Projekt 00892/01

Integrierte Umweltschutzmaßnahmen innerhalb des Programmes zur Sanierung des Tollensesees mit gleichzeitigem Ausbau bestehender Kooperationen und Unterstützung von Existenzgründungen

Projektdurchführung

Regionalwerk Östlich Tollensesee e. V.
Schwarzer Weg 1
17094 Groß Nemerow

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Errichtung einer Pilzzuchtanlage zur Produktion von Austernseitlingen, dessen nach der Ernte der Pilze übriggebliebenes Pilz-Stroh-Gemisch zur Sanierung von kontaminierten Böden eingesetzt werden soll. Dabei ist zu erforschen, für welche Art der Kontamination sich der Austernseitling eignet. In einem weiteren Teilabschnitt sollen ehemalige Sölle auf Flächen östlich des Tollensesees wieder hergestellt werden, die früher durch landw. Großbetriebe beseitigt wurden. Weiterhin soll im Bereich des Tollensesees eine umweltgerechte Schafhaltung aufgebaut werden, wo ehem. landw. Flächen schonend beweidet werden können. Dabei sind Umweltbehörden einzubeziehen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs ist eine neue Anlage zur Produktion von Austernpilzen zu errichten (Neubau eines Gebäudes).
Die Herstellung der Pilzbrut ist die wichtigste Grundlage. Dazu sind Kooperationsbeziehungen zur INUMA GmbH Papenburg aufgebaut worden. Hierbei sollen die Erfahrungen von Dr. Müller, der sich ebenfalls mit der Pilzproduktion befaßt genutzt werden. Mitarbeiter werden in Papenburg vor Ort sich entsprechende Kenntnisse aneignen. In Teilbereichen wird die Universität Greifswald einbezogen. Mit der Errichtung des Gebäudes zur Pilzproduktion sollen alternative Energien, hier Solarenergie, zur Anwendung kommen. Mit Fertigstellung der Anlage sind Feldversuche zur Eignung des Pilz-Stroh-Gemisches für die unterschiedlichen Arten der Kontamination vorgesehen. Dabei sind Entsorgungsunternehmen mit einzubeziehen. Im Bereich der Landwirtschaft wurden früher durch die sogenannten LPG ehemalige Wasserlöcher (Sölle) auf den Feldern beseitigt um Großflächenwirtschaft zu betreiben. Mit der Regenerierung dieser Sölle sollen Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt und der natürliche Wasserhaushalt reguliert werden. Dabei entstehen zahlreiche Biotope.
Um den Tollensesee ist das Gelände sehr bergig, die Landwirtschaft kann diese Flächen kaum bearbeiten. Es handelt sich z.T. um Trockenrasenflächen die zu einen Landschafts- bzw. Naturschutzgebiet ge-hören. Um die Flächen trotzdem zu bewirtschaften kommt nur eine dem Landschafts- und Naturschutzgebiet entsprechende Beweidung durch umweltgerechte Schafhaltung in Frage. Dazu wird ein Schafstall errichtet.


Ergebnisse und Diskussion

Es wurde ein Gebäude zur Produktion von Austernpilzen errichtet. Das nach Aberntung des Pilzes übrig gebliebene Pilz-Stroh-Gemisch wird zur Dekontamination schadstoffbelastender Böden verwendet. Bei der Produktion des Pilz-Stroh-Gemisches werden Luftkollektoren als alternative Energiequellen eingesetzt. In der Anlage wird die Pilzbrut selbst hergestellt. Dabei sind verschiedene Stämme gezüchtet worden. 5 Stämme konnten als geeignet für die Umweltsanierung bestätigt werden.
Der unspezifische Angriff der ligninolytischen Enzyme auf Xenobiotika ermöglicht deren oxidativen Abbau unabhängig von der jeweiligen Konzentration, der Anwesenheit von Schadstoffgemischen. Die Möglichkeit zum Abbau einer Vielzahl von Verbindungen wurde unter Laborbedingungen untersucht und Abbauwege charakterisiert. Erste Untersuchungen im Bodensystem im Labormaßstab zeigten u. a. die Mineralisierung von PAK nach Einbringung des Pilz-Stroh-Gemisches. Um das Einwachsen von Pilzsubstrat bzw. Pilz-Stroh-Gemisch auf verschiedene Bodenarten bei verschiedenen Bedingungen zu klären, wurden umfangreiche Kleinversuche gefahren. Dazu liegen entsprechende Ergebnisse vor. Es wurden Kleinstmengen von kontaminierten Material verschiedener Konzentrationen mit einem Pilz-Stroh-Gemisch angesetzt und das Einwachsen der Pilzstämme in diesen Bodenarten untersucht. Im Ergebnis wurde positiv festgestellt, daß das Pilz-Stroh-Gemisch über einen längeren Zeitraum stabil in verschiedenen Bodenarten und Zusätzen eingewachsen war.
Die Ausscheidung der Enzyme in das extrazelluläres Milieu sowie ihr ursprünglicher Angriff auf aromatische Substanzen lassen Weißfäulepilze äußerst geeignet für die Dekontamination schadstoffbelasteter Böden erscheinen. Eingehende Versuche sind in Modellmieten vorgenommen worden.
In Zusammenarbeit mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald werden auch nach Abschluß des Projektes weitere Forschungen im Rahmen von Großversuchen unter Einbeziehung von Entsorgungsunternehmen vorgenommen.

Im Teilobjekt Sölle wurden im Großraum Groß Nemerow insgesamt 5 größere Sölle wiederhergestellt, regeneriert. Dazu mußten größere Entrümpelungen, d. h. Entfernen von Müll, Feldsteinen und anderen Gegenständen, vorgenommen werden. Zugeschüttete Sölle wurden zum Teil wieder geöffnet und neu angelegt. Dazu gehörige Rohrleitungen wurden gereinigt und freigelegt. Inzwischen haben sich diese Sölle wieder mit Wasser gefüllt und Lebewesen angesiedelt. Es wurde festgestellt, daß jetzt nicht mehr so viele Flächen auf den Feldern unter Wasser stehen. Sie regulieren nicht nur den Wasserhaushalt auf den Feldern sondern entwickeln sich auch zu Biotopen.

Für das Teilprojekt umweltgerechte Schafhaltung wurde eine Stallanlage einer ehemaligen LPG angekauft und für einen Schafstall hergerichtet. Zur Bewirtschaftung wurde ein Schäfermeister angesiedelt. Das Gebiet um den Tollensesee ist ein landschaftlich sehr sensibles Gebiet. Es ist sehr bergig. Landwirtschaftlich kann das Gebiet außer durch Beweidung kaum genutzt werden. Deshalb wurde die Möglichkeit geschaffen hier eine Schafherde anzusiedeln um das Gebiet, welches über 1000 Hektar groß ist, umweltgerecht zu bewirtschaften. Die Schafherde umfaßt 1000 Mutterschafe. Mit dieser Schafherde werden mehr als 1000 ha Land beweidet. Mit der Ansiedlung der Schafherde wird auch eine Existenzgründung unterstützt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Forschungen auf dem Gebiet der Pilzzucht wurden regional öffentlich dargestellt. Der Ministerpräsident und der Landwirtschaftsminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern haben Interesse bekundet.


Fazit

Es kann nachgewiesen werden, daß Weißfäulepilze für die Sanierung kontaminierter Böden geeignet sind. Nach Abschluß des Projektes werden zusammen mit der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald unter Einbeziehung eines Entsorgungsunternehmens weitere Forschungen im Rahmen von Großversuchen vorgenommen.

Übersicht

Fördersumme

862.114,60 €

Förderzeitraum

26.10.1992 - 11.11.1998

Bundesland

Mecklenburg-Vorpommern

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik