Modelluntersuchungen zur Gestaltung von Bergbaufolgelandschaften auf der Basis spontaner und gelenkter Sukzessionen unter Berücksichtigung von Aspekten des Naturschutzes am Beispiel des Braunkohlentagebaus Goitzsche
Projektdurchführung
ÖKOplan GmbH
Trendelenburgstr. 16
04289 Leipzig
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Nach 1990 wurden in den östlichen Bundesländern 27 der 39 aktiven Braunkohlentagebaue eingestellt. Von der in den vergangenen Jahrzehnten bergbaulich genutzten Fläche von ca. 800 km² war bis 1995 lediglich etwa die Hälfte saniert worden. Auf großen Teilen der nicht sanierten Flächen waren durch Spontansukzession Ersatzlebensraum und Rückzugsgebiete für hochgradig gefährdete Arten und Lebensgemeinschaften entstanden. Die Bedeutung dieser Flächen für den Naturschutz wurde nach der abrupten Stillegung der Tagebaue zunächst nicht erkannt, folglich konnten die Potentiale der Bergbaufolgelandschaft (BFL) für den Naturschutz auch bei der Planung für die Sanierung und Wiedernutzbarmachung nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Das Vorhaben sollte dazu beitragen, die Bedeutung der Potentiale der BFL für den Naturschutz aufzuzeigen und methodisches Rüstzeug für die Erfassung und Bewertung sowie Handlungsanleitungen für die weitere Planung, Sanierung und Nachnutzung der BFL unter Berücksichtigung dieser Potentiale zu liefern.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt wurde in folgenden Arbeitsschritten erarbeitet:
- Erarbeitung eines an die Bergbaufolgelandschaft (BFL) Goitzsche angepaßten Kartierschlüssels,
- Charakterisierung und Bewertung der BFL Goitzsche über Biotoptypen und Vegetation,
- Klären der Zusammenhänge zwischen Substratausprägung und Vegetationsausprägung,
- Charakterisierung und Bewertung der BFL Goitzsche über die Erfassung ausgewählter Tierartengruppen, Darstellung von Beziehungen zur Ausprägung von Struktur- und Biotoptypen,
- Analyse von Sukzessionsabläufen in Abhängigkeit von Standortparametern, Ableitung von Entwicklungsprognosen,
- Initiierung einer naturnahen Vegetationsentwicklung auf verschiedenen Böschungsstandorten,
- Ableitung allgemeiner Zielvorgaben und Handlungsanweisungen für die Planung.
Ergebnisse und Diskussion
Die Anforderungen, die an die Sanierung der Bergbaufolgelandschaft gestellt werden, sind vielfältig. Dabei ist zu berücksichtigen, daß bei der Umsetzung jeglicher Anforderung die Einhaltung der Grundsätze zur Erhaltung und Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts gewährleistet sein muß.
Leitziel einer jeden Entwicklung der Bergbaufolgelandschaft muß es sein, die ihr innewohnenden Potentiale so zu erhalten bzw. zu entwickeln, daß die Bergbaufolgelandschaft den ihrem großen Leistungsvermögen entsprechenden Beitrag zur Entwicklung des Naturhaushalts langfristig und ohne Einschränkungen auch erbringen kann.
Zur Umsetzung dieses Leitziels ist es erforderlich, daß die Belange von Natur und Landschaft beim weiteren Umgang mit der Bergbaufolgelandschaft vorrangig berücksichtigt werden; die Praxis, der Entwicklung von Natur und Landschaft lediglich anteilige Restflächen zuzuweisen und den überwiegenden Flächenanteil hinsichtlich Art und Intensität der Nutzung in die umgebende - zumeist intensiv genutzte - Kulturlandschaft einzugliedern, gibt die in der Kulturlandschaft seltenen Entwicklungspotentiale der Bergbaufolgelandschaft in großem Umfang preis.
Dabei sind grundlegende, sich ergänzende Strategien zu verfolgen:
- Erhaltung des aktuell vorhandenen Bestandes, wenn vorhandene Zustände, Ausprägungen, Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten oder Lebensgemeinschaften eine sehr hohe Bedeutung aufweisen und durch anthropogene Veränderungen gefährdet sind
- Erhaltung von wertgebenden Merkmalen, wenn sich vorhandene Potentiale erst nach Eintreten sanierungsbedingter Parameter (z. B. Grundwasserstand) entwickeln lassen
- Entwicklung von Potentialen durch gezielte Veränderung des Bestandes, wenn durch gezielte, Veränderung vorhandener Zustände, Ausprägungen oder Entwicklungspotentiale eine deutlich höhere Bedeutung für Natur und Landschaft erreicht werden kann.
Die mit dem Vorhaben erarbeiteten Empfehlungen und Handlungsanleitungen sind geeignet, im Rahmen der noch zu leistenden umfangreichen Sanierungsarbeiten eine bessere Berücksichtigung von Belangen des Naturschutzes zu erreichen. Voraussetzung ist allerdings, daß sich der Sanierungsträger in erheblich größerem Umfang als bisher üblich auf allen Ebenen der Planung und auch bei der Ausführung von Sanierungsarbeiten auf die Erfordernisse des Naturschutzes einstellt, die gezielte Nutzung von Sukzessionsabläufen ist dabei - auch unter Kostengesichtspunkten - ein sehr wesentlicher Ansatz.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Vorhaben wurde begleitet durch verschiedene Veröffentlichungen und Fachvorträge zu Zwischenergebnissen. Weiterhin wurden Schwerpunkte des Projektes durch Studien- und Diplomarbeiten vertieft.
Fazit
Mit dem Vorhaben konnten die Defizite der Kenntnis über die Besiedlung der Bergbaufolgelandschaft durch Fauna und Flora erheblich verringert werden. Weiterhin konnten grundlegende Zusammenhänge zwischen Substratausprägung und Besiedlungspotential durch Vegetation und ebenso zwischen Struktur- und Biotoptypenausprägungen und faunistischer Besiedelung in Bergbaufolgelandschaften geklärt werden. Auf dieser Grundlage konnte eine auf die besonderen Bedingungen der Bergbaufolgelandschaft angepaßte detaillierte Bewertung vorgenommen werden. Die aufgrund der erhobenen Daten (Biotoptypen, Vegetation, Fauna, Substrat) nachgewiesene überregionale Bedeutung großer Teile der Bergbaufolgelandschaft Goitzsche für Naturschutz und Landschaftspflege wird durch weitere, der Bergbaufolgelandschaft immanente Merkmale, wie Großräumigkeit, geringe Nutzungsintensität, geringer Zerschneidungsgrad, Nährstoffarmut, Substratheterogenität und insgesamt hohe Entwicklungsdynamik weiter gesteigert. Bei vergleichbarer Entwicklung ist von einer vergleichbar hohen Bedeutung der Bergbaufolgelandschaft auch anderer Tagebauregionen für Naturschutz und Landschaftspflege auszugehen. Diese können durch gezielte Maßnahmen erhalten und entwickelt werden.
Fördersumme
333.867,46 €
Förderzeitraum
01.01.1994 - 24.10.2000
Bundesland
Sachsen-Anhalt
Schlagwörter
Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik