Herrichtung eines Besucherbergwerkes für eine Ausstellung zur Umweltgeschichte des Bergbaus durch die Beseitigung von Umweltschäden
Projektdurchführung
Museum Industriekultur Osnabrück gGmbH
Süberweg 50 A
49090 Osnabrück
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Durch Eindringen von Schlammassen waren der historische Hasestollen und Teile des Haseschachtes am Piesberg seit einigen Jahrzehnten nicht mehr begehbar. Die zur ehemaligen Zeche Piesberg gehörenden Grubenbauten sollten vom Schlamm befreit - aufgewältigt- und somit wieder begehbar gemacht werden. Bei der Zeche handelte es sich um das nördlichste Steinkohlenbergwerk Deutschlands, sämtliche Bauten der Zeche stehen unter Denkmalschutz. Ziel des Projektes ist die Herrichtung des Stollens als begehbares Exponat mit einer Ausstellungssequenz, die die Umweltgeschichte der Zeche, insbesondere die Grubenwasserproblematik und die daraus resultierende Verschmutzung des Haseflusses zum Gegenstand hat.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Aufwältigung des Stollens erfolgte vom Stollenmundloch aus bis zu einen Bruchbereich, der 122 m nach dem Mundloch gefallen war. Der Abtransport des Schlammes erfolgte durch ein Ladefahrzeug. Der gefallene Bruch wurde von über Tage beseitigt, der Stollen in diesem Bereich in seiner alten Form wieder hergestellt und von außen mit einer Betonabdeckung versehen. Aufgrund der nach dem Bruch immer feuchter werdenden Schlammassen musste die Förderung eingestellt werden. Pumpversuche schlugen fehl, so dass die Aufwältigung vom Haseschacht aus fortgesetzt werden musste. Durch den Einsatz eines kleineren Ladegerätes konnte am Füllort des Schachtes ein erster Ansatzpunkt hergestellt werden, von hier aus kam wiederum ein größeres Ladegerät zum Einsatz. Um ein Nachdrücken des an-stehenden Schlammes zu verhindern, erfolgte der Bau eines Sicherheitsdammes, der diesen Abschnitt des Grubenbaues gegen das Eindringen von Wasser- und Schlammassen aus den nördlichen Bereichen des Piesberges zu schützen hat. Die Aufwältigung des Stollens wurde nach dieser Maßnahme fortgesetzt. Unebenheiten und größere Vertiefungen in der Stollensohle erforderten permanent ein Auffüllen mit von über Tage eingebrachten Wasserbausteinen. Zum Abschluss erhielt der Schacht auf dem Ni-veau des Hasestollens eine Betonabdeckung mitsamt Unterfahrt für die Fahrstuhlanlage.
Ergebnisse und Diskussion
Angesichts erster Überlegungen und der Einschätzung von Fachleuten, die davon ausgingen, den Hasestollen auf aufwendige Art und Weise von Über-Tage aus insgesamt zu sichern, z.B. Injizieren von Beton oder Kunststoff, um die geringe Überdeckung zu verstärken, hat sich trotz erheblicher Schwierigkeiten das gewählte Verfahren bewährt. Die weitaus höher veranschlagten Kosten konnten somit vermieden werden. Der Stollen hat sich bislang als standsicher erwiesen, ein Standsicherheitsgutachten muss noch erstellt werden. Festzuhalten ist an dieser Stelle, dass es womöglich zu der Realisierung dieses Projektes aufgrund zu hoher Kosten nicht gekommen wäre, wenn man eines der von den Experten vorgeschlagenen Verfahren gewählt hätte.
Die Grundvoraussetzung, dass der vorgefundene Zustand des Stollens nur bedingt Voraussagen in technischer und organisatorischer Hinsicht zuließ, brachte es mit sich, dass auf Hindernisse und Störungen nur jeweils unmittelbar vor Ort reagiert werden konnte. Mögliche Änderung des Verfahrens wurden immer wieder diskutiert und - sofern praktikabel - auch vorgenommen. Zu konstatieren ist allerdings, dass das für Bergleute ungewöhnliche Material den Rückgriff auf bekannte Techniken nur zum Teil zuließ. Hinzugezogene Fachleute der Preussag/Ibbenbüren konnten das bestätigen. Schließlich ist dem Museum aufgrund der beobachteten Verfahren und entsprechender Bedingungen auf unkomplizierte Weise gelungen, einen Teilbereich des Unter-Tage-Bereiches selbst aufzuwältigen, der aus Kostengründen vorerst nicht aufgewältigt werden sollte.
Für die geförderte Maßnahme, bei der es sich um die Vorbereitung für die Herrichtung eines Besucher-Bergwerkes für eine Ausstellung zur Umweltgeschichte des Bergbaus handelt, stellt sich dieser Schritt nun allerdings als außerordentlich vorteilhaft heraus. Die freigelegte Wassersaige dokumentiert eindringlich die Probleme der Zeche mit den überaus großen und zudem belasteten Grubenwassern. Die Was-sersaige wurde nachträglich angelegt um die Wassermassen bewältigen zu können. In dem dort entdeckten Absetzbecken sind Spuren des eisenoxydhaltigen Wassers und Ocker - Ablagerungen zu finden. Eine Verbindung mit der historischen Wasserhaltungsanlage, deren Ausguss in eben diese Wassersaige erfolgte, ist gegeben. Zudem bietet dieser Stollenabschnitt als begehbares Exponat, seitlich des Hauptstollens, ideale Möglichkeiten das Thema auf vielfältige Weise darzustellen. Neben der im Hauptstollen integrierten Klanginstallation, die eine kleine akustische Geschichte des Bergbaus inszeniert, bieten sich hier die Möglichkeit einer weiteren medialen Umsetzung des Themas.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Maßnahme ist kontinuierlich von der Lokalpresse begleitet worden und fand eine entsprechende Resonanz in der Bevölkerung. Mehrfach wurde im Hörfunk (Norddeutschland) berichtet, das Fernsehen brachte zwei Beiträge ,davon einen Beitrag in der NDR-Sendung DAS von sieben Minuten.
Fazit
Trotz erheblicher Schwierigkeiten konnte das Projekt der Antragstellung gemäß abgeschlossen werden. Die spezielle Situation ließ gezielte Planungsvorläufe nur bedingt zu. Das tonig-klebrige Schlammmaterial erwies sich aus bergmännischer Sicht als äußerst schlecht handhabbar, dennoch ließen sich keine erfolgsträchtigere oder kostengünstigere Lösungen finden. Als begehbares Exponat für eine Ausstellung zur Umweltgeschichte des Bergbaus durch die Beseitigung von Umweltschäden ist der freigelegte Grubenbau vorzüglich geeignet.
Fördersumme
76.693,78 €
Förderzeitraum
30.07.1997 - 15.12.2000
Bundesland
Niedersachsen
Schlagwörter
Klimaschutz
Kulturgüter
Umweltforschung
Umwelttechnik