Projekt 03080/01

Untersuchungen und Entwicklung von mechanischen Pflegesystemen im Kartoffelbau zur herbizidfreien Unkrautregulierung unter Berücksichtigung pflanzenbaulicher und qualitätsbeeinflussender Aspekte

Projektdurchführung

Kuratorium für Technik und Bauwesen in derLandwirtschaft (KTBL) e. V.Versuchsstation Dethlingen
Dethlingen 14
29633 Munster

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Anbau von Kartoffeln in Dämmen bietet gute Voraussetzungen für eine herbizidfreie Unkrautregulierung. Ziel der praxisorientierten Untersuchungen war es, vier Geräte zur mechanischen Kartoffelpflege hinsichtlich ihrer Arbeitsweise und Auswirkung auf den Ertrag und die Unkrautkontrolle im Vergleich zum kombinierten Einsatz von Pflegegerät und Herbizid zu beurteilen. Weiterhin wurden neben qualitätsbestimmenden Knolleninhaltsstoffen auch der Einfluß der Geräte auf die Stickstoffmineralisation im Boden untersucht.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBei der Versuchsanstellung wurden in beiden Versuchsjahren die Parameter Standort, Sorte und Pflanzgutvorbereitung sowie die Pflegeverfahren bzw. -geräte variiert. In den Versuchsjahren 1994 und 1995 wurden auf dem Standort Dethlingen (25 BP) in den Sorten Hansa (keimgestimmt bzw. vorgekeimt) und Solara (keimgestimmt) sowie auf dem Standort Holthusen (50 BP) in den Sorten Cilena (keimgestimmt) und Hela (keimgestimmt) Versuche zur Unkrautregulierung mit ausschließlich mechanischen Pflegesystemen durchgeführt. Auf beiden Standorten bildeten bei jeder Sorte und Pflanzgutvorbereitung das betriebsübliche mechanisch-chemische Pflegeverfahren sowie eine Nullparzelle ohne chemische oder mechanische Unkrautregulierung die Referenzglieder. Es kamen die mechanischen Pflegegeräte Häufler-Netzeggenkombination, Häuflerkombination, Sternhackgerät sowie Dammformblechgerät mit Winkelscharen zum Einsatz.
Bei den Versuchen stand die grundlegende Frage im Vordergrund, ob die ausschließlich mechanischen Pflegemaßnahmen eine Alternative zum mechanisch-chemischen Pflegesystem darstellen. Dazu wurden in allen Varianten die folgenden Parameter untersucht: Bestandesentwicklung; Dammaufbau; Unkrautbesatz und -entwicklung; Mineralisationsvermögen der Böden; Nitratgehalt der Pflanzen während der Vegetation; Bodenverdichtung in den Schlepperspuren; Ertrag und Sortierung des Erntegutes; Inhaltsstoffe der Knollen; Losschaligkeit, Beschädigungsempfindlichkeit und Neigung zur Schwarzfleckigkeit der Kartoffeln; Lagerungseignung; Verfahrenskosten und Deckungsbeiträge.


