Gestaltung eines eigenständigen, umweltgerechten Tourismus in der Region Rheinsberg – Zechlin, ausgehend von der Entwicklung des Ortes Rheinsberg zur Brundtland-Stadt
Projektdurchführung
Stadt Rheinsberg
Seestr. 21 a
16831 Rheinsberg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Vielfältige Aktivitäten innerhalb der 16 Gemeinden des Amtes Rheinsberg bestimmen derzeit die touristische Entwicklung. Häufig sind diese offensichtlich nicht aufeinander abgestimmt, von gemeindlichem Konkurrenzdenken bestimmt oder in ihren Wirkungen für eine gemeinsame touristische Zukunft kontra-produktiv.
Durch eine Touristenkonzeption sollen diese Einzelaktivitäten gebündelt, verstärkt und auf ein gemeinsames touristisches Entwicklungsbild konzentriert werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Büro für Tourismus- und Erholungsplanung (BTE) wurde vom Amt Rheinsberg beauftragt, auf der Grundlage einer dreimonatigen Vorerkundung im Sommer 1993 eine Tourismuskonzeption für die Rheinsberger Region zu erarbeiten.
Im Bearbeitungszentrum von Januar bis Oktober 1994 wurden in Abstimmung mit den Gemeinden und Akteuren des regionalen Fremdenverkehrs Entwicklungsmöglichkeiten für einen umweltschonenden und regional angepaßten Tourismus erarbeitet.
Im Rahmen der Voruntersuchung (BTE et.al. 1993) zur vorliegenden Tourismuskonzeption wurden problemorientiert die touristischen Entwicklungspotentiale und Engpaßfaktoren aufgearbeitet. Dabei wurden folgende Arbeitsschritte vorgenommen:
· Auswertung der zur Verfügung stehenden Gutachten und Strukturdaten für die Region sowie Durchführung einer Stärken/Schwächen-Analyse auf der Grundlage einer zielgerichteten Bestandserhebung;
· Expertengespräche mit Vertretern des DeHoGa, örtlicher Vereine, touristischer Anbieter, des Fremdenverkehrsvereins, der Verwaltung und des Naturschutzes;
· Befragung von Urlaubern im Hinblick auf besondere Qualitäten und Defizite im touristischen Angebot der Region.
Nach Klärung der Weiterfinanzierung konnte im Januar 1994 mit der Bearbeitung der eigentlichen Tourismuskonzeption begonnen werden.
Die Vorgehensweise und Maßnahmenvorschläge der Tourismuskonzeption wurden von Anfang an mit Akteuren vor Ort diskutiert und abgestimmt. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe mit den regionalen Akteuren
gegründet, die den Erarbeitungsprozeß begleiten und unterstützen sollte. Zu dieser AG Fremdenverkehr eingeladen und über die Konzeption informiert wurden Vertreter der Gemeinden, der Verwaltung, Vereine aus den Bereichen Fremdenverkehr, Naturschutz, Wirtschaft und Kultur sowie touristische Leistungsträger.
Ergebnisse und Diskussion
Für die weitere Planung und Entwicklung des regionalen Fremdenverkehrs ist es notwendig, eine Strategie zu entwickeln, die das Ziel der Schaffung eines qualitativen Tourismus unterstützt und nicht durch kontraproduktive Entscheidungen gefährdet. Grundsätzliche Entscheidungskriterien sind:
· Qualität vor Quantität
· Langsames Wachstum
· Ausbalanciertes Wachstum
Im Fremdenverkehrsmanagement kommen unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten in Frage, die entsprechend Ihrer Eignung miteinander zu kombinieren sind. In der folgenden Tabelle wird dieser Instrumenten-Mix skizziert:
Instrumente des umweltverträglichen Fremdenverkehrsmanagements
Maßnahmen auf der Angebotsseite
- Vergrößerung bzw. Verringerung der Kapazitäten (Unterkünfte, Parkplätze, etc.);
- Erhöhung des Nutzungsgrades (klare Informationen und Ausweisung von Wegen, etc.);
- Schutz ökologisch sensibler Bereiche (Zonierung mit zeitweiligen oder nutzungsspezifischer Sperrungen bzw. Schaffung von attraktiven Alternativ-Angeboten);
- Ausbildung und Schulung von Personal.
Maßnahmen auf der Nachfrageseite
- Anpassung an bestehende Kapazitäten (Zugangsbeschränkungen, Gebühren, geführte Touren etc.).
Beeinflussung des Besucherverhaltens
- Förderung der Nebensaison;
- Maßnahmen zur räumlichen Entflechtung;
- Förderung verträglicher Zielgruppen durch gezieltes Marketing;
- Information, Ausklärung (Umwelttips, Leitsysteme, etc.);
- Kontrolle der Schutzmaßnahmen (durch geschulte ABM-Kräfte, Förster, Zeltplatzwarte, Betreiber von Reiterhöfen, etc.).
Maßnahmen der Kompensation
- Ggf. Entschädigung (touristischer) Betriebe oder Gemeinden, die nicht vom Fremdenverkehr durch Unterkünfte, etc. profitieren, stattdessen ihr natürliches Potential an Landschaft und Natur bereitstellen.
Fazit
Die touristische Tragfähigkeit läßt sich über genaue Zahlen kaum quantifizieren, da vor allem die zeitlichen (z. B. Ausflugsverkehr) und räumlichen Konzentrationen (an touristischen Schwerpunkten) stark variieren. Auch kann die Art der touristischen Nutzung in ihren Auswirkungen sehr unterschiedlich sein. Ein Badegast ist weniger problematisch anzusehen als beispielsweise ein Motorbootfahrer. Es gibt auch die Möglichkeiten, bestimmte Nutzungen verträglicher zu gestalten: Beispielsweise die Verwendung von solarbetriebenen Booten in Kombination mit einem optimierten Schiffskörper anstelle von Motorbooten. Realistischer und sinnvoller ist es daher, nicht eine bestimmte Anzahl von Gästen zu kalkulieren, sondern die Art und Weise von Aktivitäten zu bestimmen, die mit den regionalen Gegebenheiten vereinbar sind. Gefordert ist also ein Fremdenverkehrsmanagement, das heißt, der Umgang mit bestimmten Freizeit-nutzungen sowie die Abstimmung der Nutzungen untereinander.
Fördersumme
73.613,76 €
Förderzeitraum
10.05.1993 - 15.05.1997
Bundesland
Brandenburg
Schlagwörter