Projekt 04833/01

Reaktivierung einer Wasserkraftanlage an der Werra/Thüringen

Projektdurchführung

Firma Zech von Hymmen
Gerresheimer Landstr. 63, Haus Unterbach
40699 Erkrath

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Nach Jahren der Zwischennutzung einer ehemaligen Mühle als Pumpstation der örtlichen Kaliindustrie sollte eine Wasserkraftanlage unter Berücksichtigung der aktuellen ökologischen Erkenntnisse zur Durchgänglichkeit und zur Baugestaltung wasserbaulicher Elemente reaktiviert werden.
Wann sich ortstypische Lebensgemeinschaften wieder ansiedeln, hängt stark von der Entwicklung der Wasserqualität der Werra ab, die derzeit noch hohe Salzkonzentrationen aufweist.
Mit den Maßnahmen ist aber die Basis für eine potentielle naturnahe Biotopentwicklung und die Durchgänglichkeit am Wasserkraftstandort vorab gesichert.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs gab drei Gestaltungsbereiche zur örtlichen Verbesserung der ökologischen Bedingungen:

a) Oberwassergraben
Hier wurde überalteter Baumbestand auf Stock gesetzt, gleichwohl die durchgängige Beschattung erhalten und eine gesunde Altersstruktur des Uferbewuchses erzielt.
Sedimente, die sich aufgrund des Zwischenbetriebs als Pumpstation ergeben haben, wurden von der Sohle des Oberwassergrabens beräumt, so daß der Biozönose die gewachsene Interstitial-Struktur der Talaue wieder zur Verfügung steht.

b) Aufstiegsanlage für Fische und Kleinlebewesen an Wasserkraftanlage
Die bisher für Gewässer aufgrund ihrer Höhe undurchgängliche Stauanlage wurde mit einer Aufstiegsanlage versehen. Ihre Form ergibt sich nach neueren Erkenntnissen, wie sie die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser entwickelt hat.

c) Unterwassergraben
Ein bisher zur Wasserkraftnutzung ungeeigneter, teilweise mit Betonsteinplatten im Uferbereich befestigter Graben wurde aufgeweitet und vertieft.
Die Aufweitung wurde über das hydraulisch zum Betrieb der Wasserkraftanlage erforderliche Maß hinaus vergrößert, um Raum für differenzierte Biotopstrukturen der Feucht- und Wechselwasserzonen zu schaffen.
Dies besonders auch als Gegensatz zu dem unterhalb gelegenen, im Zuge einer Gewässerbegradigung vertieften Werrabettes gegenüber der Talaue.
Nebeneffekt der Wiederinbetriebnahme der Wasserkraftanlage ist die konstante Stauhaltung am Ausleitungswehr, wodurch sich die Restwasserabgabe in die Ausleitungsstrecke vergleichmäßigt. Im Zwischenbetrieb durch die Pumpstation war diese bei niedrigem Wasserstand wegen mangelhafter Regulierung häufig trocken gefallen.
Die Maßnahmen wurden im Zuge der Baurealisation und der Inbetriebnahme der Wasserkraftanlage durchgeführt.
Zudem kann mit rd. 1,8 Mio. kWh elektrischer Energie die CO2-Emission von 1.900 t/a im Vergleich zu konventionellen Steinkohlekraftwerken vermieden werden, dies entspricht der Schadstoffsubstitution von 110 ha Mischwald.


Ergebnisse und Diskussion

Mit der Reaktivierung der Wasserkraftanlage und den oben angesprochenen Maßnahmen ist die potentielle Durchgängigkeit an der Staustufe wesentlich verbessert worden.
Dies bildet die Grundlage für die Entwicklung einer naturnahen Biozönose, wobei der Engpaßfaktor in der starken Salzfracht der Werra liegt.
Möglich ist jedoch das langfristige Abklingen dieser Salzfracht, wenn auch stets von einer dauerhaften Basisbelastung auf Grund der Grundwasserabsenkungen unter Siedlungsgebieten auszugehen ist.
Die Kostenkalkulation hat sich gegenüber der veranschlagten Größenordnung erhöht. Dieses, weil ein Neubau der Wasserkraftanlage aus baugrundtechnischen Gründen erforderlich war, anstatt der vorher angedachten Reaktivierung.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Wasserkraftanlage mit ihrem landschaftsökologischen Konzept ist den einschlägigen Fachbehörden im Rahmen der rechtlichen Bearbeitung bekannt gegeben.
Für die Wasserkraftanlage werden nach Bedarf für Fachinteressierte und die örtliche Öffentlichkeit (Schulklassen) Führungen angeboten, wie auch bereits mehrfach angenommen.


Fazit

Die Ergebnisse zeigen:
· daß die sichere Abgabe einer Restwassermenge in der Ausleitungsstrecke mit den Regulierungsvorrichtungen einer Wasserkraftanlage möglich ist.
· daß technisch zur Wasserkrafterzeugung erforderliche Bauelemente wie Oberwasser- und Unterwassergraben durchaus auch nach ökologischen Aspekten ausgeformt werden können und Funktio-nen eines naturnahen Gewässerquerschnittes mit Wechselwasserzone und Weichholzaue erfüllen können.
· daß mit der Sanierung von einer Wasserkraftanlage auch die Sicherung einer potentiellen Durchgänglichkeit für Kleinstlebewesen und Fische möglich ist.

Für zukünftige Projekte kann die Frage gestellt werden, ob nicht, wie in der hier verfolgten Art und Weise, technische Bauwerke stets auch stärker nach einem umweltpolitischen Entwicklungsziel gestaltet werden könnten.
Im Bereich des Naßabbaues von Sand und Kies, den man häufig gleichzeitig als Renaturierungschance für naturnahe Flußauen wahrnimmt, ist dies bereits wesentlich stärker Usus als bei der Umgestaltung von Wasserkraftanlagen.

Übersicht

Fördersumme

122.710,05 €

Förderzeitraum

21.11.1994 - 04.11.1999

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Klimaschutz
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik