind sowohl die technisch-wirtschaftlichen Aspekte als auch die Belange des Denkmalschutzes, des Naturschutzes, des Grund-, Wasser- und Baurechtes, die historisch bedingten Funktionen und die exponierte Lage in unmittelbarer Nähe des Internationalen Begegnungszentrums zu beachten.
Die Gestaltung der gesamten Anlage ist derart vorzunehmen, dass Besucherverkehr im Kraftwerk selbst und auch an den betriebstechnisch notwendigen Anlagen im Zulaufbereich stattfinden kann.
Es war geplant, die komplette Anlage als Demonstrationsobjekt für die Öffentlichkeit, insbesondere für die Besucher der Modellstadt Ostritz im Rahmen der EXPO 2000 und des Internationalen Begegnungszentrums, auszubauen.
Im Einzelnen waren bis zur Entwurfsplanung zu erledigen:
- Klärung der Grund- und eigentumsrechtlichen Angelegenheiten
- Erneuerung des Wassernutzungsrechtes
- Vorbereitung des Antrages zur wasserrechtlichen Genehmigung
- Bestandsaufnahme und Zustandsbewertung der Bauwerke und Anlagen
- Erkundungen des Baugrundes
- Leistungsermittlungen der Turbinen entsprechend dem abgestimmten Wasserdargebot
- Variantenuntersuchungen bis zur Entwurfsplanung
- Behördenabstimmungen
- Landschaftspflegerische Begleitplanung


Ergebnisse und Diskussion

Unter den genannten Bedingungen wurde zunächst eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, die im groben die Wirtschaftlichkeit zum Inhalt hatte. Daraus entwickelte sich der Antrag an die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Mit den vorliegenden Erkenntnissen konnte den beteiligten Ingenieuren und Architekten eine spezifische Aufgabenstellung vorgegeben werden. Der exponierte Standort des Klosters, unmittelbar an der Grenze zu Polen, erfordert zusätzlichen Abstimmungsbedarf zur wasserrechtlichen Genehmigung, die aus diesem Grunde auch beim Regierungspräsidium zu beantragen ist. Verzögernd wirkte sich die langwierige Vereinbarung zur verbleibenden Restwassermenge aus, zu der Polen zustimmen musste.
Auf Grund der Eigentums- und Nutzungsrechte in der DDR war es schwierig und sehr zeitaufwendig, die alten verbuchten Wassernutzungsrechte des Klosters nachzuweisen, um somit die Ansprüche auf die Wasserkraftnutzung geltend zu machen.Ebenso stellte sich die Frage nach dem Eigentumsnachweis des Baugrundes. Der Wehrkörper wurde bis in die Mitte der 80er Jahre als Grundmittel des Klosters mit 1,- DM geführt und als 1991 der Sägebetrieb über die Wasserkraft eingestellt wurde, wurde dieses Bauwerk aus dem Buchbestand genommen. Der Grund und Boden wurde 1994 in das Grundbuch des Freistaates Sachsen eingetragen, weil bis zu diesem Zeitpunkt kein Eigentümer zugeordnet war. Damit ergab sich, dass wir mit der Talsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen einen Erbbauvertrag verhandeln und abschließen mussten. Aus den vorgenannten Schwierigkeiten ergaben sich Zeitverzögerungen und erhöhte finanzielle Aufwendungen. Des Weiteren war die Festlegung der Restwassermenge eine unbedingte Voraussetzung zur Dimensionierung einer wirtschaftlichen Turbine. Zudem reichte die Qualität der bisherigen Planungen nicht aus, um den Forderungen der Genehmigungsbehörden gerecht zu werden. Aus diesem Grunde wurde auf Empfehlung unseres Beraters, Prof. Horlacher, die KUBENS Ingenieurgesellschaft, Beratende Ingenieure im Wasserbau, von uns gebunden. Der hohe engagierte Einsatz und die Fachkunde dieses Ingenieurbüros bei der Überarbeitung und Zusammenfassung der vorliegenden Entwurfsunterlagen ermöglichte die kurzfristige Zustimmung der Behörden und somit die Ausschreibung der kompletten Leistungen zur Erneuerung der Wasserkraftanlage. Es wurden alle Behördenauflagen vorab der Ausführung der Bauleistungen erfüllt, so dass nach der VOB-Ausschreibung im Sept. 99 der Baubeginn im Oktober si-chergestellt werden konnte.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Anlage wird nach Fertigstellung für Besucher des Klosters und des Internationalen Begegnungszentrums St. Marienthal zur Besichtigung offen stehen. Zusammen mit den Einrichtungen des historischen Sägewerkes sowie der Dauerausstellung über regenerative Energien im Museum des IBZ wird ein umfassender Überblick über die Erzeugung und Nutzung umweltfreundlicher Energien ermöglicht. Das gesamte Wasserkraftwerk sowie die Außenanlagen können besichtigt werden.
Es ist geplant, umfassende Informationen anhand von Schautafeln, Modellen und Computersimulationen zu vermitteln.


Fazit

Die Erneuerung dieser historischen Wasserkraftanlage ist ein positives Beispiel zur Nutzung regenerativer Energien. Mit der Erneuerung erfolgt die Stabilisierung des alten Wehres, der Bau einer Fischaufstiegsanlage und die Instandsetzung der Ufer im Zu- und Ablaufgraben. Ebenso wird mit dem Bau die Bestandssicherung des historischen Krafthauses und der alten wasserbautechnischen Ausrüstungen (Zulaufregulierung) sowie der mechanischen Kraftübertragung zur Betreibung des Sägewerkes sichergestellt. Mit der Erzeugung umweltfreundlichen Stromes kann das gesamte Kloster und das IBZ versorgt werden. Damit ist ein wesentlicher lokaler Beitrag zur Reduzierung der Emissionswerte von Kohlenstoff- und Schwefeloxiden geleistet. Den Belangen des Naturschutzes wird man ebenfalls gerecht da einerseits die Passierbarkeit des Wehres für Fische und Kleinlebewesen gewährleistet und mit der Umsetzung der landschaftspflegerischen Begleitplanung ein standortgerechter Bewuchs der Ufer initiiert wird. Zudem erfolgt die Beseitigung von Schwemmgut, welches durch die Rechenreinigungsanlage dem Fluss entnommen und entsorgt wird. Mit der Planung ist sichergestellt, dass die Ansprüche an den Denkmal-schutz eingehalten werden.

Übersicht

Fördersumme

86.510,59 €

Förderzeitraum

09.02.1995 - 08.08.1995

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik