Starkregenereignisse und Hitzewellen: Die Klimakrise stellt bereits heute viele Städte vor große Herausforderungen. Insbesondere stark versiegelte Innenstadtbezirke mit wenigen Grünflächen und Gebäuden aus Stein, Beton, Glas und Stahl können sich extrem aufheizen. Zudem können durch die starke Versiegelung Niederschläge nur eingeschränkt versickern. Dies hat Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit: Hitze kann das körpereigene Kühlsystem überlasten und u.a. zu Herz-Kreislaufproblemen führen. Starkregenereignisse können mit einem erhöhten Unfallrisiko einhergehen und beeinträchtigen zunehmend die psychische Gesundheit. Um die vielfältigen negativen Auswirkungen der Klimakrise auf Umwelt und Gesundheit abzufedern, braucht es insbesondere strukturelle Veränderungen urbaner Räume – wie flächendeckende Verkehrsberuhigung als Grundlage für Flächenentsiegelungen und die Schaffung zusätzlicher Grünräume. Als vielversprechendes Konzept zur Klimafolgenanpassung werden immer häufiger die in Berlin gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern entwickelten Kiezblocks diskutiert. Ein Kiezblock ist ein städtisches Quartier ohne Durchgangsverkehr durch Autos. So können Straßen und Parkplätze umgenutzt werden – beispielsweise als Grünflächen, Fußgänger- oder Fahrradzonen.
Bisher wurden vorrangig Verkehrseffekte von Kiezblocks untersucht. Wir verstehen jedoch nur unzureichend, wie sich Kiezblocks auf Umwelt, Gesundheit und das Zusammenleben im Kiez auswirken, wie die einzelnen Effekte zusammenwirken und wie Bürgerinnen und Bürger in Zusammenarbeit mit der Verwaltung zu einer raschen und flächendeckenden Umsetzung von Kiezblocks beitragen können. Es fehlt u.a. an konzeptuellen und methodischen Grundlagen, um ein komplexes städtebauliches Konzept wie Kiezblocks umfassend wissenschaftlich begleiten zu können.
Effektivität von Kiezblocks in Bezug auf Umwelt und Gesundheit
Das Pilotprojekt „Planetary Health – Transdisziplinäre Evaluation von Kiezblocks als städtebauliches Konzept zur kommunalen Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeitstransformation“ der Universität Heidelberg setzt genau an diesen Lücken an und bereitet die Untersuchung der Effektivität von Kiezblocks in Bezug auf Umwelt und Gesundheit und der damit einhergehenden Umsetzungsprozesse vor. Gemeinsam mit relevanten kommunalen Akteurinnen und Akteuren wie der Kommunalverwaltung, lokalen Unternehmen und der Zivilgesellschaft, werden mögliche Wirkweisen von Kiezblocks identifiziert, die Nutzung unterschiedlicher Datentypen zu Evaluationszwecken untersucht und mit hochauflösenden Citizen-Science-Daten experimentiert. Der multiperspektivische Forschungsansatz fördert darüber hinaus die Anwendbarkeit der Projektergebnisse im Kontext verwandter städtebaulicher Initiativen in Deutschland und international (u.a. Superblocks in Barcelona, Low Traffic Neighborhoods in London). Das Projekt wird in Kooperation mit Changing Cities und der Anlauf- und Koordinationsstelle für öffentliche Räume (AKöR) durchgeführt.
DBU-Förderthema 5: Energie- und ressourcenschonende Quartiersentwicklung
WBGU-Teilhandlungsfelder: Gesunde Lebensräume, gesunde Mobilität (die Teilhandlungsfelder beziehen sich auf die Publikation des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) „Planetare Gesundheit: Worüber wir jetzt reden müssen“)
Projekttitel: Transdisziplinäre Evaluation von Kiezblocks als städtebauliches Konzept zur Verkehrsberuhigung
Projektdurchführung: Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD)
Ansprechpartner: Dr. Michael Eichinger, Kooperationspartner: Changing Cities e. V.
DBU-AZ: 38016, Förderzeitraum: Juli 2022 – Juli 2024
Stand: Juni 2023
Titelbild: Michalke, Changing Cities