Erarbeitung einer Konzeption zur Erstellung und Erprobung kommunaler Abwasserkataster mit Schwerpunkt der Beratung der abwassererzeugenden u. verarbeitenden Betriebe – untersucht und dargestellt am Beispiel der Kommunen Stadt Greifswald, Stadt Wolgas[…]
Projektdurchführung
Hansestadt Greifswald. Hansestadt Demmin. Stadt Wolgast
c/o Hansestadt Greifswald
Umweltamt
Stralsunder Str. 45/46
17489 Greifswald
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Anlaß: Schwerwiegende Umweltbelastungen in den FNL durch erhebliche und dauerhafte Mängel bei der Abwasserbehandlung. Zielsetzung: Aktiver Umweltschutz durch Verbesserung der kommunalen Abwassersituation im gewerblichen Bereich mit Hilfe des Instruments `Abwasserkataster´ - Da Abwasserkataster keine gesetzliche Pflichtaufgabe und in den FNL weitgehend unbekannt, Schaffung von Beispielen in Form von Abwasserkatastern für 3 direkt in die Boddengewässer der Ostsee einleitende Kommunen - Verallgemeinerung der Untersuchungsergebnisse - Beratung und Unterstützung der Klein- und Mittelbetriebe im Abwasserbereich zur Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs und der Abwassermengen, Optimierung der Abwasseranlagen, Einführung innovativer Betriebstechnik, Verbesserung der Abwasserqualität, Vermeidung von Störfällen
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenLiteraturrecherche - Qualifizierung und praktische Einweisung der kommunalen Mitarbeiter - Datensammlung, Sichtung der Daten und Vorstrukturierung der Auswertung - Strukturierung des Projektablaufs für den Untersuchungsbereich und Projektzeitraum - Erstellung einer Systematik zur Beurteilung der kommunalen Abwasserentsorgung - Erstellung einer Struktur der indirekteinleitenden Gewerbebetriebe und einer branchenbezogenen Auswertungsstruktur für die Einzelunternehmen - Situationsanalyse der kommunalen Kläranlagen (Art, Abwassermenge, Qualität, Zu- und Abläufe), des Klärschlamms (Menge, Qualität, Verwertung), der gültigen Abwassersatzungen, der Kanalsituation (System, Kanalpläne), des Planungsstandes für notwendige und vorgesehene Veränderungen - Auswertung der Betriebsdaten - Erstellung eines Prioritätenplanes - projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit - Beratung und Schulung der kommunalen Mitarbeiter - Anleitung, Beratung und Einarbeitung der kommunalen Mitarbeiter bei der Erstellung des Abwasserkatasters - Betriebsbefragungen und -begehungen - Analyse der betrieblichen Abwässer, Bewertung der Betriebe, Beratung der Betriebe und Kommunen, Vergleich der 3 Kommunen - Erstellung des Endberichts.
Ergebnisse und Diskussion
Ausreichende Umweltvorsorge bei der Gewässerreinhaltung kann von Kommunen im Abwasserbereich nur gewährleistet werden, wenn neben modernen Kläranlagen auch konsequente Erfassung, Beratung und Kontrolle der Indirekteinleiter erfolgt. Die direkt oder indirekt in die Boddengewässer der Ostsee einleitenden Kommunen Greifswald, Demmin und Wolgast benötigten in Verbindung mit der Modernisierung und Erneuerung ihrer veralteten und überlasteten Kläranlagen für diese Aufgabe ein Instrument zur Erfassung, Beratung und gezielten Einflußnahme auf gewerbliche Abwasserproduzenten. Dabei ging es u.a. auch um die schnelle Verbesserung der Wassersituation im Bereich der Laichgebiete des Ostseeherings, die durch die Einleitung schlecht geklärter Abwässer in den letzten Jahrzehnten schwerwiegend belastet worden waren. Da Abwasserkataster bisher keine gesetzliche Pflichtaufgabe der Kommunen waren, konnte dieses in den FNL vorwiegend unbekannte Instrument nur mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Rahmen eines Pilot- und Modellprojektes realisiert werden. Zunächst wurden alle Gewerbebetriebe im Untersuchungsraum ermittelt, erfaßt und begangen. Hier ergaben sich bereits erhebliche Probleme aus der Dynamik der Veränderungen der Gewerbesituation in der Nachwendezeit. Vor allem Betriebe in Altliegenschaften hatten erheblichen Investitionsbedarf für Abscheidetechnik und Vorbehandlungsanlagen. Ein wesentliches Problem bestand in der weitestgehenden Unkenntnis der Betriebsinhaber über Zusammensetzung und Belastung der Abwässer ihrer Betriebe sowie über die dafür maßgebenden Ursachen. Grundsätzlich muß die Katastererstellung mit einer gezielten Begehung, Beratung und Beprobung der Betriebe verbunden werden. Die konsequente Beachtung und Durchführung dieser Aufgabe bei der Abwasserkatastererstellung ergibt bereits deutliche und nachweisbare Reduzierungen der Schadstoffeinleitungen. Die unverzichtbare aktive Mitarbeit der Betriebsinhaber bei der Wassereinsparung und Abwasserverbesserung ist nur zu erreichen, wenn an Erfahrungen und Kenntnissen der Betriebsinhaber angeknüpft und neben den umweltverbessernden Wirkungen vor allem Aufwands- und Kostenreduzierung nachgewiesen wird. Wasserkennzahlen bezogen auf Gebäudenutzflächen, Betriebstechniken und Branchen wurden erarbeitet und angewandt. Damit wurden Vergleiche des Wasserverbrauchsniveaus, des -verbauchsverhaltens und vorhandener Einsparpotentiale möglich.Besondere Bedeutung hat das Abwasserkataster für die Bewältigung von Notfallsituationen und Grenzwertüberschreitungen im laufenden Kläranlagenbetrieb. Mit Hilfe des EDV-gestützten Abwasserkatasters und der verfügbaren Betriebsberichte ist eine schnelle Feststellung möglicher Verursacher im Indirekteinleiterbereich und die Ursachenbeseitigung möglich. Das setzt jedoch die systematische Weiterführung, Ergänzung und Aktualisierung des Abwasserkatasters voraus. Zur Fortführung der beispielhaft vorgelegten Kataster haben es die beteiligten Kommunen übernommen:- kommunale Gebäude und Einrichtungen einzubeziehen (Vorbildfunktion)- systematische Beratung der Indirekteinleiter zum Stand der Technik, Rechtsgrundlagen, Gesetzes- und Satzungsänderungen durchzuführen- Informationen über Probe-, Kontroll- und Revisionsschächte zu sammeln, auszuwerten, weiterzugeben- Analysehilfe für kleine Betriebe bei der Diagnose des Abwassers zu leisten- frühzeitige Beteiligung der Baugenehmigungsbehörden bei betrieblichen Baumaßnahmen zu sichern- Einbeziehung der Kammern und Verbände zu organisieren- Erläuterung des Ortsrechts und Beratung bei der Beachtung und Einhaltung durchzuführen- offener, rechtsunverbindlicher Erfahrungsausstausch zwischen Firmen, Kammern und Behörden zu organisieren
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Im Verlauf der Projektbearbeitung wurden zwei Fachtagungen im Untersuchungsraum durchgeführt, es erfolgten wiederholte Veröffentlichungen in der Fach- und regionalen Presse, Ausstellungen und Diskussionen in örtlichen Ausstellungsräumen wurden organisiert. In kommunalen Fachausschüssen und anderen Gremien wurde über das Projekt informiert, Vorgehen und Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.
Fazit
Die mit und im Verlauf des Projektes erzielten Ergebnisse haben die Bedeutung kommunaler Abwasserkataster an praktischen Beispielen nachdrücklich bestätigt. Aufbau, Methodik, Vorgehensweise und Anforderungen an diese Kataster wurden entwickelt, beispielhaft angewandt und erprobt und verallgemeinerungsfähig dokumentiert. Spezielle EDV-Software-Programme wurden erprobt und für die beteiligten Kommunen eingerichtet und mit den Katasterdaten aufgefüllt. Durch die modellhafte Projektdurchführung wurden die Absichten der Landesbehörden mit initiiert und nachdrücklich unterstützt, Abwasserkataster für gewerbliche Indirekteinleiter zur Pflichtaufgabe für kommunale Kläranlagenbetreiber zu machen. Das ist in Mecklenburg-Vorpommern noch während der Projektlaufzeit durch Verordnungen auf Landesebene erfolgt. Die Abwasserkataster werden durch die im Verlauf des Projektes geschulten und speziell eingewiesenen kommunalen Mitarbeiter als Daueraufgabe weitergeführt.
Fördersumme
943.057,42 €
Förderzeitraum
01.01.1993 - 31.12.1995
Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern
Schlagwörter
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik