Der Boden ist ein natürlicher Wasserspeicher für Niederschläge. Bei langandauerndem Regen wird das Rückhaltepotenzial tieferer Bodenschichten nicht genutzt, weil die darüber liegende wassergesättigte Schicht dies verhindert. Für den Hochwasserschutz ergeben sich daraus bisher nicht ausgeschöpfte Potenziale. Dem Senkenpotenzial – der Menge Wasser, die solange zurück-gehalten werden kann, bis das Hochwasser weitgehend abgeklungen ist – gilt besonderes Interesse.
Hochwasserschutz im Mulde-Einzugsgebiet
Das Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und landwirtschaftlichen Wasserbau der Universität Hannover hat zusammen mit seinen Kooperations-partnern ein Konzept zum vorbeugenden Hochwasser- und Naturschutz in der Fläche am Beispiel des Mulde-Einzugsgebiets in Sachsen erarbeitet. Durch Anwendung innovativer EDV-Instrumente untersuchten die Wissenschaftler dezentrale Bewirt- schaftungsmöglichkeiten von Siedlungs- und Verkehrsflächen für das Einzugsgebiet.
Abflussverzögerung darstellen
Potenziale und Umsetzungsmöglichkeiten werden auch im Hinblick auf den Arten- und Biotopschutz und eine höchstmögliche Wirtschaftlichkeit bewertet. Mithilfe des Geographischen Informationssystems (GIS) und eines Expertensystems werden Maß- nahmen zur Verzögerung der Abflüsse und ihre Wirkungen dargestellt. Zudem sollen Potenzialkarten Flächen mit unterschiedlichen Rückhalte- bzw. Verzögerungspotenzialen und den theoretisch möglichen Wasserrückhalt zeigen. Zusammenhänge zwischen Umstellungen in der Landwirtschaft und der Siedlungswasserwirtschaft mit dem Wasserrückhalt im Boden ermöglichen die Nutzung positiver Synergien: So haben Landwirte Interesse daran, durch eine konservierende Bodenbearbeitung Erosion zu vermindern und die Bodenbearbeitung wirtschaftlicher zu gestalten. In der Siedlungswasserwirtschaft geht es darum, die Mischsysteme der Regenwasserableitung teilweise durch dezentrale Bewirtschaftungsmaßnahmen zu ersetzen.
Hochwasserschutz und Naturschutz
Mit dem neu entwickelten Software-Modell FLEXT ergibt sich im Muldegebiet ein theoretisches Senkenpotenzial von bis zu ca. 300 Mio. m3 Wasser, das durch geeignete Maßnahmen teilweise genutzt werden kann. Würden 15 % der Flächen der vorhandenen Siedlungsgebiete auf das dezentrale Prinzip umgestellt, können – rückblickend auf die Hochwasserereignisse von 1981 bis 2002 – zwischen 3,5 und 6,0 Mio. m3 Wasser je Hochwasserereignis gespeichert werden. Würde die gesamte Ackerfläche umgestellt, ergibt sich ein Rückhalt von 11,5 bis 24,0 Mio. m3. Ein erhöhter Wasserrückhalt in der Fläche dient dem Hochwasserschutz, dem Naturschutz und einem verbesserten Boden- und Grundwasserhaushalt. Das Konzept der Universität Hannover berücksichtigt erstmals auch die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen und Synergieeffekte zwischen den Akteuren.
Projektthema
Vorbeugender Hochwasserschutz durch Wasserrückhalt in der Fläche – Beispiel Flusseinzugsgebiet der Mulde (Sachsen)
Projektdurchführung
Universität Hannover, Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie
und landwirtschaftlichen Wasserbau
Appelstraße 9 A
30167 Hannover
Telefon 0511|762-2237
info@iww.uni-hannover.de
www.iww.uni-hannover.de
Kooperationspartner
Universität Hannover
Institut für Volkswirtschaftslehre
www.wiwi.uni-hannover.de
Institut für Landschaftspflege und Naturschutz
www.laum.uni-hannover.de/iln
Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft
www.landwirtschaft.sachsen.de/lfl