Projekt 02471/01

Entwicklung und Einsatz kostengünstiger, innovativer Werkzeuge und Entscheidungshilfen für kleine und mittlere Unternehmen zur Erfüllung gesetzlicher Anforderungen und freiwilliger Maßnahmen im betrieblichen Umweltschutz

Projektdurchführung

Technische Universität BraunschweigInstitut für Fabrikationslehre undUnternehmensforschung
Spielmannstr. 11 a
38106 Braunschweig

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Vorhaben möchte speziell kleineren und mittleren Unternehmen die Möglichkeit einer rechnergestützten Erstellung von Stoff- und Energieflussbilanzen zur ökologisch orientierten Unternehmensplanung bieten. Außerdem soll durch die ständige Fortschreibung dieser Daten eine Kontrolle der eingesetzten Stoffe und Energien stattfinden, um ggf. Einsparungspotentiale zu ermitteln.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt ist in enger Zusammenarbeit mit mehreren gewerblichen Unternehmen entwickelt worden, um entsprechende Bedürfnisse zu erkennen und bei der Implementierung berücksichtigen zu können. Bei der Auswahl der Unternehmen wurden verschiedene Unternehmensgrößen und Branchen berück-sichtigt. Zunächst fand eine Informationsbedarfsanalyse durch zwei wissenschaftliche Mitarbeiter in den beteiligten Unternehmen statt. Im Rahmen von Studien- und Diplomarbeiten wurde dann eine Grobplanung durchgeführt die - je nach individueller Situation - zu einer Feinplanung ausgearbeitet wurde. Die Ergebnisse dieser Analysen flossen anschließend in die Entwicklung des Betrieblichen Umweltinformationssystems ein.
Die im Rahmen der Projekte gewonnen Umweltkennzahlen der Unternehmen wurden am Institut zusammengetragen, aufbereitet und zum Zweck eines Benchmarkings anonymisiert. Zur Informationsgewinnung über die ökologischen und ökonomischen Randbedingungen von Recyclingverfahren wurden darüber hinaus umfangreiche Recherchen sowohl in der diesbezüglichen Literatur als auch in betreffen-den Unternehmen durchgeführt. Außerdem wurde eine Vielzahl neuer funktionaler Anforderungen ermittelt und in das Informationssystem integriert. Der Betrieb des Informationssystemsystems in Netzwerken ermöglicht die Verfügbarkeit aller enthaltenen Informationen im gesamten Unternehmen. Dabei wird mittels der Internet-Technologie auf die Informationen zugegriffen. Eine flexible Schnittstelle zu bestehenden BDE- und PPS-Systemen dient der Vermeidung doppelter Dateneingaben und ermöglicht eine automatisierte Übernahme der Daten in das Informationssystem.


Ergebnisse und Diskussion

Im gesamten Projektverlauf ergaben sich, abweichend zu den ursprünglich identifizierten Funktionen, Anforderungen, die den erfolgreichen Einsatz des Informationssystems in der betrieblichen Praxis ermöglichen sollten. Das Ergebnis der Anforderungsanalyse, welches sich also sukzessive während der gesamten Projektdauer entwickelt hat, beinhaltet abschließend die folgenden funktionalen Anforderungen:
· Allgemeine Angaben zum Unternehmen: In diesem Bereich werden Angaben zum Unternehmen erfasst, die zum einen einer Klassifizierung für einen späteren Vergleich dienen und zum anderen als Grundlage für verschiedene betriebliche Kennzahlen dienen.
· Abfallartenkatalog: Der Abfallartenkatalog inkl. aller stoffbezogenen Entsorgungshinweise zur Identifikation der Abfälle und Kuppelprodukte ist Bestandteil des Informationssystems.
· Stoff- und Energieflussbilanz: Für die Erfassung der betrieblichen Stoff- und Energieströme besteht die Möglichkeit, einen unternehmensspezifischen Kontenrahmen zu erstellen. Durch eine flexible Kontenstruktur sind individuelle Strukturen für die Erfassung der Stoff- und Energieströme möglich.
· Prozessvisualisierung: Die Stoff- und Energieströme der Betriebsbilanz werden detailliert aufgeschlüsselt und einzelnen Produktionsprozessen des Unternehmens zugeordnet. Durch die Verknüpfung der Prozesse in Form von CPM-Netzplänen lassen sich die Stoff- und Energieströme den hergestellten Produkten zuordnen und somit zu einer Produktbilanz kumulieren. Außerdem wird durch die detaillierte Erfassung der prozessbezogenen Daten eine Identifikation potenzieller Schwachstellen unterstützt.
· Bilanzfortschreibung und Reporting mittels Kennzahlen: Die automatische Fortschreibung der Bilanz und die Auswertung der möglichst täglich zu erfassenden Stoff- und Energieströme tragen zur Vermeidung der Doppelerfassung von Daten bei. Die ständige Fortschreibung der Bilanz unterstützt über frei definierbare grafische Auswertungen das betriebliche Umweltcontrolling und die Berichterstattung. Die erfassten Daten ermöglichen eine detaillierte Auswertung der Stoff- und Energieströme und Reviewmaßnahmen.
· Berücksichtigung von Umweltkosten: Die Berücksichtigung von Umweltkosten schafft eine fehlende Transparenz, mit der Kostenverursacher identifiziert werden können. Dabei werden verschiedene Kostenarten (interne-, externe- und internalisierte Umweltkosten) berücksichtigt.
· Automatisierte Übernahme der Daten aus den operationalen Systemen: Zur Vermeidung einer aufwendigen zusätzlichen Erfassung der Daten im Betrieblichen Umweltinformationssystem ist eine flexible Schnittstelle definiert, die eine automatisierte Übernahme aller relevanten Daten ermöglicht.
· Zugriff auf die Informationen über WEB-fähige Clients: Der Zugriff auf die zur Verfügung gestellten Informationen geschieht über einen WEB-fähigen Client, um eine zentrale Installation für den Einsatz im gesamten Unternehmen zu ermöglichen.
Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse und den Veränderungen der unternehmerischen Anforderungen ergab sich während der Entwicklung des Informationssystems die einheitliche Forderung nach der Erfassung und automatisierten Fortschreibung der Betriebsbilanz sowie die Möglichkeit, ausgewählte Prozesse zu bilanzieren und zu einer Produktbilanz verknüpfen zu können. Somit wurde die Unterstützung von Entscheidungen durch die Erfassung und Darstellung der Betriebs- und der Prozessbilanz zum zentralen Bestandteil des Informationssystems.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Vortrag: Betriebliche Umweltinformationssysteme; Vortrag vor dem VDI Arbeitskreis Umweltmanagement in der betrieblichen Praxis, Düsseldorf, 1997
Veröffentlichung: Betriebliche Umweltinformationssysteme, Informationssysteme als Hilfsmittel des ökologieorientierten Entscheidungswesens, Zeitschrift für Wirtschaftlichen Fabrikbetrieb, 7-8/98
Organisation des Seminars Umweltcontrolling des IFU, TU Braunschweig, 1998


Fazit

Mit diesem Betrieblichen Umweltinformationssystem wird die automatisierte Erfassung, Aufbereitung und Visualisierung betrieblicher Stoff- und Energieflüsse ermöglicht. Die dafür erforderlichen Vorbereitungsarbeiten in den Unternehmen, die ein derartiges System zur Aufdeckung potenzieller Schwachstellen und als Basis für das Umweltcontrolling einsetzen möchten, sind aufgrund der heterogenen Informationsstrukturen und den hohen Anforderungen, die an die zu verarbeitenden Daten gestellt werden, jedoch mit einem hohen bis sehr hohen Aufwand verbunden. Um diesen Aufwand zu minimieren, steht eine flexible Schnittstelle zur Verfügung. Die Aufbereitung und die Darstellung der erfassten Daten geschieht auf der Ebene der Betriebs-, der Prozess- und der Produktbilanz, so dass eine hohe Transparenz auf allen Ebenen erreicht werden kann und Informationen über betriebliche Stoff- und Energieflüsse tagesaktuell abgefragt werden können.

Übersicht

Fördersumme

655.307,72 €

Förderzeitraum

08.08.1995 - 31.12.2001

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Umweltkommunikation