Entwicklung umweltverträglicher Anbausysteme im Kartoffelbau unter Berücksichtigung verwertungsgerechter Nährstoffverhältnisse und der Krankheitsentwicklung
Projektdurchführung
Hanse Agrarforschung e. V.
Kirchstr. 14
24214 Gettorf
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Im Vordergrund der Untersuchungen stehen Wechselwirkungen zwischen Ernährung, Vitalität, Ertrag, Qualität der Sorten verschiedener Verwertungsrichtungen sowie der Krankheitserregerentwicklung. Gesucht werden Nährstoffverhältnisse, welche die Qualitätskriterien der Verwertungsrichtung sichern. Hierzu gehören neben dem Nitratgehalt, die Verarbeitbarkeit, Lagerfähigkeit und weitere innere Eigenschaften. Des weiteren soll die Vitalität der Einzelpflanze und damit die Toleranz gegenüber Schaderregern verbessert werden. Die Maßnahmen stehen vor dem Hintergrund, dass eine natürliche Abreife der Bestände gewährleistet ist. Eine gezielte Bekämpfung der auftretenden Schaderreger wird über die ständige Beobachtung der Schaderregerentwicklung im Bestand vorgenommen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Untersuchungen werden auf zwei Standorten (Lehm-, Sandboden mit Beregnung) mit vier Sorten unterschiedlicher Verwertungsrichtung durchgeführt. Es wird der Einfluss unterschiedlicher Nährstoffverhältnisse auf Ertrag und Qualitätskriterien geprüft. Hierbei wird neben konstanten Nährstoffverhältnissen auch eine flexible Variante getestet, die aufgrund von Pflanzenanalysen auf die wichtigsten Nährstoffe dem Versorgungszustand der Pflanzen angepasst wird. Um die zeitliche Entwicklung der Krankheitserreger in Abhängigkeit von der Vitalität der Pflanzen sowie der Witterung zu beobachten, werden wöchentlich in allen Varianten Analysen der Schaderreger durchgeführt. Aufgrund dieser Beobachtungen und der Witterung werden Bekämpfungsentscheidungen gegen die Erreger gefällt. Hierbei werden sowohl der Zeitpunkt der Bekämpfung als auch die Wahl der Wirkstoffe flexibel den Erregern angepasst. Als Vergleichsvariante werden die Bestände nach amtlichem Warndienst behandelt. Nach der Ertragsfeststellung werden folgende Qualitätsparameter untersucht: Lagerfähigkeit, Stärkegehalt, Nitratgehalt, Vitamin C - Gehalt, Rohbreiverfärbung, Schwarzfleckigkeit sowie eine Bonitur der Krankheitserreger im Lager. Im Boden wird unmittelbar nach der Ernte mittels Nmin - Analyse der Reststickstoffgehalt ermittelt.
Ergebnisse und Diskussion
Im dreijährigen Feldversuch wurde der Frage nachgegangen, welchen Einfluss variierte Nährstoffverhältnisse auf Wachstum und Ertrag sowie auf Inhaltsstoffe von Kartoffeln haben. Des weiteren wurde überprüft, inwieweit es durch eine gezielte Beobachtung der Krankheitserreger möglich ist, zu einem gegenüber der üblichen Spritzfolge reduzierten Fungizideinsatz zu gelangen. Es wurden hierzu Kartoffeln verschiedener Verwertungsrichtungen an zwei Standorten verschiedener Bodenbonität angebaut.
Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Die Jahreswitterung hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Ertragshöhe. Insbesondere war das Wasserangebot im dem jeweiligen Jahr ertragsentscheidend. Auf dem beregneten Sandstandort wurden in den drei Jahren recht einheitlich 520 dt/ha Kartoffeln geerntet. Auf dem Lehmstandort (unberegnet) schwankte der Ertrag zwischen 387 dt/ha in 1995 und 657 dt/ha in 1997.
2. Die Ertragsunterschiede zwischen den Sorten waren eher gering, wobei jeweils Agria und Solara sowie Ponto und Saturna in etwa ein Niveau realisierten.
3. Der Einfluß der Düngung war im Jahr 1997 stärker ausgeprägt als in den Vorjahren. Insbesondere auf dem Sandstandort führte die Steigerung der Düngungsintensität zu einem um ca. 160 dt/ha höheren Knollenertrag.
4. Die Stärkegehalte wurden durch Standort und Düngung beeinflusst. Auf dem Lehmstandort wurde im Vergleich zum Sand der jeweils höhere Stärkegehalt erzielt. Mit steigendem Düngungsniveau reduzierte sich der Stärkegehalt. Die Sorten Ponto und Saturna waren Agria und Solara immer überlegen.
5. Die Stärkeerträge variierten zwischen den einzelnen Versuchsjahren. 1995 und 1996 wurden auf dem Sandstandort die höheren Erträge ermittelt, während auf dem Lehmstandort im Jahr 1997 der höchste Stärkeertrag erzielt wurde. Der Einfluss der Düngung war in den ersten beiden Untersu-chungsjahren sehr schwach ausgeprägt, im Jahr 1997 konnte eine Zunahme der Stärkeerträge mit steigendem Düngungsniveau festgestellt werden.
6. Die Nitratgehalte der Knollen lagen in allen drei Untersuchungsjahren deutlich unter 100 mg/kg FM. Lediglich die Sorte Solara wies hohe Nitratgehalte auf. Der Einfluss der Düngung war zu erkennen, jedoch nur schwach ausgeprägt.
7. Die Vitamin C-Gehalte schwankten in einem weiten Rahmen. In der Tendenz nahmen die Gehalte mit steigender Düngungsintensität zu. Die Varianz zwischen den Sorten war im jeweiligen Jahr größer als jegliche andere Varianz.
8. Die Nährstoffbilanzen fielen für Stickstoff und Kalium negativ aus, d. h. es wurde jeweils erheblich weniger Nährstoff gedüngt, als durch die Bestände entzogen wurde. Für Phosphor konnten leicht positive Bilanzen nachgewiesen werden.
9. Der Einsatz der Fungizide konnte durch die gezielte Anwendung deutlich reduziert werden. Die Auswertung der Witterungsdaten gibt Hinweise darauf, dass sich die verschiedenen Krankheitserreger in ihrem Auftreten vorhersagen lassen. Dieses kann eine Basis für Bekämpfungsentscheidungen darstellen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
* Vortrag bei der Gesellschaft f. Pflanzenbauwissenschaften, 41. Jahrestagung September 1997: Einfluß differenzierter Nährstoffverhältnisse auf Ertrags- und Qualitätsparameter von Kartoffeln verschiedener Verwertungsrichtungen (K. Westrum, W. Bosse, H. Hanus)
* Tagungen des Arbeitskreises Kartoffelbau vom 22.02.1996, 07.02.1997 und 19.02.1998
* Artikel Produktionssysteme für unterschiedliche Verwertungsrichtungen Teil 1/Teil 2 in Kartoffelbau, 11 + 12/1998, TH-Mann-Verlag Bonn
* Artikel Neues zum Pflanzen und zur Düngung von Kartoffeln in Top Agrar 4/98
* Artikel Controlling im Pflanzenbau DLG-Mitteilungen Frühjahr 1997
* Artikel Aussichten für den Frühkartoffelanbau 1996 in Bauernverlag, Frühjahr 1996
Fazit
1. Ernährung
Es gibt Sortenunterschiede in der Nähstoffausnutzung. Zukünftig müssen Sorten genauer beschrieben werden, um eine gezielte Produktionstechnik anwenden zu können. Stickstoff muss an den Bedarf angepasst werden, während die Kaliumdüngung in der Regel zu gering ausfällt.
2. Krankheitsüberwachung
Durch gezielte Überwachung des Krankheitsaufkommens im Bestand sowie die konsequente Zuhilfenahme der aufgezeichneten Wetterdaten lässt sich der Fungizideinsatz deutlich reduzieren, ohne dass die Erträge sich verändern.
3. Sortenspezifische Einteilung und Ansprüche
Sorten unterscheiden sich im Wachstumsverlauf und der Ertragsbildung, so dass mit Produktionstechnik hierauf reagiert werden muss.
Fördersumme
186.359,24 €
Förderzeitraum
01.02.1995 - 06.09.2000
Bundesland
Niedersachsen
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik