Im März 1990 wurden auf Vorschlag des damaligen stellvertretenden Ministers für Naturschutz, Umweltschutz und Wasserschutz der DDR zehn Prozent der DDR-Flächen einstweilig unter Schutz gestellt. Bis zur Wiedervereinigung gelang es, fast die Hälfte davon in Form von Biosphärenreservaten, National- und Naturparks in den Einigungsvertrag einzubringen und endgültig zu sichern.
Dieser große Erfolg war das Ergebnis jahrelanger Arbeit und Verhandlungen, die auf das große Engagement einer unabhängigen Umweltbewegung zurückzuführen ist und eine der größten Erfolgsgeschichten Ost-westdeutscher Zusammenarbeit beschreibt.
Ziel: Geschichte des deutsch-deutschen Naturschutzes filmisch zu dokumentieren
Gegenstand des Projektes ist es, diese Geschichte des deutsch-deutschen Naturschutzes in der Umbruchzeit filmisch zu dokumentieren und in Bezug zur aktuellen Naturschutzbewegung zu stellen. Insbesondere junge Menschen sollen damit einen Einblick in die jüngere Geschichte des Naturschutzes erhalten, die damaligen naturschutzpolitischen Gegebenheiten, Widerstände und Hürden, die es zu überwinden galt, verstehen lernen und nicht zuletzt die Akteur*innen, die maßgeblich zum Gelingen einer gemeinsamen Naturschutzstrategie beigetragen haben, kennenlernen. Gleichzeitig sollen mit dem Film und mit weiteren Bildungsmaßnahmen junge Menschen in die Lage versetzt werden, das Engagement aktueller Naturschutzbewegungen in den geschichtlichen Kontext zu stellen und Gestaltungs- und Partizipationsansätze bei der Entwicklung und Umsetzung eines verantwortungsvollen und zukunftsfähigen Umgangs mit der Natur erfahren. Ein wesentliches Ziel dabei ist es, Lust auf Naturschutz generell und insbesondere Mut zur aktiven Mitwirkung im Naturschutz zu machen. Am Beispiel von Michael Succow und weiterer Protagonist*innen wird erklärt, wie aktiv gelebter und enkeltauglicher Naturschutz funktionieren kann und warum es sich lohnt, sich auch im Alltag für den Naturschutz einzusetzen.
Nicht nur eine Brücke zwischen Ost und West
Konkret geplant ist ein 60-minütiger, fernseh- und Kino-tauglicher Dokumentarfilm, der sich durch seine Machart an den Sehgewohnheiten Jugendlicher und junger Erwachsener orientieren soll. Durch aktuelle und aus Archivmaterial generierte Interviews mit maßgeblich an den Entwicklungen beteiligten Persönlichkeiten wie u. a. Klaus Töpfer, Michael Succow, Hannes Knapp, Uli Messner, Bernhard Grzimek etc. soll eine Brücke zu den vielen „Grasroots-Naturschützer*innen“, die im Westen als „Fortschrittsverweiger*innen“ und im Osten als Staatsfeinde bezeichnet wurden, geschlagen werden. Dabei sollen u. a. auch Personen wie Jochen Flasbarth (als Gründer des „neuen“ NABU), Hannah Emde (Tierärztin, Autorin und Artenschützerin), Luisa Neubauer (Klimaschutz-Aktivistin) oder die jungen Landwirt*innen der „Climate Farmers“ zu Wort kommen. Gleichzeitig sollen die Entstehung der Verbände und Naturschutzstiftungen, der DBU, des BfN und die Erfolge Einzelner, wie z. B. Michael Otto und seiner Umweltstiftung, erzählt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt des Films soll die Natur selbst sein, die in ihrer Vielfalt und Ästhetik, ihrer Verwundbarkeit und Bedeutung für unser Leben in verschiedenen Facetten immer wieder im Film auftaucht. Hier sind Makro- und Mikroaufnahmen aus der Luft, im Boden oder aus den Baumwipfeln heraus vorgesehen.
Beteiligung junger Menschen ausdrücklich gewünscht
Eine Besonderheit des Films stellt die Einbindung von Videoanfragen dar. Dafür werden während der Produktion Fragen von jungen Naturschützer*innen per Video aufgenommen und in den Film integriert. So sollen entsprechende Sequenzen z. B. den Zeitzeug*innen im Film vorgespielt und für die Zuschauenden eingeblendet werden. Die Fragen der Jugendlichen und die jeweiligen Antworten der Interviewten werden als Clips auf TikTok und Instagram unter dem Hashtag #wiegehtnatur verbreitet.
Um Jugendliche noch stärker zur Mitwirkung zu motivieren, soll ein „NatureMobile“-Konzept realisiert werden. Dabei erstellen Heranwachsende selbst kleine Naturfilm-Sequenzen, die besten Aufnahmen werden Teil des Dokumentarfilms. Zur Vorbereitung wird ein kurzer Film mit Tipps von Profis produziert und auf einer Website zur Verfügung gestellt.
Zugriff für breite Zielgruppen
Der Film sowie die Begleitmaterialien sollen über eine Projekthomepage kostenfrei verfügbar sein. Er richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahren und ist für den schulischen Unterricht geeignet. Ein modulartiger Aufbau ermöglicht den Einsatz in kleineren Zeiteinheiten. Parallel sollen geeignete Sendeplätze im öffentlich-rechtlichen Fernsehen akquiriert werden.
Projektdurchführung:
HaDeZett gGmbH, Murnau, Bayern
DBU-AZ: 38890/01
Förderzeitraum: 03.07.2023 – 03.01.2025
Titelbild: Wachturm an der innerdeutschten Grenze, Foto: Canva/ Peter Baum