Funktionierende Auenlebensräume, Feuchtgebiete und Moore spielen für die Biodiversität und als Stoffsenke eine entscheidende Rolle in der Kulturlandschaft. Eine gezielte Reduktion von Stoffeinträgen in Gewässer und Feuchtgebiete könnte helfen, Wege zu finden, wie in der Agrarlandschaft die Artenvielfalt, entgegen des aktuellen Trends, wieder erhöht werden kann. Mit dem Ziel der Verbesserung der ökologischen Situation von Gewässern und Feuchtgebieten werden von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zwei Projekte in Bad Wurzach gefördert.
Projektnehmer ist die Landespflege Freiburg, die in enger Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum Wurzacher Ried ein Entscheidungshilfesystem entwickelt, das beispielsweise genutzt werden kann, um zu klären wo zu viele Nährstoffe aus landwirtschaftlichen Flächen in das Grundwasser oder angrenzende Gewässer gelangen. Nährstoffe können zu gravierenden Belastungen dieser Lebensräume führen und die Artengemeinschaften empfindlich beeinträchtigen. Wichtig sei es daher zu wissen, wo Nährstoffe innerhalb der Agrarlandschaft verstärkt ausgetragen werden und wie dies durch veränderte Landnutzung beeinflusst werden kann.
Als Modellregion wurde das Einzugsgebiet des Hochmoorkomplexes Wurzacher Ried ausgewählt. Im Computer werden über ein digitales Höhenmodell die einzelnen Strömungen im Einzugsgebiet abgebildet. So können Bereiche des erhöhten Stoffaustrages aus landwirtschaftlichen Flächen identifiziert und Haupteintrittspforten in Gewässer und Feuchtgebiete verortet werden - diese Gebiete eignen sich besonders für effektive Maßnahmen zur Rückhaltung von Nährstoffströmen. Mit Hilfe zahlreicher weiterer Daten und Informationen zur Landnutzung können Voraussagen für die zukünftige Lebensraumentwicklung bei entsprechendem Maßnahmeneinsatz abgeleitet werden. So können anhand des computergestützten Entscheidungshilfesystems Kosten-Nutzen-Analysen bereits im Vorfeld von Maßnahmen vorgenommen werden.
Die Umsetzung des theoretischen Wissens in die Praxis kann nur über den Dialog mit den Landwirten und den Akteuren aus Wasserwirtschaft und Naturschutz erreicht werden. Um die Bereitschaft zu gezielten Umstellungen der Flächennutzung und für einen Einsatz digitaler Planungswerkzeuge auszuloten, werden im Rahmen der Projekte umfangreiche Interviews mit Landnutzern geführt.
Das aus den erarbeiteten methodischen Grundlagen entwickelte Entscheidungshilfesystem ist auf andere Einzugsgebiete übertragbar. Zur Qualitätssicherung und um eine hohe Transparenz zu erreichen, werden die methodischen Schritte mit einem Beirat aus Experten relevanter Fachbereiche und -institutionen rückgekoppelt.