Projekt 02564/01

Aufstellung einer Untersuchung über das grabenlose Bauen und Instandhalten von Leitungen – Anwendungskriterien und deren Bewertung

Projektdurchführung

GERMAN SOCIETY FOR TRENCHLESSTECHNOLOGY e. V. (GSTT)
St. Petersburger Str. 1
20355 Hamburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zum Gesamtprojekt liegt der Abschlußbericht vom Juni 1997 Leitfaden zur Auswahl von Bauverfahren für den Bau und die Instandhaltung erdverlegter Leitungen unter um-weltrelevanten und ökonomischen Gesichtspunkten (Phasen I und II) - Seiten 1 bis 129 - sowie der dazugehörige Anhang zum Leitfaden - Seiten 130 bis 384 - vor.
Allein für die nächsten 5 Jahre werden von Fachgremien etwa 400.000 km Leitungsneuverlegungen und 200.000 km Leitungssanierungen in Deutschland prognostiziert. Ferner sind umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an bereits verlegten Leitungen durchzuführen. Die Gesamtkosten allein für die Leitungssanierung werden mit etwa 200 Mrd. DM beziffert. Leitungssanierungen sind ökologisch dringend erforderlich, um das unkontrollierte Eindringen von z. B. Abwässern in den Boden und damit auch in das Grundwasser einzuschränken. Durch die Leitungssanierungsmaßnahmen wird daher ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz geleistet.
Umweltschonende Technologien zur Instandhaltung undichter Leitungen und zur Herstellung von Leitungen könnten oft auch mit der Anwendung unterirdischer Baumethoden erreicht werden. Dennoch werden in Deutschland zur Zeit noch insgesamt etwa 85% der Leitungen in offener Bauweise hergestellt oder instandgesetzt. Die Gründe hierfür sind unter anderem:
- die Ausschreibung offener Bauweisen ist heute noch geläufiger;
- die offenen Baumethoden können wegen ungenügender Kenntnisse über die geschlossenen Baumethoden häufig preiswerter angeboten werden;
- die genehmigten und vergebenen Dienststellen besitzen häufig nichtausreichende Kenntnisse, um die unterirdischen Bauweisen richtig beurteilen zu können.
Die GSTT und die STUVA Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen e.V., Köln, gingen im Antrag davon aus, daß offene Baumethoden die Umwelt häufig in einem Ausmaß belasten, das nicht nur vielfältige Störungen und Belästigungen hervorruft, sondern durch geschlossene Bauweisen vermeidbar wäre. Nicht selten zerstören offene Bauweisen irreversibel die Umwelt, beeinträchtigen benachbarte bauliche Anlagen oder unterbinden zeitweilig bestimmte Verkehrsabläufe. Bei Einsatz der geschlossenen Bauweisen werden die genannten Nachteile vermieden. Ferner müssen keine Deponieflächen für die Ablagerung aufzubrechender Straßenbefestigung in Anspruch genommen werden. Der Verkehr auf den Straßen wird nicht noch zusätzlich durch Bodentransporte belastet.
Objektiv gesehen müßte im Grunde zunächst immer die Frage offen sein, welche Baumethode im konkreten Einzelfall anzuwenden ist. Ziel des Projektes war es daher, einen Leitfaden zu erarbeiten, mit dem für den jeweiligen Anwendungsfall eine geeignete, umweltschonende Baumethode bzw. Instandsetzungsmaßnahme gefunden werden kann. Der Leitfaden besteht aus zahlreichen Checklisten, in denen die möglichen Bauverfahren mit Hilfe von Auswahlkriterien kritisch bewertet werden. Die Hauptauswahlkriterien sind Verfahrenstechnik, Umweltverträglichkeit, Umwelt- und Privatrecht sowie Ökonomie.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einer großen interdisziplinären Arbeitsgruppe, in der Vertreter von zahlreichen mittelständischen Firmen, Ingenieurbüros, Kommunen und Forschungsinstituten mitarbeiteten, wurden die Projektinhalte in folgende Arbeitspakete aufgeteilt:
a) Verfahrenstechnik,
b) Umweltverträglichkeit,
c) Umwelt- und Privatrecht,
d) Ökonomie.
Die Arbeitsgruppen erarbeiteten zunächst für obige Bereiche die relevanten Auswahlkriterien und stellten sie in Tabellen zusammen. Diese wurden anschließend im Projektausschuß aus insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Umweltverträglichkeit diskutiert und entsprechend korrigiert.


Ergebnisse und Diskussion

Durch die Arbeitsgruppe bzw. den ständig begleitenden Projektausschuß wurde erreicht, daß die Auswahlkriterien und die Erläuterungen zu den einzelnen Bauverfahren kurz und verständlich formuliert wurden. Zudem wurde ein zutreffender Bewertungschlüssel vorgeschlagen.
Im Ergebnis des Projektes liegt ein spezieller Leitfaden zur Auswahl eines geeigneten Bauverfahrens in offener oder geschlossener Bauweise vor.
Mit Hilfe dieses Leitfadens ist es möglich, für Einzel-Freispiegel- oder Einzel-Druck-Leitungen ein geeignetes offenes oder geschlossenes Bauverfahren auszuwählen. Der Leitungsplaner muß hierzu zunächst seine Bauaufgabe definieren. Hierzu gehören u.a. folgende Aufgaben:
I Zustandserfassung der vorhandenen Leitungen;
II Formulierung der technischen Anforderungen;
III Erfassung der umweltspezifischen Randbedingungen;
IV Erfassung örtlicher Vorgaben.

Nach Formulierung der Bauaufgabe muß der Leitungsplaner sich entscheiden, ob er z. B. bei einer Sanierungsaufgabe die Leitung reparieren, renovieren oder erneuern will. Im Leitfaden findet er für diese Sanierungsverfahren jeweils verschiedene Tabellen mit vielen Beurteilungskriterien. Die Tabellen sind unterteilt in Verfahrenstechnik, Umweltverträglichkeit/Recht und Ökonomie. Der Leitungsplaner muß seine spezielle Bauaufgabe den möglichen Bauverfahren im Leitfaden zuordnen und die im Leitfaden möglichen Bauverfahren mit Punkten oder monetär bewerten. Das Bauverfahren, das die meisten Punkte erhält, ist das bestmögliche Bauverfahren und sollte zur Anwendung kommen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Kontaktadressen:
GSTT e.V., St. Petersburger Straße 1, 20355 Hamburg
Herr Bielecki, Tel.: 040/3569-0 (-2238) oder Baubehörde Hamburg,
Tel.: 040/34913592.
STUVA Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen e.V.,
Mathias-Brüggen-Straße 41, 50827 Köln
Herr Dr. Schreyer, Tel.: 0221/597950.

Das Projekt und seine Ergebnisse wurde den Mitgliedern der GSTT und verschiedenen externen Experten mehrfach vorgestellt. Dadurch wurden auch deren Einwände bei der Überarbeitung des Leitfadens direkt berücksichtigt. Darüber hinaus wurden verschiedene Vorträge auf internationalen Kongressen (No Dig-Konferenzen 1995 in Dresden und 1997 in Genua) gehalten, um den Leitfaden auch international bekannt zu machen. Die vorgestellte Untersuchung ist nach Information der GSTT national und international auf große Resonanz und Anerkennung gestoßen.
Aufgrund der breiten Diskussion des Leitfadens in Fachkreisen sieht die GSTT weitere Möglichkeiten der Verfeinerung und Detaillierung insbesondere im Hinblick auf eine Erleichterung der Handhabung der aufwendigen und umfangreichen Tabellen zur Entscheidungsfindung und auf die Ergänzung von mehreren Bewertungsbeispielen aus der Praxis.
Derzeit muß der Leitungsplaner zur Auswahl eines geeigneten Bauverfahrens für seine spezielle Bauaufgabe eine entsprechenden Zeitaufwand investieren. Um die Untersuchungsergebnisse noch besser in die Praxis umsetzen zu können, ist geplant, in einem Anschlußvorhaben den Leitfaden in eine Multimedia-Anwendung für den PC umzusetzen. Vorteilhaft hierbei ist, daß mehrere Bewertungsdurchgänge in relativ kurzer Zeit vorgenommen werden könnten. Ferner könnten beispielsweise Bauverfahren in Videosequenzen anschaulich erläutert werden. Auch ist eine umfangreichere Unterstützung bei der Bewertung des Umweltrechts und der Umweltverträglichkeit möglich. Die Multimedia-Anwendung soll insbesondere junge Ingenieure motivieren, sich über umweltschonende Technologien im Leitungsbau besser zu informieren.


Fazit

Dem Projekt kommt auch weiterhin insbesondere vor dem Hintergrund der in den nächsten Jahren anstehenden, umfangreichen Sanierungsaufgaben im Leitungsbau und der großen Leitungsnetz-Erneuerung in den neuen Bundesländern große Bedeutung zu.
Trotz der nach ehrlicher und nüchterner Einschätzung von GSTT und STUVA genannten Kritikpunkte an den bisher eingeschränkten Handhabungsmöglichkeiten des Leitfadens (siehe vorstehende Ausführungen im Abschnitt B, Kapitel 5.) muß deutlich herausgestellt werden, daß der Leitfaden ein guter Einstieg und ein nach gutachterlicher Einschätzung auch objektives Mittel darstellt, neben den routineartig zur Anwendung gelangenen offenen Bauverfahren gleichrangig auch geschlossene Bauweisen zu betrachten bzw. gelten zu lassen und sie ggf. konkret in Erwägung zu ziehen.
Im Sinne der Ökologie und Umwelt könnten grabenlose Verfahren mit Sicherheit vielerorts - allerdings nur bei erheblicher Verbreitung des Leitfadens und offensiver Öffentlichkeitsarbeit von GSTT/STUVA - unter erheblichen Vorteilen verstärkt zur Anwendung gelangen.

Übersicht

Fördersumme

127.056,03 €

Förderzeitraum

16.05.1994 - 15.10.1997

Bundesland

Hamburg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik