Verfahren zur Bewertung der Nutzungsintensität als Voraussetzung für eine umweltgerechte Grünlandnutzung
Projektdurchführung
Landwirtschaftskammer Hannover
Postfach 2 69
30002 Hannover
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Für die von den Landwirtschaftskammern geforderten Gutachten zur Bewertung von Grünland sind bisher sehr zeitaufwendige oder wenig differenzierte Methoden angewandt worden. Ertragsdifferenzierte Nutzungskartierungen mußten dabei von Hand ausgeführt werden. Dabei wurden nur drei Ertragsstufen unterschieden. Das Projekt soll Methoden entwickeln helfen, mit denen eine differenziertere Nutzungskartierung mit vertretbarem Zeitaufwand realisiert werden kann. Auf der Grundlage einer Methode zur Biotoptypenkartierung anhand von Color-Infrarot-Luftbildern sollte dieses Projekt eine weitere Differenzierung, speziell für landwirtschaftliche Fragestellungen, entwickeln.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn der ersten Projektphase wurde eine pflanzensoziologische Vegetationskartierung auf ca. 400 ha Dauergrünland durchgeführt. Auf dieser Grundlage konnten die im Luftbild zu erkennenden Biotope abgegrenzt werden. Ertragsschnitte auf jeder der kartierten homogenen Teilflächen wurden im Frühjahr des gleichen Jahres durchgeführt. Sie dienten zur Abgrenzung des Ertragsniveaus einzelner Biotoptypen. Durch den Vergleich der Ertragsdaten und der Vegetationskarten mit den Luftbildern wurde die bekannte Biotopkartierung nachvollzogen und mit Ertragsdaten untermauert. Da die Eigenschaften verschiedener Vegetationstypen und Standorte sich im Luftbild als kumulative Farb- und Strukturwirkungen darstellen, eine Fläche daher niemals genau wie eine andere, gleichen Biotoptyps, auf den Betrachter wirkt, allenfalls ähnlich, konnte keine genauere Differenzierung der Biotoptypen erfolgen.
Eine digitale Aufbereitung und Auswertung der Luftbilder zeigte, daß die Textur und der Lückenanteil der Grünlandnarbe gute Kriterien sind, eine weitergehende Differenzierung von Biotoptypen vorzunehmen.
Ergebnisse und Diskussion
Die Eigenschaften verschiedener Vegetationstypen und Standorte stellen sich im Luftbild als kumulative Farb- und Strukturwirkungen dar, eine Fläche wirkt daher niemals genau wie eine andere, gleichen Charakters, auf den Betrachter. Die Luftbildkartierung nach Vegetationseinheiten kann deshalb bei ausreichender Genauigkeit nicht differenzierter sein, als dies mit der Biotoptypenkartierung bereits praktiziert wird. Zur genaueren Differenzierung sind deshalb objektive Methoden notwendig. Dabei sollten die Kriterien für den Bearbeiter am Luftbildsichtgerät wie auch für Außenstehende nachvollziehbar sein. Deutlich differenziertere Kriterien sind der Vegetations- sowie der Lückenanteil. Innerhalb des Vegetationsanteils einer Grünlandnarbe konnten wir außerdem sehr junges Gras von reiferem Gras unterscheiden sowie ältere Kraut- und Grasvegetation differenzieren. Der vegetationsfreie Teil der Grünlandoberfläche ist in sehr trockene (weiß), frische (weißlich-hellgrün) und feuchte (dunkelgrüne) bis nasse (schwärzliche) Lücken zu differenzieren. Für die Bewertung der Nutzungsintensität wurde ein System entwickelt, das auf den Erfahrungen der ersten Projektphase und den Erkenntnissen der EDV-gestützten Luftbildbearbeitung basiert. Nachfolgend beschriebene Bewertungskriterien werden dabei berücksichtigt:
Verschiedene Biotoptypen sind auf bestimmte Ertragsstufen begrenzt, so daß die Nennung des Biotoptyps bereits eine Eingrenzung bedeutet. Die Ertragsstufen der einzelnen Grünland-Biotoptypen wurden bereits in der ersten Projektphase durch Auswertung von 180 Ertragsschnitten an ausgewählten Punkten im Gelände belegt.
Nutzungsart und Intensität können anhand der Textur ebenfalls gut beschrieben werden, so daß intensiv genutzte Wiesen von ausgesprochenen Weiden unterschieden werden können: durch selektiven Verbiß bedingt weisen beweidete Grünlandflächen eine großtupfige Textur auf, während reine Wiesennutzung durch feine, gleichmäßige Textur angezeigt wird. Auch für dieses Kriterium können Ertragsabschätzungen vorgenommen werden.
Die Anteile von Lücken und Vegetation können als generelle Kriterien für den Zustand einer Grünlandnarbe erkannt werden. Die Summe dieser Anteile ergibt immer 100 %. Der Vegetationsanteil (Gras) der Fläche kann in drei aussagekräftige Stufen unterteilt werden: sehr junges Gras, reife Grasvegetation und Altgras/Kräuter. Die Lücken lassen sich in drei verschiedene, vom Wassergehalt des Bodens abhängige, Stufen gliedern: trockener, frisch-feuchter und nasser Boden.
Die Bewertung der Kriterien muß in Abhängigkeit und Kenntnis des zur Zeit des Bildflugs üblichen Vegetationsstandes im Grünland sowie der allgemeinen Wasserversorgung der Böden erfolgen. Optimaler Aufnahmetermin für die Color-Infrarot-Luftbildinterpretation ist immer die 20. Woche im Jahr, da zu diesem Zeitpunkt die erste Schnittnutzung bevorsteht und die Flächen sich noch nicht im Nutzungsrhythmus unterscheiden. Eine Bewertung der Flächen am Luftbildsichtgerät muß alle Kriterien berücksichtigen. Für die Auswertung mit EDV-gestützten Systemen genügt eine Bewertung der Flächen nach Vegetations- und Lückenanteilen, wenn nachgeprüft wird, ob einzelne Flächen zum Zeitpunkt des Bildflugs bereits genutzt waren; dann muß eine Bewertung nach Biotoptyp, Homogenität und Nutzungsart erfolgen, um z. B. den Lückenanteil oder den Anteil jungen Grases einer frisch beweideten Fläche nicht zu überwerten.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Eine kurze Beschreibung des Projekts wird im Jahresbericht 1996 der Landwirtschaftskammer Hannover (Hrsg.) erscheinen. Zum Zweck einer ausführlichen Dokumentation des Projekts wird derzeit versucht, einen Fachartikel in einer der Fachzeitschriften Zeitschrift für Kulturtechnik und Landentwicklung bzw. Natur und Landschaft zu veröffentlichen.
Fazit
Eine differenzierte Kartierung der Nutzungsintensität und der Ertragsfähigkeit von Grünlandflächen ist anhand objektiver, nachvollziehbarer Kriterien möglich.
Fördersumme
40.903,35 €
Förderzeitraum
25.02.1994 - 28.01.1997
Bundesland
Bayern
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation