Minimierung der Umweltbelastung durch optimierte Lenkung der Reststoffflüsse in der Schweißtechnik
Projektdurchführung
Universität HannoverInstitut für Werkstoffkunde
Appelstr. 11 A
30167 Hannover
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Auf dem gesamten Gebiet der Schweißtechnik - allgemein der Füge- und vor allem der Trennverfahren - fällt eine Vielzahl von Prozeßnebenprodukten an. Um Betrieben die Unsicherheiten hinsichtlich der Behandlung der Prozeßnebenprodukte und Abfälle zu nehmen, haben sich wissenschaftliche Institute mit unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten in der Schweißtechnik und Werkstoffkunde für die Durchführung dieses Verbundforschungsprojekts zusammengeschlossen. Im Rahmen dieses Verbundprojektes sollten verfahrensbezogene Umweltleitfäden zur Lenkung betrieblicher Abfallströme erstellt werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt hatte eine Laufzeit von 1.1. bis 31.12.1995. Für die Berichtslegung wurden der Koordination und der Begleitforschung eine kostenneutrale Verlängerung bis 30.4.1996 bewilligt.
Zu Beginn des Projekts erfolgte eine Vereinbarung über angemessene Wege und Verfahren der empirischen Datengewinnung. Eine erste Entscheidung lautete, daß es für einige technische Verfahren (wie z.B. Schweißen) nicht sinnvoll ist, den Versuch einer schriftlichen Erhebung durchzuführen, da die Grundgesamtheit der Anwenderbetriebe nicht bekannt und somit auch keine statistisch gesicherte Repräsentativität erzielbar ist. Andere wie die Lasermaterialbearbeitung hatten hingegen die Chance, in einem überschaubaren Teilmarkt mit Hilfe der Befragung zu repräsentativen Ergebnissen zu gelangen. Deshalb wurde die schriftliche Befragung nicht zum verpflichtenden Standardinstrument bestimmt. Für alle Teilprojekte galt, daß im Sinne eines Methoden-Mix die empirische Datengewinnung auf fünf Wegen erfolgen sollte:
· Auswertung von Fachliteratur und Sekundäranalyse vorhandener Datenbestände (Entsorger, Umweltministerien o.ä.);
· mündliche oder fernmündliche Expertengespräche;
· betriebliche Expertengespräche und Fallstudien incl. betrieblicher Datenanalyse;
· ggf. Unterstützung durch einen Fragebogen;
· evtl. zusätzliche Laboranalysen.
Ergebnisse und Diskussion
Materiales Ergebnis des Projekts ist ein Umweltleitfaden, der für alle sieben betrachteten Füge- und Trennverfahren einen schnellen Überblick zu den entstehenden Nebenprodukten und Abfällen liefert und so Betrieben Informationen für einen umweltschonenden und gesetzeskonformen Umgang damit an die Hand gibt. Die Struktur des Leitfadens ist durch einen dreiteiligen Aufbau gekennzeichnet.
Der erste Teil des Leitfadens umfaßt eine Darstellung der allgemeinen rechtlichen Situation beim Umgang mit betrieblichen Abfällen. Dies beinhaltet unter anderem eine zusammenfassende Darstellung des Abfall- bzw. Reststoffbegriffes im Abfallgesetz sowie eine kurze Erläuterung der Verwaltungsvorschriften zum Abfallgesetz, die für den speziellen Bereich der hier behandelten Trenn- und Fügeverfahren von besonderer Bedeutung sind.
Der zweite und der dritte Teil des Leitfadens umfassen die technologieorientierten Abfallschlüsselmatrizen und Abfallschlüssel- steckbriefe, die jeweils miteinander gekoppelt sind. Für jede Verfahrensgruppe innerhalb einer Fertigungstechnologie enthält der Leitfaden eine Abfallschlüsselmatrix, wobei die verschiedenen betrieblichen Stoffe gemäß den geltenden Verordnungen durch Abfallschlüsselnummern gekennzeichnet sind. Diese sind jeweils einer praxisorientierten Abfallhauptgruppe und einem Verfahrens- schritt zugeordnet. Die genaue Beschreibung und Charakterisierung der in den Reststoffmatrizen aufgeführten und durch die Abfall- schlüssel bezeichneten Abfallstoffe erfolgt in den Abfallschlüsselsteckbriefen.
Durch die detaillierte technologieorientierte Struktur des Umweltleitfadens wird der Abfallerzeuger in die Lage versetzt, konkrete Informationen zu Verwertungs- und Entsorgungsfragen schnell abrufen zu können. Gleichzeitig bietet die zusammenfassende Darstellung mehrerer Trenn- und Fügeverfahren in einem Leitfaden die Möglichkeit, sich verfahrensübergreifend über Umweltfragen zu informieren.
Als ein weiteres Ergebnis des Projektes lassen sich zwei Möglichkeiten nennen, wie die positiven Ansätze des Leitfadens bzw. die positiven Effekte der betrieblichen Abfallbilanz den Unternehmen vermittelt werden können:
1. Die Mehrzahl der im Rahmen dieses Verbundforschungsprojektes befragten kleineren und mittelständischen Abfallerzeuger sind an einer freiwilligen, allgemeinen und kostenfreien Beratung zu Möglichkeiten der Vermeidung und Verwertung von Sonderabfällen stark interessiert.
2. Derzeit werden von Beratungsunternehmen Mustererklärungen für verschiedene Branchen entwickelt, die helfen, die umwelt- relevanten Daten eines Unternehmens zu erfassen und mit Hilfe der Datenverarbeitung die Pflichtveröffentlichungen einfach zu bewältigen. Besonders für diese Dienstleister kann der erarbeitete Leitfaden ein wichtiges Werkzeug bei der Erfassung des betrieblichen Ist-Zustandes sein, der formal und inhaltlich den gesetzlichen Anforderungen entspricht.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
23.11.1995, Hannover : Vorstellung des Leitfadenentwurfes und Diskussion erster Zwischenergebnisse
mit Industrievertretern auf einem Workshop
09.05.1996, Magdeburg: Vorstellung des Umweltleitfadenkonzeptes auf der 6. Schweißtechnischen
Tagung des BV-Magdeburg (DVS) durch den Koordinator des Projektes
Fazit
Aufgrund der im Rahmen des Projekts gemachten Erfahrungen sind die Autoren zu der Einschätzung gelangt, daß lediglich diejenigen Firmen den erarbeiteten Umweltleitfaden in vollem Umfang nutzen zu können, die bereits begonnen haben, die betrieblichen Stoffströme strukturiert zu erfassen. Nur in wenigen Fällen scheinen die übrigen Unternehmen aus eigener Kraft in der Lage zu sein, die Ergebnisse dieses Projektes direkt umzusetzen und den hier erarbeiteten Leitfaden zu nutzen, um ihrer Mitteilungspflicht gegenüber den Umweltbehörden und Landesämtern nachzukommen.
Zu den Quintessenzen zählt auch eine Einschätzung der empirischen Arbeit. Es hat sich erwiesen, daß die pessimistischen Einschätzungen bezüglich Problemen bei der Informationsgewinnung richtig waren, teilweise sogar noch zu optimistisch:
· Der Betriebszugang war schwierig und häufig langwierig.
· Teilweise gab es nur eine begrenzte Offenheit bei der Weitergabe von Daten und Informationen; teilweise lagen die Daten aber auch einfach nicht vor.
· In einigen Fällen waren gravierende Unkenntnisse über Art, Menge, Risikopotential, Vorschriften, Entsorgungsmöglichkeiten etc. festzustellen.
· Zugleich gilt aber auch: Es gab häufig positiven Zuspruch bezüglich der Wichtigkeit des Projekts und geäußertem Interesse an den Ergebnissen (Umweltleitfaden).
Für die Projektgruppe gilt: Wir sind in Teilen selber überrascht über Menge und Güte des aussagefähigen Materials, das nunmehr in handlungsinstruktiver Form vorliegt.
Fördersumme
411.628,82 €
Förderzeitraum
02.09.1994 - 30.10.1996
Bundesland
Niedersachsen
Schlagwörter
Klimaschutz
Umweltforschung
Umwelttechnik