Ergebnisse und Diskussion

Die mechanischen Verfahren erzielten in beiden Versuchsjahren ein tendenziell geringeres Ertragsniveau (87-97 %) als die mechanisch-chemischen Referenzglieder. Als Ursachen für die Ertragsminderungen der Versuchsjahre 1994 und 1995 können Unkrautkonkurrenz und Wurzelbeschädigungen angeführt werden. Die Höhe des zu erwartenden Ertragsausfalls ist vom standortbezogenen Ertragsniveau und von der Wasserversorgung abhängig.
Die ausschließlich mechanischen Verfahren erzielten im Vergleich zur konventionellen mechanisch-chemischen Unkrautbekämpfung einen geringeren Unkrautbekämpfungserfolg. Dieser wird besonders von einer termingerechten mechanischen Unkrautbekämpfung beeinflußt. Das Schadschwellenkonzept (5 dikotyle Pflanzen / m2) der Unkrautbekämpfung mit Herbiziden kann nicht auf die mechanische Unkrautbekämpfung übertragen werden, da sich nur ein relativ guter Bekämpfungserfolg gegen Samenunkräuter einstellt, wenn sie bereits zwischen Keimung und Keimblattstadium bekämpft werden.
Die Ertragsminderungen entstanden nicht aufgrund der Verdichtung des Wurzelraumes durch die Vielzahl der mechanischen Pflegemaßnahmen. Die Ertragserhebungen der Variante Fahrspur in den mechanisch-chemischen Parzellen auf beiden Standorten zeigten, daß durch das Befahren mit dem Schlepper nur geringe Ertragsgrückgänge zu verzeichnen waren. Die Untersuchungen zur N-Mineralisierung und -mobilität der Böden ergaben auf dem Lehmstandort Holthusen, daß die Mineralisation in den mechanisch-chemischen Varianten vergleichsweise hohe Werte gegenüber allen anderen Varianten aufwies. In Dethlingen konnten diese Unterschiede zwischen den Verfahren nicht festgestellt werden. Die Ergebnisse der N-Mineralisation waren in den beiden Versuchsjahren witterungsbedingt sehr unterschiedlich.
Die Analyse der Knolleninhaltsstoffe, d. h. Nitrat-, Vitamin C-, Trockensubstanz- und Stärkegehalt, ergab nur geringe Unterschiede zwischen den mechanischen und dem mechanisch-chemischen Verfahren. Die Knollen der mechanischen Varianten zeigten bei den Tests zur Beschädigungsempfindlichkeit höhere Beschädigungsraten als die Referenzparzellen der mechanisch-chemischen Pflege.
Die betriebswirtschaftliche Analyse zeigt deutlich, daß die mechanisch gepflegten Varianten durch das geringere Ertragsniveau in der Wettbewerbsfähigkeit eingeschränkt sind. Auf besserem Boden müssen höhere Einbußen hingenommen werden als auf dem leichteren Standort.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Artikel:
Wesenberg, M. und B. Wulf: Mechanische Unkrautregulierung. Kartoffelbau 46 (1995), H. 3, S. 100-103
Wesenberg, M. und B. Wulf: Mechanische Unkrautregulierung. Kartoffelbau 47 (1996), H. 4, S. 116-119
Wulf, B. : Veröffentlichungen in div. Wochenblättern

Vorträge:
Wulf, B. : Preis-Leistungs-Verhältnis moderner Verfahrenstechnik in der mechanischen Unkrautbekämpfung. Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe, Kreisstelle Borken, 15. Febr. 1996, Reken
Wesenberg, M. : Mechanische Pflegeverfahren bei Kartoffeln. Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft e. V., Arbeitskreis Integrierter Pflanzenschutz, Arbeitsgruppe Kartoffeln, 6. März 1996, Braunschweig


Fazit

Die Untersuchungsergebnisse belegen, daß die ausschließliche mechanische Kartoffelpflege aus pflanzenbaulicher Sicht eine Alternative zum herkömmlichen mechanisch-chemischen Verfahren darstellen kann. Termingerechte Pflegemaßnahmen bei günstigen Boden- und Witterungsverhältnissen verbessern den Bekämpfungserfolg.

Die betriebswirtschaftliche Beurteilung zeigt, daß auf leichteren Standorten durch die relativ geringen Ertragsminderungen die mechanische Kartoffelpflege auch ökonomisch eine Alternative darstellt, auf besseren Böden muß dagegen der finanzielle Verlust durch direkte Zuwendungen an die Landwirtschaft oder durch höhere Erzeugerpreise der herbizidfrei erzeugten Ware ausgeglichen werden.

Übersicht

Fördersumme

95.376,39 €

Förderzeitraum

01.02.1994 - 31.01.1996

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung