Reaktivierung der Wasserkraftanlage Schöps-Jägersdorf an der Saale/Thüringen
Projektdurchführung
Haberland/Lange GbRM. Haberland und P. Lange
Mühle Nr. 40
07751 Jägersdorf
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Reaktivierung der Mühle und Wasserkraftanlage Schöps/Jägersdorf an der Saale unter möglichst umweltgerechten Gesichtspunkten. Dabei sollen nicht nur Faktoren der Wirtschaftlichkeit und der Ökologie berücksichtigt werden, sondern die Wasserkraftnutzung soll einer breiteren Öffentlichkeit nahegebracht werden. Hierzu ist es insbesondere vorgesehen, eine Art Besucherkraftwerk zu errichten, um Schulklassen und anderen Interessierten die Möglichkeit der Besichtigung zu geben.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Mühle wurde von den jetzigen Betreibern inklusive allen Betriebsflächen erworben und sukzessive renoviert und restauriert.
· Beginn des Genehmigungsverfahrens Juli 1992, Erteilung der wasserrechtlichen Erlaubnis März 1994
· Erste Beräumung der Betriebsgräben Nov. 1992 - Juli 1993
· Abriß der verrotteten Teile im Krafthausbereich Juli 1993 - Dez. 1993
· Auftragserteilung Turbinenbaufirma Feb. 1994
· Jahrhunderthochwasser 14. April 1994, die gesamte Insel stand unter Wasser, im Krafthausbereich ca. 7 m hoch, Þ Baustopp und Schadensbeseitigung
· Einbau Saugrohre Okt. 1994
· Beginn Bau Einlaufbauwerk und Bedienhaus Nov. 1994
· Beginn Wehrarbeiten Jan. 1995
· Einbau Turbinen Feb. 1995
· Ausbau Untergraben incl. Berme April - Juni 1995
· Inbetriebnahme der WKA Juli 1995
Weitere Baumaßnahmen, wie Montage des Schlauchwehres, Bau des Umgehungsgerinnes und Pflanzungen im Betriebsgrabenbereich schlossen sich an.
Ergebnisse und Diskussion
Mit der Reaktivierung und der damit einhergegangenen Modernisierung der Anlagentechnik ist ein sehr schönes Gesamtensemble entstanden, das die Vorteile der ressourcenschonenden Wasserkraftnutzung bei gleichzeitig möglichst geringer Beeinträchtigung der Umwelt demonstriert. Bei einer Ausbauleistung von 270 kW und einer durchschnittlichen Jahresenergieerzeugung von 2.100 MWh erreicht die Anlage eine jährliche CO2-Einsparung von ca. 1700 t. Die beispielhafte Nutzung der Generatorabwärme zur Gebäudeheizung erbringt eine weitere CO2-Reduzierung und erhöht den Gesamtwirkungsgrad der Anlage.
Die Verbindung der durch das Wehr getrennten Biotope über ein naturnahes Umgehungsgerinne stellt eine deutliche Aufwertung dar. Die weitere Planung sieht auch am Krafthaus selbst eine Fischaufstiegsmöglichkeit vor. Nach Abschluß dieser Maßnahmen kann diese Anlage als Beispiel für eine gute Gestaltung der Durchgängigkeit dienen. Die Gestaltung der Mühllache (Betriebsgraben) mit unterschiedlichen Uferneigungen und Stillwasserzonen sowie die Einrichtung von Fischunterständen verbessern dieses Bild weiter. Insgesamt ergibt sich ein sehr positives Bild der gesamten Anlage. Ebenso ist die Restwasserproblematik hier unter der Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten sehr gut gelöst. Der optische Eindruck der Ausleitungsstrecke läßt keine Beeinträchtigung der Biozönose vermuten. Dies wird durch die Beobachtungen der ortsansässigen Angler bestätigt.
Die geplante Erweiterung des Kraftwerkes um eine Dauerausstellung und der Umbau zu einem Besucherkraftwerk ist gut dazu geeignet, dieses Projekt einer breiten Öffentlichkeit genauso nahezubringen wie dem interessierten Fachpublikum der Kleinwasserkraftnutzer. Die Anlage kann damit einen großen Beitrag leisten, die Attraktivität der Wasserkraftnutzung weiter zu stärken. Dies wurde insbesondere mit der Auszeichnung der Anlage mit dem Thüringer Landesdenkmalschutzpreis 1998 gewürdigt. Der Preis wurde für die denkmalgerechte Sanierung der Mühle, verbunden mit der mehrere öffentliche Interessen zusammenführenden Neunutzung des Kraftwerkes, verliehen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Öffentlichkeitsarbeit findet direkt vor Ort durch den Ausbau zum Besucherkraftwerk statt. Weiterhin wurde die Anlage von den Betreibern auf dem Ersten Anwenderforum Wasserkraft an der GhK vorgestellt. Durch das Mitwirken der Betreiber in einschlägigen Verbänden ist auch weiterhin mit einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit zu rechnen.
Fazit
Hier ist eine Wasserkraftanlage entstanden, die beispielhaft aufzeigt, wie mit Engagement und Phantasie eine Anlage geschaffen werden kann, die sowohl den ökologischen als auch den ökonomischen Ansprüchen gerecht wird. Es wird hierdurch gezeigt, daß umweltgerechte Wasserkraftnutzung durchaus möglich ist.
Fördersumme
487.925,84 €
Förderzeitraum
30.03.1994 - 09.06.1999
Bundesland
Thüringen
Schlagwörter
Klimaschutz
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik