City-Logistik für die Hansestadt Rostock
Projektdurchführung
Forschungsgruppe Verkehr Rostock (FVR)
Freiligrathstr. 3
18055 Rostock
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Ziel des Modellprojektes bestand darin, Maßnahmen zu entwickeln und dann umzusetzen, mit denen die Stadtverträglichkeit des Verkehrs verbessert, die Umwelt entlastet und die innerstädtische Wirtschaft, insbesondere die klein und mittelständischen Unternehmen, gefördert werden. Den Untersuchungsgegenstand bildeten das Verkehrsaufkommen, die Quell- und Zielverkehre in der Hansestadt Rostock und der Wirtschaftsverkehr als Lebensnerv für die städtischen Funktionen wie Ver- und Entsorgung von Unternehmen, Verwaltungen und privaten Haushalten. Veranlaßt wurde das Vorhaben durch die Verkehrsentwicklung in der Hansestadt Rostock, die in den letzten Jahren einen Anstieg erfahren hat, der zu ernsthaften Störungen im Stadtbereich führte. Mit der schnellen Entwicklung im Güter- und Personenverkehr innerhalb der letzten Jahre und mit dem gleichzeitig vollzogenen überproportionalen Anstieg des Straßenverkehrs im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern, sind die kommunalen Gebietskörperschaften für Fragen des Wirtschaftsverkehrs sensibilisiert. Die Kommunen sind gefordert, Strategien und Maßnahmen für eine stadtverträgliche Gestaltung des Güter- und Wirtschaftsverkehrs zu entwickeln. Die gewollte Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen im Stadtbereich bedingt deren Mobilität im Wirtschaftsverkehr bzw. setzt diese gerade voraus. Von den Verbänden, die die im Stadtbereich angesiedelten Unternehmen vertreten, wird seit einiger Zeit mit Nachdruck gefordert, einer erkennbaren Standortverlagerung im Handel aus der Innenstadt an den Stadtrand durch kommunalpolitische Maßnahmen entgegenzuwirken. Eine Voraussetzung für den Erfolg des Projektes wurde darin gesehen, Speditionen und Transportunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen, die unmittelbar in ihrem Unternehmenskonzept von der örtlichen Verkehrspolitik abhängig sind, direkt in die Projektarbeit einzubeziehen. Die Einbeziehung umweltschonender Verkehrsträger stellt die neue Qualität im Wirtschaftsverkehr dar.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Arbeitsprogramm für das Projekt City-Logistik-Rostock umfaßte folgende Arbeitsschritte, die sachlich und zeitlich ineinander greifen:
1. Vorbereitung und Abstimmung
2. Problemanalyse und Mängelfeststellung
3. Entwicklung eines Zielkonzeptes
4. Systemlösungen und Bewertungen
5. Maßnahmekonzept und Handlungsrahmen
Zur rationellen Projektbearbeitung wurde der städtische Untersuchungsraum im Hinblick auf Einwohnerdichte und Handelsbesatz strukturiert. Die mit der Problemanalyse offensichtlichen Mängel wurden gemeinsam mit den Vertretern der Kommune und der Interessenverbände nicht nur festgestellt, sondern es wurde auch die Machbarkeit einer Beseitigung mit ihren Folgen und Nebenwirkungen erörtert, um daraus das Zielkonzept für die Lösung der Probleme abzuleiten. Das abgestimmte Zielkonzept gab dem Bearbeitungsteam die Orientierung für die Bildung der Lösungsvarianten und deren Bewertung sowie die Aufstellung der erneut abzustimmenden Maßnahmepläne. Das im Ergebnis der Projektarbeit vorge-schlagene City-Logistik-Konzept wurde mit dem Ausgangszustand verglichen und hinsichtlich seiner Umwelt- bzw. Stadtverträglichkeit sowie seiner Wirtschaftseffekte für das städtische Gemeinwesen bewertet.
Ergebnisse und Diskussion
Ausgangspunkt der entwickelten Systemlösung bildet das nach einem Bewertungsmodus ausgewählte Modell Innerstädtisches Güternahverkehrssystem unter Nutzung von City-Terminals in Form eines Entwicklungs- und Betriebskonzeptes. Dieses sieht vor, im wesentlichen nur noch größere Liefermengen in die Stadt zu führen. Kleinere Sendungsmengen werden über ein Distributionssystem geliefert bzw. abgeholt, das in enger Verknüpfung mit den Schnittstellen zum Fernverkehr steht. Dabei wurde aufgrund der regionalen Gegebenheiten für die Hansestadt Rostock empfohlen, den Straßengüterfernverkehr in die Stadt durch ein leistungsfähiges und flexibles innerstädtisches Gütertransportsystem zu ersetzen, welches besonders belastete Gebiete im Stadtraum bedient. Mit der Entwicklung eines Systems von kleinräumigen stadtnahen bzw. innerstädtischen Güterzentren, die ringförmig um die Innenstadt anzu-siedeln sind, besteht die Möglichkeit, Güterströme aus dem Fern- und Nahverkehr über wenige Zugänge in die Stadt zu führen. Desweiteren sollte die Paarigkeit der Güterströme im innerstädtischen Verkehr erhöht werden, um Leerfahrten einzuschränken. Die Zugänglichkeit der einzelnen Stadtzonen für Nfz kann durch ein System von ineinandergreifenden Nutzervorteilen und Nutzungsbeschränkungen reguliert und an spezifische Bedingungen, wie z.B. die Stadtverträglichkeit der Nfz gekoppelt werden.
Das Gesamtkonzept ist aus verschiedenen Gründen nicht komplett einführbar, sondern über verschiedene Phasen. Die auch als Einstiegsphase zu bezeichnende Phase 1 des Modellvorhabens legt den Grundstein für den langfristigen Erfolg des Projektes.
Phase 1:
Nachweis der technischen und betrieblichen Machbarkeit einer Warendistribution über die empfohlenen City-Terminal-Standorte bei Berücksichtigung des Güteraufkommens in den definierten Einzugsbereichen. Alle am Warentransport Beteiligten sind bezüglich der Problematik eines Güterverkehrssystems zu sensibilisieren. In dieser Phase ist die finanzielle Förderung unbedingt abzusichern.
1. Etappe: Gründung der City-Logistik-Gesellschaft, Bildung des Beirates, Validierung des Konzeptes, Investitionsbestimmung, Finanzierungskonzept
2. Etappe: Bildung der Betreibergesellschaft für Terminal und Fahrzeuge
3. Etappe: Umsetzung des Konzeptes für Marketing und Akquisition in abgestimmter Weise
4. Etappe: Eröffnung
Phase 2:
Erhärtung des Wirtschaftlichkeitsnachweises und Sicherung einer weiteren Finanzierung. Neben der Distribution der Güter von Mitgliedern der City-Logistik-Gesellschaft sind zusätzliche logistische Dienst-leistungen in das Angebotsspektrum aufzunehmen.
Phase 3:
Überführung des Modellprojektes in die Marktwirtschaft auf Grundlage einer nachgewiesenen Wirtschaftlichkeit und des Nutzens für alle Beteiligten. Das Projekt City-Logistik-Rostock wird erst unter Berücksichtigung einer langfristigen Entwicklung seine Wirtschaftlichkeit nachweisen können. Erst nach Einbezug eines Prognosezeitraumes von 5 Jahren wird eine objektive Beurteilung möglich sein.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Mit dem Beginn des Projektes City-Logistik für die Hansestadt Rostock im Juli 1994 erfolgten Abstimmungen, Problemanalysen, Mängelfeststellungen sowie Beratungen über Lösungsansätze und Vorschläge mit Interessenvertretern der Wirtschaft und Vertretern der entsprechenden Ämter der Stadtverwaltung. Desweiteren wurde in öffentlichen Veranstaltungen über das Projekt City-Logistik-Rostock berichtet. Alle Arbeitsschritte, von der Bestandsaufnahme bis zum Handlungskonzept wurden in Thesen, Tischvorlagen, Zwischenberichten und einem Abschlußbericht den beteiligten Mitgliedern der Arbeitsgruppen und Gesprächsrunden zugestellt. Die Ergebnisse und Vorschläge sind für die weitere Umsetzung und Realisierung von logistischen Lösungen in einem Umsetzungskonzept dargelegt und im Juni 1996 den betreffenden Spediteuren, Interessengruppen des Handels und der Stadtverwaltung übergeben worden. Während der Projektbearbeitung gab es durch unsere Öffentlichkeitsarbeit zahlreiche Anfragen aus anderen Städten und Institutionen, die zu Kontaktgesprächen und Materialaustausch führten. Damit konnte auch den Zielen des Modellvorhabens entsprochen werden. In der regelmäßig tagenden projektbegleitenden Arbeitsgruppe waren Vertreter öffentlicher Belange und verschiedener Interessenverbände anwesend, wie Senat der Hansestadt, IHK, Handwerkskammer, Spediteure, Projektgesellschaft GVZ, ÖPNV-Unternehmen, Einzelhandels- und Unternehmerverband. Informationen zur City-Logistik-Rostock wurden auf Anforderungen Ingenieurbüros, Interessenverbänden, Unternehmen, Bildungseinrichtungen (z.B. Zentrum für Innovative Verkehrslösungen Berlin und Hamburg, Verkehrs- und LogistikConsult GmbH Halle, Uni Rostock, Arbeitsgemeinschaft PIW-Progress-Institut für Wirtschaftsförderung, BÜSTRO-Büro für Strukturforschung Rostock GmbH, BVL Bundesvereinigung Logistik e. V., DGfL Deutsche Gesellschaft Logistik e. V., Emch+Berger GmbH Bern, Hatzfeld-Junker Stadtforschung/Stadtplanung Dortmund, IVU Berlin, Preußag AG Hannover, Seehafen Rostock, Stadt Frankfurt-Oder, Stadt Halle, Stadt Leipzig, Stadt Mainz, Uni Stuttgart) übergeben. Neben den Veranstaltungen zum Projekt City-Logistik-Rostock fand im April 1996 eine Podiumsdiskussion der Deutschen Gesellschaft für Logistik e. V., DGfL, zum Thema City-Logistik - Im Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie statt. Auf dieser wurde das Projekt City-Logistik-Rostock vorgestellt und die Aspekte der Notwendigkeit gerade in den neuen Bundesländern und die Möglichkeiten zur Gestaltung einer funktionierenden City-Logistik dargelegt.
Fazit
Der Hansestadt wurde ein ganzheitlicher, logistischer Handlungsrahmen mit Empfehlungen für ein ordnungspolitisches Instrumentarium zur umweltverträglichen Förderung des Wirtschaftsverkehrs übergeben. Die Interessenverbände des Wirtschaftsverkehrs und des Handels wurden mit der Umsetzung des Projekts City-Logistk-Rostock vertraut gemacht. Die Effekte zur Verbesserung der Lieferfähigkeit bei Gewerbe und Einzelhandel und zur Kostensenkung im Liefer- und Versorgungsverkehr wurden nachgewiesen. Der Verband der Spediteure und die Stadtverwaltung wollen sukzessive die Umsetzung des erarbeiteten Konzepts durchführen.
Fördersumme
268.044,77 €
Förderzeitraum
16.05.1994 - 08.11.1996
Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern
Schlagwörter
Klimaschutz
Umweltforschung
Umwelttechnik