Entwicklung und Erprobung alternativer Rauchgasreinigungstechniken zur Immissionssenkung von Krematorien
Projektdurchführung
Ingenieurbüro Groschwitz & Sommer
Zillestr. 14 a
07318 Saalfeld
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Ziel der Versuche im Projekt war es, eine neuartige Rauchgasreinigungstechnik, bestehend aus einem keramischen Heißfilter und einer Reaktoreinheit, die mit verschiedenen Katalysatoren zur Reduzierung von NOx, PCDD/ PCDF und CO sowie Quecksilber bestückt wurde, unter den Betriebsbedingungen eines Krematoriums zu erproben. Des Weiteren sollten durch Ermittlung des Inputs und der Schadstoffbeladung des Roh- und Reingases Grundlagen für eine qualifizierte Bewertung und Auslegung dieser Technik geschaffen werden.
Die Anlage wurde dazu im Krematorium Pößneck aufgebaut und durch einen Bypass parallel zur Altanlage betrieben. Dazu wurde ein permanenter Teilvolumenstrom von durchschnittlich V=200 Nm3/h aus einer seitlichen Öffnung des Rekupators der Altanlage entnommen. Die Abgastemperatur lag bei etwa 500° C an der Entnahmestelle. Die Anordnung der Anlagenkomponenten erfolgte so, dass sich der Heißgasfilter vor dem Katalysator befand. Die Versuchsanlage wurde von der Firma HWH Engineering Groß-langheim bereitgestellt und betreut.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenÜber den Versuchszeitraum wurden für 159 Kremationen deren Eingangswerte und die Verbrennungsbedingungen im Ofen erfasst sowie die Betriebsparameter der Versuchsanlage mitgeschrieben. Darüber hinaus erfolgten diverse Schadgasmessungen im Roh- und Reingas zur Bestimmung der Abbauraten der Schadstoffe. Die Emissionsmessungen erfolgten durch die Firma ILU Luftanalytik GmbH, Saalfeld.
Der in Pößneck vorhandene Ofen war ein 1990 von der Firma Paul a. F. Schulze Dresden neu errichteter Etagenofen, der den Anforderungen der VDU 3891 entsprach. Der Ofen verfügte über eine integrierte Nachverbrennungskammer und eine vollautomatische SPS zur Steuerung der diversen Luftklappen in Abhängigkeit von der Temperatur und vom Sauerstoffgehalt im Ofen, der Überwachung der geforderten Verriegelungsdingungen und zur Dokumentation der Messwerte.
Ergebnisse und Diskussion
Die Ergebnisse der Versuche wurden vom Ingenieurbüro Groschwitz positiv beurteilt. Die eingesetzten Aggregate arbeiteten über den Versuchszeitraum zuverlässig. Die Reduzierung der Schadstoffe war z. T. erheblich. Die Ergebnisse zeigten aber auch, dass die Auslegung dieser Technik noch qualifiziert werden musste. Die Abbauraten bei den Dioxinen/ Furanen und Quecksilber sowie CO schwankten sehr stark. Besondere Aufmerksamkeit musste den sehr hohen PCDD/ PCDF-Gehalten in der Filtertasche gewidmet werden. Inwieweit diese Werte aus dem Input bzw. den Verbrennungsbedingungen resultierten oder aber ihre Ursache in den Betriebsbedingungen des Heißgasfilters hatten, hätte künftig untersucht werden müssen, da die Klärung dieses Sachverhaltes die Grundlage für mögliche Minimierungsmaßnahmen zur Dioxin-/ Furanbelastung in Krematorien schaffen konnte. Weitere Versuche zu dieser Problematik waren vom Büro Groschwitz geplant. Aus den Ergebnissen der Emissionsmessungen konnte man unter Zugrundelegung der Forderungen des LAI für eine bundeseinheitliche Regelung nach § 23 BlmSchG für Krematorien ableiten, dass der Grenzwert für NOx auch ohne Minderungstechnik sicher eingehalten wurde.
In Zusammenfassung der Einzelauswertungen kam das Ingenieurbüro Groschwitz zu dem Ergebnis, dass die Kombination von keramischen Heißgasfilter mit einer Katalysatoreinheit eine ernsthafte Alternative für die Rauchgasreinigung in Krematorien darstellte. Bei sachgerechter Auslegung der Einzelkomponenten war die Einhaltung der Grenzwerte gewährleistet. Allerdings reichten die vorliegenden Messwerte nicht aus, um die Auslegung der Aggregate zu qualifizieren. Aus diesem Grund wurde es für erforderlich gehalten, eine weitere Erprobung und Bemessung dieser Technik vorzunehmen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Adresse:
Ingenieurbüro Groschwitz & Sommer, Zille Straße 14 a, 07318 Saalfeld, Telefon 03671-35814Fax: 03671-358159, Ansprechpartner: Herr Dipl.-Ing. Ralf Groschwitz
Fazit
Die Krematorien waren seit Juni 1993 nach dem BImSchG - BImSchV - Spalte 2 - Nummer 10.24 - genehmigungspflichtige Anlagen, wobei es damals noch keine verbindliche Verwaltungsvorschrift gab, nach welchen Kriterien diese Anlagen in Zukunft genehmigt und welche Kriterien an die Umrüstung gestellt werden sollten. Die einzelnen Länder - vornehmlich die neuen Bundesländer - versuchten diese Situation durch Verfügung vorläufiger Erlasse bis zu einer bundeseinheitlichen Regelung zu entschärfen, wobei sich die herangezogenen Grenzwerte in vielen Fällen an den Grenzwerten der 17. BImSchV orientierten und nicht an der VDI 3891. Problematisch war dies für die Reglementierung der Dioxine/ Furane, Quecksilber und dem niedrigen Staubgrenzwert. Allein mit den damals im Einsatz befindlichen Staubfiltern waren diese Grenzwerte nicht zu gewährleisten, so dass eine Erweiterung bzw. Umrüstung der Rauchgasreinigungsanlagen in den Krematorien notwendig war. Insofern handelte es sich um ein wesentliches Projekt, das mit wichtigen Erkenntnissen abgeschlossen wurde.
Fördersumme
57.075,51 €
Förderzeitraum
10.10.1994 - 21.09.2001
Bundesland
Thüringen
Schlagwörter
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik